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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Heymans, Paula R.: Bei Anders Zorn
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0330

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B

EI ANDERS ZORN. könnte. „Ich fragte Sie, ob Sie Dr. phil sind —

der betreffende Herr ging zu einem Herrn vom
Winter war es. Tiefer Schnee las: auf den Stockholmer Museum und zeigte ihm das Bild.

eiserstarrten Fluten des Siljansees und Rauh- Dieser, ein Dr. phil....., sagte ihm, daß das

reif auf dem zierlichen Filigrangezweig der Birken, Bild nichts weiter wäre als eine schlechte Kopie
das im Sonnenschein auffunkelte und glitzerte wie des Raffaelschen Bildes. Auf den Einwand des
Diamanten. Betreffenden, daß ich anderer Ansicht wäre, sagte

Einige Tage bei dem schwedischen Meister in der Dr. phil ihm: „Ja wissen Sie, Herr Zorn ist
Mora sollten der Höhepunkt meiner Reise durch wohl ein großer Künstler, aber von Kunst ver-
das winterliche Schweden werden — sie wurden steht er nichts." Nun wissen Sie, weshalb ich die
es auch. Dr. phil. nicht leiden kann". Das Bild kam

Wie ein Traum war es, an der Seite des darauf in Zorns Besitz, und der Meister glaubt,
Verehrten seine Räume zu durchschreiten, oder unwiderlegliche Beweise zu haben, daß es sich
im Schnee da draußen auf den Skiern mit ihm hier wirklich um das Original handelt. Jedenfalls
lange Linien zu ziehen, seine Sammlungen zu ist das Bild das größte und schönste von allen,
bewundern, die — mit seinem Geschmack, seinem die bisher gefunden sind. Während die meist
Verständnis gesammelt — ihres Gleichen suchen bekannten Kopien nur 0,305 m und 0,285 m
mögen. Der Tag neigt sich zu
Ende, noch hat der Meister
mir nicht die Tür geöffnet,
die in das „Allerheiligste", in
sein Atelier führt.

Wir kommen von einer
kleinen Spazierfahrt auf Skiern
zurück, bei der mir Anders
Zorn seinen Heimatsort näher
gezeigt hatte. Wir stapfen den
Schnee von den Füßen, stellen
die langen Bretter an die Wand
einer Bauenihütte, die sich ge-
wiß nicht träumen ließ, als sie
vor fast 900 Jahren gezimmert
wurde, daß sie einst als Atelier
dem Großen unter den schwedi-
schen Malern dienen würde.

„Sind Sie Doktor phil. ?" fragt
mich der Meister. Ich verneine
lachend die im lustigen Tone
gestellte Frage. „Dann will ich
Ihnen jetzt meinen kostbarsten
Schatz zeigen". End die schwere
Holztür öffnet sich, das elek-
trische Licht flammt auf und
ich stehe vor einer Staffelei,
von der ein holdselig Frauen-
antlitz herunterschaut. — „Ma-
donna mit der Nelke, von
Raffael. Es ist das verschwun-
den gewesene Original", erklärt
der Meister. L'nd erzählt mir
auf meine erstaunte Frage nach
dem Woher, daß ein Herr aus
Stockholm dieses Bild in einem
kleinen Antiquitätengeschäft
fand. Zorn war gleich der An-
sieht, daß es sich hier möglicher-
weise um nichts geringeres als

das verschollene Original handeln studie tiepolo-SCHULE

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