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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Heymans, Paula R.: Bei Anders Zorn
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0331

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BEI ANDERS ZORN

der Ruhe, die ein solches Stilleben
zu geben vermag, was besonders
deutlich wird, wenn man die be-
stimmten Konturen der Nelke mit
der unbestimmten Modellierung der

O

Kindeshand vergleicht.

Das Bild verrät den Einfluß der
umbrischen Schule. Es gehört der
florentinischen Periode an und mag
ungefähr um das Jahr 1506 gemalt
sein. Das Modell ist ziemlich sicher
dasselbe, das auch zur Madonna von
Casa Tempi und zu anderen Kom-
positionen ähnlicher Art verwendet
worden ist.

Die beiden Köpfe tragen keinen
Heiligenschein, wie das auf den
meisten Kopien der Fall ist. Die
Augen der Madonna sind braun,
die des Kindes graublau. Beider
Haare sind rotblond. Die Farbe
des Kleides ist hellblau und korre-
spondiert mit dem etwas dunkleren
Blau der Luft über der Landschaft.
Das Leibchen von der Farbe des
Kleides zeigt am Ausschnitt eine
gelbe Borte, begrenzt von einem
weißen Leinenstreifen des Hemdes.
Die Ärmel sind gelb, die Nelke
rotviolett. Der Hintergrund ist
graubraun gehalten, während die
Draperie eine schwarzgrüne Farbe
zeigt.

Die Landschaft oben rechts in der
Ecke trägt Renaissancecharakter. Die
Gesichtszüge der Madonna zeigen we-
nig Ähnlichkeit mit denen der Kopien,
anscheinend haben die Kopisten
hoch und 0,233 und °>227 m breit sind, mißt nicht das Original vor sich gehabt, sondern eine
dieses hier 0,736 und in der Breite 0,620 m. Zeichnung gemacht und dann mit eigenen Mo-
Das Bild ist, wie die Sixtinische Madonna in dellen weiter gearbeitet, was besonders bei der
Dresden, auf Leinewand gemalt, die zwar an in Florenz befindlichen Kopie der Fall zu sein
einigen Stellen schadhaft, aber doch im Großen scheint.

und Ganzen gut erhalten ist. Zorn sagt mir, Zorn hat das Bild aus seinem früheren Spann-
schon die Art der Malerei zeigt, daß das Bild rahmen genommen und dadurch ein paar Zenti-
ein Werk Raffaels sei. Die Pinselführung zeigt meter in der Breite gewonnen, die vorher einge-
alle speziellen Kennzeichen des Meisters. Einige schlagen waren. Es fehlt jeder Anhalt, wie das
Veränderungen in der Komposition sind ohne gild nacri Schweden gekommen ist; es wird im
Zweifel im Verlauf der Arbeit gemacht. So war Besitze des Künstlers von Mora verbleiben,
der Arm des Kindes ursprünglich gerade und ist £in schönes junges Mädchen tritt ein, Zorns
erst nachträglich ein wenig gekrümmt worden, Moddl aug Grislehamrjj das den Meister fragend
wie man auf dem Bilde deutlich erkennen kann. ansieht £r j die gonst unentbehrliche

Die Nelkenblüten sind zweifellos nach der Natur Zi ne beiseite und macht sich zur Arbeit
gemalt und erst nachdem das übrige Bild, bereit
wenigstens die Kleidung, trocken war. Es ist
auch zu erkennen, daß sie freistehend — in
einem Glase vielleicht — gemalt sind, und mit Paula R. Heymans-Tempelhof.

STUDIENBLATT TIEPOLO-SCHULE

Die Feierstunde ist zu Ende.

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