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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Semper, Hans: Donatello, seine Zeit und Schule, [6]
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Ilwof, Franz: Über Haus- und Hofmarken besonders in den österreichischen Alpenländern
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0137

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Würfeln , Sternen , Dreiecken, Thieren etc. von
schwarz-weisser Mosaik eingefasst. Ferner sind
am oberen Gesims der Mittelschranke sieben Köpfe in
Halbrelief angebracht, von ungeschickter Zeichnung
aber ziemlich guter, römischer Technik. Die rechte Seite
der Chor-Schranke wird durch die Kanzel unterbrochen.
Diese wird von vier Säulen getragen, wovon die zwei
vordem auf plumpen Marmorlöwen mit spitzen bronze-
artigen Mähnen, doch runder Modellirung ruhen, während
hinten die dritte auf einem Guom, die vierte auf dem
Boden ruht.
Die Säulen haben glatte Schäfte, drei von den
Capitälen sind ziemlich rein korinthisch mit Bohr-
technik ausgeführt. Ein Architrav von weissem Marmor
mit schwarzem eingelegten Rankenfries trägt die Kanzel.
Drei Seiten der letztem sind mit rohen Reliefs
geschmückt, an der vierten Seite führt die auf eine
weitere Säule gestützte Treppe empor. Über den Re-
liefs zieht sich ein Fries mit Ranken in Sculptur,
darüber ein zweites in schwarz-weisser Mosaik hin.
Ähnlich im Motiv des Aufbaues sind die vorpisani-
schen Kanzeln von Villa Dalpina bei Pistoja, sowie von
Guido da Como in St. Bartolomeo in Pantano zu Pistoja,
sowie die Kanzel in Volterra.
Dieser Zeit gehören endlich noch einige rohe W eih-
b e c k e n im Dom von Barga an, welche auf cylindrischem
Stamm einen sphärischen Napf mit Menschenköpfen in
Halbrelief ringsherum zeigen. (Diese Menschenköpfe,
die besonders an den Sculpturen Toscanas, sei es an
Capitälen, sei es an Chor-Schranken, sei es an Weih-
becken ganz unvermittelt angebracht sind, tragen ganz
den etruskischen Charakter an sich und können ein
Fingerzeig dafür sein, wie in Toscana die Kunst, riatur-
gemäss stets an einheimische Traditionen ankniipfend,
sich allmählich zu neuen Stadien fortentwickelte.)
Sowohl im Schema, wie im Detail, sind Niccolo
Pisanos decorative Arbeiten durchaus verwandt mit
den unmittelbar vorhergehenden. Um diess nachzu-
weisen, führen wir einige, von ihm oder unter seiner
Leitung geschaffeue Werke in kurzer Schilderung vor.
Zunächst die Kanzeln im Baptisterium von Pisa
(1260) und im Dom von Siena (1272). Hier genügt es,

im Allgemeinen festzustellen, dass auch sie, wie die in
Barga, Volterra, Pistoja etc., auf glatten, korinthischen
Säulen ruhten, die theils von Löwen, theils von anderen
Ungethümen getragen werden , und einen mehrseitigen,
obern Theil zeigen, dessen Aussenwände mit Reliefs
und Figuren geschmückt sind. Auch hier ziehen sich
wie an den älteren Kanzeln Blattornamente von schwarz-
weisser Mosaik etc. dazwischen hin. Doch ruhen Nicco-
lo’s Kanzeln zunächst auf Rundbogen mit Kleeblattaus-
schnitt, die von den Säulen getragen werden; während
die älteren unmittelbar vermittelst der Architravs
auf den Säulen ruhen. Ausserdem pflegt Niccolö
noch die Mitte durch eine weitere Säule zu stützen und,
wie in Siena, deren Basis wohl auch durch allegorische
Figürchen zu decoriren. Er bereichert eben die alten
Motive einigermassen durch seinen künstlerischen
Geschmack.
Wahrscheinlich auch von ihm selbst, oder doch aus
seiner Werkstätte, jedenfalls aus seiner Zeit, sind
Altar, Clior-Schranken und Weihbecken im
Baptisterium von Pisa.
Der höchst geschmackvoll componirte, oblong
viereckige Altar, der auf einem Fussboden von schwarz-
weiss- grün- rother Mosaik in dem sogenannten opus
Alex, ruht, zeigt wiederum eine ähnliche Vereinigung
von Sculptur und Mosaik, wie die Chorschranken von
Barga und andere Denkmäler. Die Sculpturtheile
bestehen aus tiefausgebohrten Rahmen mit römischem
Blattwerk, Akanthus und Wasserlaub, auch Weinlaub-
geschlinge sind plastisch dargestellt.
Ebenso zeigen die Chor-Schranken davor, ganz
ähnlich wie die von Barga rothe Marmortafeln, welche von
weiss- schwarz ausgelegten, plastischen Rahmen ein-
gefasst sind.
Das achteckige Taufbecken ebenda, mit vier halb-
runden Vorsprüngen nach Innen ist gleichfalls auf
beiden Seiten mit weissem, schwarz und rothem
Marmor ausgelegt.
Aussen sind auf schwarz-weissem Mosaikgrund
höchst elegante, fein durchbrochene Rosetten in Sculptur
angebracht.

Über Haus- und Hofmarken besonders in den österreichischen
Alpenländern.
Von Dr. Franz Ilwof.
(Mit 27 Holzschnitten.)

Unter Haus- und Hofmarken versteht man die an
einem Grundstücke oder Hause und zugleich an den
dazu gehörigen Sachen haftenden Zeichen; ihre recht-
liche Bedeutung liegt darin, dass sie als, trotz allem
Wechsel der Besitzer stets an das bewegliche Eigen-
thum gebundene, gleich bleibende Zeichen auch das
chirographum, das Handzeichen des jeweiligen Eigen-
thümers des betreffenden Grundstückes sind, i Nachdem
1 M i c h e 1 s en : Die Hausmarke. Eine germanistische Abhandlung. Jena
1853. — H o m e y e r; „über die Heimat nach altdeutschem Recht, insbesondere
über das Hantgemal“ in den Abhandlungen der k. Akademie in Berlin 1852,
S. 17 ff. besonders S. 85—96.
XIX.

einmal die Aufmerksamkeit auf diesen eigenthümlichen
Gebrauch gelenkt worden war, wurde das Vorkommen
desselben in den meisten deutschen Ländern bald nach-
gewiesen und daraus ergibt sich, wie uns scheint, die
culturhistorische Bedeutung dieser Zeichen, wel-
che ausser in dem Umstande, dass ihr Auftreten und
ihr Vorhandensein an und für sich schon eine inter-
essante Thatsache ist, vornehmlich darin liegt, dass
diese Sitte nunmehr nicht nur aus allen deutschen
Ländern von der Nord- und Ostsee bis Uber die Alpen,
sondern auch noch weiter hinaus, bei unseren nordgerma-
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