Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

DOI Artikel:
Lorenz, Felix: Albert Hertel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0171

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Im

VOR DER AKADEMIE. STUDIE ALBERT HERTEL j

ALBERT HERTEL. VON FELIX ist aber sowohl eine ästhetische wie eine mora-

LORENZ. lische pflicht-
Vielen Meistern der deutschen Vergangenheit,

Inmitten des Getriebes verlieren sich besonders des 19. Jahrhunders, wurden später
alle ruhigen Erscheinungen. Das Laut-Tenden- begeisterte Ausgrabungen zu teil, die aber den
ziöse tritt immer wieder breit hervor und sucht Toten nichts mehr nützen konnten. Nur die
die feststehenden Werte mit der kühlen Abfer- Bilderhändler hatten den Vorteil davon, daß
tigung: „Von Gestern" aus dem Gedächtnis manches gute Talent so früh vergessen wor-
der Zeitgenossen zu wischen, um dafür die den war. Es kommt ein gutes Hundert deut-
noch problematischen und erst noch zu er- scher Namen zusammen. Das Blamable solcher
kämpfenden Ziele ganz neuer Strömungen Möglichkeiten in dem Kunstbewußtsein des
durchzusetzen. Das ist in der Geschichte jedes Volkes festzunageln, ist im Interesse seiner
Zeitalters so gewesen, und die Kunst hat nicht Kulturhöhe ein edles Verdienst,
zuletzt viele Opfer hergeben müssen zum besten Es handelt sich aber nicht um die Verges-
eines neuen Werdens und Gestaltens. In einer senen allein, wir müssen auch diejenigen, die
Epoche wie der gegenwärtigen, wo der Kampf kurz nach ihrem Wegsterben noch frisch in
der Kunsttheorien ein so erbitterter geworden unserem Gedächtnis leben, vor der Wahrschein-
ist, wie ihn frühere Kulturzeiten nie gesehen, lichkeit schützen, daß sie samt ihrem Werke
sind die Ursachen und Gelegenheiten noch ohne weiteres von dem geistigen Forum ver-
zahlreicher (weil selbstverständlicher), Person- schwinden, auf dem sie die Verständigen mit
lichkeiten, die nicht im Malstrom umgetrieben Freude grüßten und mit Ehrerbietung. Auch
werden, auszustreichen. Über die Tragik sol- wenn der Kenner wußte, daß der Könner nicht
eher Schicksale ist schon viel geschrieben gerade ein neues Bimini der Kunst entdeckt,
worden, aber sie werden dadurch nicht seltener, sondern nur seine ehrlichen aber preiswürdigen
Reiche Künstler voll Schöpferkraft und indivi- Opfer den alten Göttern dargebracht hatte,
dueller Entwickelung in der Erinnerung Aller Je stärker wir die Freude an solchen echten
festzuhalten, auch wenn es sich nicht gerade Dienern der Kunst bewahren, desto leichter
um eine Sensationsgröße des Tages handelt, wird der Pfad zu finden sein, der aus den

135
 
Annotationen