GEDANKEN ÜBER KUNST Nur wer Seele in die Dinge sät, kann von
UND KUNSTWERK. ihnen Seele emten- +
Von Hugo Oswald. Wie satte gibt es auch hungrige Farben.
Kunst, die zu niemand spricht, hat aus *
niemand gesprochen. Nicht mehr als das Gesehene zu geben, dazu
gehört eine große Kunst.
Weniger Stimmungs- als Verstimmungkünstler
gibt es.
Mit der Lerche muß der Künstler das Jubilieren
gemein haben.
Der Gipfel aller Kunst — nicht nur Kunst
zu sein.
Konturen dürfen dem Inhalt nicht die Farbe
abschnüren.
Von der Seele läßt sich nichts erzwingen.
Große Künstler müssen gewöhnlich sich erst
Ein Handwerker ist der Künstler, der ins groß sterben.
Abgegriffene greift.
Wie in jedem Handwerk eine Kunst, so steckt
Wer im Meister stecken bleibt, hat selbst nicht in jeder Kunst ein Handwerk,
das Zeug zum Meister.
Wer zuviel vom Mutterboden hat, ist selbst
In jeder Kunst ein Sonderleben der Natur.
zu wenig.
Nur mit dem, was dich aufgewühlt hat,
Wie die Natur ist wahre Kunst bescheiden. kannst du die andern aufwühlen.
* *
Kunst ist eine Intarsia: Natur, in die glühende Der reife Künstler versucht nichts, das ihm
Gottgedanken eingelassen sind. nicht auch gelänge.
Bis auf die Knochen muß ein Künstler sub-
jektiv sein. T>en wahren Künstler nimmt die Technik
y-i i . , bei der Hand, er braucht sich nur führen zu lassen.
Farben sind
lebendige
Wesen. Ein Künstler, der stark in Technik macht,
* zerhackt sein Werk.
Ein Künstler *
sucht nicht;
ein Künstler
findet nur.
* Nur wenige wissen von Gott, von der Schönheit
Der Künst- aber noch wenigere.
ler: der
Mensch an je größer eine Kunst, desto spröder,
sich.
Der Künst- Farbentöne, die sich reiben, bringen Dissonanzen
ler, der seine in ein BM-
Seele reicht,
ist o-leich der Kunst darf nicht wie ein Bunzlauer Topf tönen.
Der Künstler: die Pointe der Menschheit.
Blüte, die
uns mit Duft
beschenkt.
Auch Baukunst muß Handschrift sein, Hand-
schrift, wie alle Kunst.
Sonderseele
— Sonder- Wie jede Komposition hat auch ein Bauwerk
kunst. Melodie.
GRABSTEIN. ALEXANDER KRAUMANN- * * *
FRANKFURT a. M. *
412
UND KUNSTWERK. ihnen Seele emten- +
Von Hugo Oswald. Wie satte gibt es auch hungrige Farben.
Kunst, die zu niemand spricht, hat aus *
niemand gesprochen. Nicht mehr als das Gesehene zu geben, dazu
gehört eine große Kunst.
Weniger Stimmungs- als Verstimmungkünstler
gibt es.
Mit der Lerche muß der Künstler das Jubilieren
gemein haben.
Der Gipfel aller Kunst — nicht nur Kunst
zu sein.
Konturen dürfen dem Inhalt nicht die Farbe
abschnüren.
Von der Seele läßt sich nichts erzwingen.
Große Künstler müssen gewöhnlich sich erst
Ein Handwerker ist der Künstler, der ins groß sterben.
Abgegriffene greift.
Wie in jedem Handwerk eine Kunst, so steckt
Wer im Meister stecken bleibt, hat selbst nicht in jeder Kunst ein Handwerk,
das Zeug zum Meister.
Wer zuviel vom Mutterboden hat, ist selbst
In jeder Kunst ein Sonderleben der Natur.
zu wenig.
Nur mit dem, was dich aufgewühlt hat,
Wie die Natur ist wahre Kunst bescheiden. kannst du die andern aufwühlen.
* *
Kunst ist eine Intarsia: Natur, in die glühende Der reife Künstler versucht nichts, das ihm
Gottgedanken eingelassen sind. nicht auch gelänge.
Bis auf die Knochen muß ein Künstler sub-
jektiv sein. T>en wahren Künstler nimmt die Technik
y-i i . , bei der Hand, er braucht sich nur führen zu lassen.
Farben sind
lebendige
Wesen. Ein Künstler, der stark in Technik macht,
* zerhackt sein Werk.
Ein Künstler *
sucht nicht;
ein Künstler
findet nur.
* Nur wenige wissen von Gott, von der Schönheit
Der Künst- aber noch wenigere.
ler: der
Mensch an je größer eine Kunst, desto spröder,
sich.
Der Künst- Farbentöne, die sich reiben, bringen Dissonanzen
ler, der seine in ein BM-
Seele reicht,
ist o-leich der Kunst darf nicht wie ein Bunzlauer Topf tönen.
Der Künstler: die Pointe der Menschheit.
Blüte, die
uns mit Duft
beschenkt.
Auch Baukunst muß Handschrift sein, Hand-
schrift, wie alle Kunst.
Sonderseele
— Sonder- Wie jede Komposition hat auch ein Bauwerk
kunst. Melodie.
GRABSTEIN. ALEXANDER KRAUMANN- * * *
FRANKFURT a. M. *
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