DIE BEURONER KUNSTSCHULE <^=^
BEURONER KUNSTSCHULE KARTON ZU EINEM MOSAIK IN DER
KRYPTA VON MONTE CASSINO (1904)
Aber es fehlten die Aufgaben, wie so oft, hoch oben im Gebirg, wo er Leiter eines Stein-
undsolagen die Kräfte brach und verloren sich, bruches wurde. Da lebte er zwei Jahre in
Peter Lenz und Jakob Wüger kannten sich einer Holzhütte mit seinen Pausen an der
schon seit 1851, als beide in München stu- Wand, das Moosbett und den Pul versack in
dierten. Sie waren sehr verschieden veranlagt. einer Ecke und den Ofen in der anderen. Nur
Lenz war hauptsächlich Bildhauer, obgleich hie und da kam ein Tourist, dem er sein
er sich an allem erprobte, an Architektur und Nachtlager anbot, der morgens dann wie ge-
Kleinkunst besonders. Er liebte vor allem rädert vom harten Lager aufstand. Hier wurde
die frühgriechische Kunst. Nichts ergriff ihn Lenz zu der künstlerischen Persönlichkeit,
mehr als die Aegineten und die wenigen ägyp- als die wir ihn heute kennen, und hier schrieb
tischen Statuen, die er in München zu sehen er seinen schönen Aufsatz*), der seine Kunst-
bekam. Was ihn anzog, war Stil. ideen enthält, und den er aus Dankbarkeit für
Wüger, ausschließlich Maler und besonders die Stipendienjahre samt einigen Photographien
Zeichner, liebte die großen Venetianer und dem preußischen Minister schickte, der na-
alle echten Maler. Was ihn anzog, war die türlich nie antwortete. Hören wir einen Pas-
Natur und die mehr direkte als stilisierte sus aus einer seiner späteren Schriften:
Wiedergabe derselben. _ Die Kunst waT lediglich Sache des indivi-
Und beide hatten sich sehr exklusiv in duellen Beliebens, der subjektiven Laune, des Zeit-
ihrer Begabung entwickelt. geistes und der Mode geworden, ohne festes Form-
in Rom waren sie später Männer geworden, P™z% in,.sich> steuerlos dem Naturalismus und
. ,. , , , .. . , .„ . , Individualismus preisgegeben, in die ganze Ver-
sitthch und künstlerisch gereift. Beide waren änderlichkeit seiner Faktoren mit hineingerissen.
treue Katholiken, Wüger Konvertit. Einige Verloren gegangen waren die festen Form- und
Jahre war Lenz Professor in Nürnberg ge- Sprachprinzipien, die bleibenden typischen Ele-
wesen, hatte aber durch Cornelius ein Sti- mente der alten Kunst, welche durch Jahrhunderte
,.„.._,,, _ ,. und Jahrtausende unverruckt blieben, die ewigen
pendium für Rom bekommen. Da studierte Gesetze der Natur, welche die Kunst dirigierten,
er seine lieben Griechen und noch lieberen adelten, individuelle Schwachheit, Unbeständigkeit,
Aegvpter. Zahllose Pausen machte er nach Kleinheit zu sich erhoben. Der einzelne war ledig-
den alten Vasenbildern und Reproduktionen f£* a"fs!'^ selbsl'- gestellt, ohne festen objektiven
, „ . _, r Standpunkt gegenübergestellt der Natur mit ihren
der ersten Funde aus dem Pharaonenlande. ö b
Als die Stipendienzeit um war, ging er 1864 *, Siehe die kleine Schrift: ,Zur Aesthe,ik der
mit diesem Schatz nach Schlanders in Tirol, Beuroner Kunstschule.« Wien, Wilh. Braumüller.
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BEURONER KUNSTSCHULE KARTON ZU EINEM MOSAIK IN DER
KRYPTA VON MONTE CASSINO (1904)
Aber es fehlten die Aufgaben, wie so oft, hoch oben im Gebirg, wo er Leiter eines Stein-
undsolagen die Kräfte brach und verloren sich, bruches wurde. Da lebte er zwei Jahre in
Peter Lenz und Jakob Wüger kannten sich einer Holzhütte mit seinen Pausen an der
schon seit 1851, als beide in München stu- Wand, das Moosbett und den Pul versack in
dierten. Sie waren sehr verschieden veranlagt. einer Ecke und den Ofen in der anderen. Nur
Lenz war hauptsächlich Bildhauer, obgleich hie und da kam ein Tourist, dem er sein
er sich an allem erprobte, an Architektur und Nachtlager anbot, der morgens dann wie ge-
Kleinkunst besonders. Er liebte vor allem rädert vom harten Lager aufstand. Hier wurde
die frühgriechische Kunst. Nichts ergriff ihn Lenz zu der künstlerischen Persönlichkeit,
mehr als die Aegineten und die wenigen ägyp- als die wir ihn heute kennen, und hier schrieb
tischen Statuen, die er in München zu sehen er seinen schönen Aufsatz*), der seine Kunst-
bekam. Was ihn anzog, war Stil. ideen enthält, und den er aus Dankbarkeit für
Wüger, ausschließlich Maler und besonders die Stipendienjahre samt einigen Photographien
Zeichner, liebte die großen Venetianer und dem preußischen Minister schickte, der na-
alle echten Maler. Was ihn anzog, war die türlich nie antwortete. Hören wir einen Pas-
Natur und die mehr direkte als stilisierte sus aus einer seiner späteren Schriften:
Wiedergabe derselben. _ Die Kunst waT lediglich Sache des indivi-
Und beide hatten sich sehr exklusiv in duellen Beliebens, der subjektiven Laune, des Zeit-
ihrer Begabung entwickelt. geistes und der Mode geworden, ohne festes Form-
in Rom waren sie später Männer geworden, P™z% in,.sich> steuerlos dem Naturalismus und
. ,. , , , .. . , .„ . , Individualismus preisgegeben, in die ganze Ver-
sitthch und künstlerisch gereift. Beide waren änderlichkeit seiner Faktoren mit hineingerissen.
treue Katholiken, Wüger Konvertit. Einige Verloren gegangen waren die festen Form- und
Jahre war Lenz Professor in Nürnberg ge- Sprachprinzipien, die bleibenden typischen Ele-
wesen, hatte aber durch Cornelius ein Sti- mente der alten Kunst, welche durch Jahrhunderte
,.„.._,,, _ ,. und Jahrtausende unverruckt blieben, die ewigen
pendium für Rom bekommen. Da studierte Gesetze der Natur, welche die Kunst dirigierten,
er seine lieben Griechen und noch lieberen adelten, individuelle Schwachheit, Unbeständigkeit,
Aegvpter. Zahllose Pausen machte er nach Kleinheit zu sich erhoben. Der einzelne war ledig-
den alten Vasenbildern und Reproduktionen f£* a"fs!'^ selbsl'- gestellt, ohne festen objektiven
, „ . _, r Standpunkt gegenübergestellt der Natur mit ihren
der ersten Funde aus dem Pharaonenlande. ö b
Als die Stipendienzeit um war, ging er 1864 *, Siehe die kleine Schrift: ,Zur Aesthe,ik der
mit diesem Schatz nach Schlanders in Tirol, Beuroner Kunstschule.« Wien, Wilh. Braumüller.
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