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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Lorenz, Felix: Lionardo
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0613

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L

IONARDO. zuzubev -egen und von ihm, der Höhensonne,

VON FELIX LORENZ-BERLIN *> Sleich langsam herniedersteigenden Wegschatten

wieder hinabzugleiten.
T

Schon früh suchte sich die lombardische
Groß und heiter und frei, in unsterblicher Malerei der Natur zu nähern; in ihrem Drang,
Schöne breiten sich die Veduten der Mailänder wahr zu gestalten, mächtig von den Führern der
Malerei. Eine Schar vollreifer Talente, aus Nähe veronesischen Schule und der von Padua an-
und Weite herangezogen oder auf dem Boden geregt. Der große Giotto, der erste Pionier auf
der Stadt selbst erwachsen, schenkt ihr ver- dem Wege, der aus der Schwachheit und Un-
schwenderisch das Beste, wozu sie Natur und persönlichkeit der ältesten Künstler zur Freiheit
Kunst trieb. Und alles drängt auf einen Gipfel- rein menschlicher Darstellung führte, hatte ja von
punkt zu: Lionardo. Wie Bramante als Ge- seiner toskanischen Heimat überallhin früh sein
setzgeber der Architektur, steht Lionardo in der Licht geworfen. Mit Dante und Petrarca er-
Mitte der lombardischen Malerei als ihr personi- kannte die ganze Zeit, daß die Morgenröte einer
fizierter Sinn und Geist. Übersieht man ihre neuen Kunst in Giotto aufgegangen sei. Sollte
Entwicklung in den wundervollen Sammlungen nicht auch er, den Azzo Visconti als Fresken-
der Stadt, in der Brera, der Ambrosiana, den maier für kurze Zeit berufen hatte, einen Teil
Palazzi Poldi-Pezzoli und Trivulzi, so scheinen seines Wesens auf die erwachende Lombarden-
sich die Meister vom Trecento an alle auf ihn kunst ausgestrahlt haben? Einige Fresken des

,_._ Trecento in der Brera deuten noch schüchtern

*) Aus dem im Verlage Klinkhardt & Biermann, Leipzig, er- nach Toskana. Später wird der frische Realismus

schienenen, reich illustrierten Buch ,, Mailand" von Felix Lorenz. T7 , ,■• . • j- t? i t\t- -u r

(Band 25 der ,,Stätten der Kultur"). von Verona vorbildlich, wie die kresken Micheiino

da Besozzos in der Casa Borromea,
lebhafte Gesellschaftsbilder aus der
Mitte des Quattrocento, dartun: Ball
und Kartenspiel von vornehmen Frauen
und Männern. Auch als Kostüm-
bilder sind diese Fresken recht be-
deutsam (weite Faltenkleider, Pelz-
werk usw.). Noch reichere kultur-
historische Werte bergen die sehr
verwandten Fresken in der Capella
del Rosario des Domes zu Monza,
von Zavattarie, welche die Lebens-
geschichte der Königin Teudelinde
erzählen und mit ihren Menschen-
massen und Landschaftsausschnitten
ein starkes gesundes Leben atmen,
wenn auch die Formen noch unbe-
hilflich erscheinen. Nun setzt sich
immer mehr der Paduaner Einfluß
durch, wo die ruhmreiche Schule des
Squarcione — des „Vaters der Maler"
— die ernsthafte Betonung der Natur-
knie und der anatomischen Form
mit der Pflege der Antike Hand in
Hand gehen ließ. In ihrer herrlich-
sten Erscheinung unter den hundert-
undvierzig Meistern dieser Schule, in
Mantegna, dem ersten völlig mod-
ernen Künstler, übt sie auch die nach-
haltigste Wirkung auf die Lombarden.
Die mächtige Energie zur Naturtreue,
die starke Charakterisierungskunst, die
Originalität der Motive, die ganze ans
Skulpturenhafte streifende Großzügig-
keit dieses Meisters, den man wohl

haus dr. arnheim in hamburg. hauptansicht , t, . , o ö„i;„„,„0

Architekt Wilhelm frankel-hamburg den Idealisten des Realismus

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