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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Schölermann, Wilhelm: Die fünfte graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0868

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PORTRAET VON OTTO ERNST. RADIERUNO

ARTHUR ILLIES-HAMBURQ

DIE FÜNFTE GRAPHISCHE AUS-
STELLUNG DES DEUTSCHEN
KÜNSTLERBUNDES IN HAM-
BURG. Von Prof. Wilhelm Schölermann.

Als Jahwe die Schale seines Zornes über Israel
ergoß, hat er der Plagen eine vergessen — das
moderne Kunstausstellungswesen. Was haben wir
Spätgeborenen gesündigt, wider den heiligen Geist
der Kunst gesündigt, daß uns diese schwere Buße
auferlegt werden mußte?

Eine Jury, die gewissenhaft ihr Richteramt übt,
hat heute Anspruch auf unser Mitgefühl. Aus
einem Meer von Mittelmäßigem und Untermittel-
mäßigem soll sie das relativ Beste nehmen; nach
ermattender Anstrengung in der Sichtung von
vierundeinhalbtausend Blättern dürfen wir Mil-
derungsgründe zubilligen, wenn vor den ermüdeten
Augen manches Blatt mit durchgelassen wird,
das vielleicht, bei schärferer Auslese, nicht hätte
durchgehen sollen. Des Guten gibt es auch
diesmal eine Auswahl, mit der allein man aber
keine Ausstellung machen kann. Und Ausstel-
lungen sollen doch gemacht werden.

Der Präsident Graf Kalckreuth wünscht in der
Einleitung zum Katalog, daß dem Künstlerbunde
in Hamburg ein Ausstellungsgebäude erstehen
möge mit Räumen, die es ermöglichen, große
Gemäldeausstellungen wie in Mannheim, Leipzig
und Bremen zu veranstalten. Der Wunsch steht
einstweilen auf dem Papier. Selbstverständlich
ist seine Verwirklichung hierorts möglich, sobald
die Hamburger wollen.

Ein Rundgang durch die in zwei Stockwerken
des Commeter-Hauses verteilten Werke gibt einen
Gesamteindruck von dem, was unter der auf-
munternden Führung des Künstlerbundes hervor-
gelockt, in Deutschland und von deutschen Künst-
lern in der Fremde geschaffen ward. Man be-
gegnet diesmal manchem „guten Bekannten",
dessen Signatur dem Berichterstatter die Arbeit
dadurch erleichtert, daß er den Namen nur zu
erwähnen braucht.

Das Bildnis wird in den verschiedenen Aus-
drucksmitteln der Graphik immer intensiver ge-
pflegt: Porträt-Radierung, Holzschnitt, Steinzeich-
nung, Schabkunstblatt, Linoleumschnitt und aqua-
rellierte Zeichnung wetteifern miteinander, uns

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