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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Ostini, Fritz von: Die Lenbachausstellung in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0012

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franz von lenbach

frau hermann e i n st e i n (1901)

DIE LENBACHAUSSTELLUNG IN MÜNCHEN

Von Fritz v. Ostini

Verehrer Lenbachs aus „beiden Lagern" der
Münchener Künstlerschaft haben sich zu-
sammengetan, dem Meister die würdigste Ge-
dächtnisfeier zu bereiten, die sich veran-
stalten ließ, eine Ausstellung von Werken aus
allen Phasen seines Schaffens. Sie brachten
270 Bilder zusammen, die aus den Jahren
1854 —1804 datieren, also ein halbes Jahr-
hundert künstlerischer Arbeit bezeichnen. Aus
jedem Dezennium von Lenbachs Tätigkeit sind
Werke zur Stelle gebracht, die erklommene
Gipfel bedeuten. Bilder aus dem Beginn der
sechziger Jahre, wie drei oder vier Bauern-
köpfe, sind in ihrer Art so vollkommen,
daß wir erkennen: eine Weiterentwicklung
war hier auch nur durch eine Richtungs-
änderung möglich. Welche Richtung Lenbach
nun einschlug, nachdem er zu einer beispiellos
gründlichen Kennerschaft den alten Meistern
gegenüber durch das Kopieren für den Grafen
Schack gekommen war, ist bekannt. Wie sich
aber die Wandlung in ihm vollzog, welche
Umwege sie nahm, wie er oft neue Seiten-

wege betrat, Versuche machte, um doch immer
wieder zu der großen, aufsteigenden Linie
seiner Kunst zurückzukehren, über alle diese
Fragen gibt die Münchener Lenbachausstellung
die interessantesten Aufschlsüse. Und über
vieles andere auch noch, über das Wie seiner
Produktion, über allerhand Werkstattgeheim-
nisse und technische Experimente ebensogut,
wie über menschliche Eigenschaften, deren
Kenntnis wir zum Verstehen dieser starken
Malerindividualität brauchen. Mühelos gibt
uns die Ausstellung allerdings alle jene wert-
vollen Aufschlüsse nicht. Die ganze Sache
ist mit auserlesenem Geschmacke, in echt
Lenbachischem Sinne veranstaltet, in echt
Lenbachischem Sinne auch insofern, als der
Schönheit des Eindruckes der praktische
Zweck, der Zweck zu unterrichten, das Stu-
dium des Meisters zu erleichtern, unbedenk-
lich nachgesetzt wurde. Die Bilder sind näm-
lich nur „auf Wirkung" gehängt, im übrigen
hängt das älteste neben dem neuesten und
von irgend einer Rücksicht auf die Reihen-

Die Kunst für Alle XXI. i. i. Oktober 1905.

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