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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Lenz-Boeniger, Karl: Die grosse Kunstausstellung Düsseldorf 1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0751

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MOENCHEilM GARTEN. OELGEMAELDE

IE GROSSE KUNSTAUSSTEL-
LUNG DÜSSELDORF 1913.

Die Geschichte der großen Kunstaus-
stellungen wird einmal ein besonderes Kapitel
in der Geschichte der Kunst unserer Zeit bilden.
Vielleicht werden sich schon unsere nächsten
Nachfahren fragen: Wie konnten diese neun-
mal getrichterten Höllenschlünde, in denen die
Kunst tausendfältig zu Tode gemartert wird,
nur entstehen? Und wie kam es, daß Künstler
sie schufen, Künstler, die doch von der Unzu-
länglichkeit, ja von der Verderblichkeit dieser
teuflischen Institution überzeugt sein mußten?
Niemand wird eine Antwort darauf wissen. . .
Vielleicht gehört die Erklärung dieser merk-
würdigen Zeiterscheinung überhaupt mehr in
das Gebiet des Volkswirtschaftlers als in das
des Kunsthistorikers. Die unerhörte„Verindustria-
lisierung" aller Schaffensgebiete, wie sie heute

FRANZ KIEDERICH-DUESSELDORF

fast selbstverständlich ist, wird vielleicht einmal
noch den plausibelsten Grund für die Einrichtung
dieser Kunstmessen abgeben. Der Künstler muß
auf den Markt, wenn er sich ein Absatzfeld
erobern will; das Publikum ist noch nicht so
kunstfreudig, daß es die Ateliers stürmt, und
hat das Generalprinzip, so lange wie möglich
zu warten. Der Künstler, der nicht ganz in
die Ecke gedrängt werden will, muß sich wohl
oder übel in die große Konkurrenzschau, besser
auf den Kunstjahrmarkt begeben; neben unge-
zählten Anderen kann er dort auf den Augen-
blick des Glückes harren. Die Kunstmesse mit
all ihrem Ach und Weh ist also für den
Schaffenden der Übel notwendigstes. Die Künst-
lerschaft mußte sich diese Hilfsquelle öffnen, um
nicht ganz zu verdursten. Der Besucher freilich,
der bei der Fülle der Gesichte so viele mittel-
mäßige Bilderphysiognomien mit „in den Kauf
nehmen muß" (dies tut er zum Leidwesen der

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