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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Laban, Ferdinand: Die deutsche Jahrhundert-Ausstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0294

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HEINRICH F. FUGER (1751-1818) DER KÜNSTLER MIT BRUDER AM KLAVIER

Deutsche Jahrhundert-Ausstellung Berlin 1906

DIE DEUTSCHE JAHRHUNDERT-AUSSTELLUNG

Von Ferdinand Laban
L

T Ton der Stirnfront der K. Nationalgalerie
* zu Berlin strahlt weithin die Lapidar-
inschriftr „Der deutschen Kunst 1871." Und
ebenfalls in Goldlettern lesen wir 37 deutsche
Künstlernamen aus sieben Jahrhunderten auf
Votivtäfelchen über den Fenstern des Ober-
geschosses. Davon entfallen 20 auf Künstler
des ausgehenden 18. und des 19. Jahrhunderts.
Darunter sind Maler: Carstens, Schick, Graff,
Koch, Blechen, Rottmann, Rethel, Cornelius,
Overbeck, Schwind, Schnorr. Doch der erste
kann als Maler kaum mitzählen, also: zehn.
Eine magere Liste. Zudem ist nicht alles
Gold, was glänzt. Aber man wird diesen
Namen historische Bedeutung nicht aber-
kennen wollen. Die Frage- ist nur, wie es
in der deutschen Malerei des abgelaufenen
Jahrhunderts um diese Künstler herum aus-
sieht, ob sie wirklich die anderen durchaus
übergleißen, natürlich ganz abgesehen davon,
daß man 1871 den noch lebenden Künstlern
die Votivtäfelchen verweigerte.

Es war ein überaus glücklicher Gedanke,

eine Ueberschau über die deutsche Maler-
kunst des Zeitraums von 1775 bis 1875 zu
veranstalten. An eindringlichen monographi-
schen Arbeiten von wissenschaftlichem Wert
besitzen wir nicht allzuviele aus dieser Epoche.
Die gedruckten Jahrhundertübersichten aber
bauen sich auf zufälligem und hergebrachtem
Material auf. Auch der Besitz öffentlicher Gale-
rien ist notgedrungen von Einseitigkeit nicht
frei. Es mußte der Wunsch verwirklicht wer-
den, die Werke der letzten Vergangenheit —
und diese schwindet ja bekanntlich zu allererst
aus dem Gedächtnis — einmal in umfassen-
der Fülle einheitlich dem Auge vorzuführen,
um möglicherweise über diese problematische
Geschichtswelle in der Art zu einem Urteil
zu kommen, wie über die uns so intim
vertraute große deutsche Kunstperiode der
Renaissance. Hier und dort — wurde ge-
sagt — haben die Museen angefangen, orts-
geschichtliche Sammlungen anzulegen. Fast
jede größere Ausstellung der letzten Zeit
hatte ihren historischen Teil. Die ersten

Die Kunst für Alle XXI. i-' 15. Matz 1906.

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