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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Messmer, Josef Anton: Zur Literatur der christlichen Archäologie und Kunstgeschichte
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Lind, Karl: Sscriptum super apocalypsim cum imaginibus (Wenceslai Doctoris)
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0183

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Masse geschehen, unterstützt zu werden, so dass
namentlich über die ungarische Königskirche Stuhl-
weissenburg Klarheit und damit über das wichtigste
Denkmal erschöpfender Aufschluss erlangt würde. Unter
solcher Leitung und derart erprobter Wissenschaft
schwindet gewiss jeder Zweifel und steigt die Hoffnung
zu noch schöneren und der ganzen Architektur-
Geschichte erspriesslichen Resultaten , die jedenfalls
im Interesse der gebildeten Männer hoher und höchster
Stände gelegen ist. Eine Darlegung des Werkes selbst
hier geben zu wollen, müsste als Anmassung erscheinen,
da ja fern dem Ursprünge desselben schon allenthalben
die ungetheilte Werthschätzung sich verbreitet hat, also
in dem nächsten Gebiete, zumal in dem Kreise der
Leser dieser „Mittheilungen“, die genaue Kenntniss
dieser ausgedehnten Abhandlung vorauszusetzen, somit
jede Exposition eines dritten überflüssig ist.
Noch habeich einen Fachcollegen jenes Meisters von
Pest in Kürze hervorzuheben, der einem weit entfernten,
aussereuropäischen Denkmale theurer Erinnerung für
den Christen sein Studium gewidmet hat, nämlich
Dr. Adler in seiner kleinen Schrift über die Heilig-
Grabkirche in Jerusalem und den Felsendom da-
selbst, Hier wieder diese Genauigkeit in der Feststellung
des Thatbestandes, in der Beobachtung aller Einzel-
heiten und dieselbe unbestechliche Gewissenhaftigkeit
echter Wissenschaft, verbunden mit der Gabe der Dar-
stellung, die auch dem Laien verständlich ist. Dass die
jetzige Heilig-Grabkirche an der Stelle des constanti-
nischen Baues steht, constatirt der Verfasser aus ver-
schiedenen Ueberresten in der Nähe abgebrochener
Häuser, in welchen sie verborgen waren und durch das
von den Kreuzfahrern in ihren Fa^adenbau eingemauerte,
also wieder verwendete spätrömische Kreuzgesims ohne
eigentliche Bekrönungsplatte, welches nur dem IV. Jahr-
hunderte angehören kann. Dieses schlagende Indicium
wird dann durch noch andere Züge verstärkt und auch
Uber den Lauf der Sta dtmauer ein entschiedenes Resultat
aus jenen Ueberresten erzielt. Diesem zu Folge fiel die
Stätte der späteren constantinischen Anlage zur Zeit
Christi ausser den Umkreis der Stadtmauern, wozu

noch das gegen das jetzige Golgatha ansteigende und
felsige Terrain kömmt, das mit den Aussagen der
heil. Schrift jedenfalls nicht im Wiederspruch erscheint.
Wer die ungeheure Literatur über dieses Thema kennt
und die Schwierigkeit der Untersuchung, wird dieses
Ergebniss technischer Erforschung zu verwerthen und
zu schätzen wissen. Für die Omar-Moschee mit der
Kuppel erlangt Adler gleichfalls ganz präcise Resultate,
indem die von den Arabern wieder eingeführte Holz-
verankerung statt der an früheren christlichen
Bauten Syrien’s und Byzanz bereits üblichen Eisen-
verankerung keinen Zweifel über den arabischen Ur-
sprung des Bauwerkes lässt, das im VII. Jahrhunderte
unserer Zeitrechnung nach der Mosaik-Inschrift der
Moschee aufgeführt wurde. Selbstverständlich stimmen
die Architekturformen und Einzelheiten zu dieser Zeit-
bestimmung und Ursprungserklärung. Die schöne
Felsenkuppel war zugleich für die Architektur des Abend-
landes insofern Gegenstand der Anziehung und Nach-
eiferung, als nun auch anderwärts der cylindrische
Unterbau mit der sphärischen Umrisslinie in die Lüfte
gehoben und, wie Pisa und Florenz beweisen, eine ähn-
liche Wirkung angestrebt wurde.
Dass dieses Thema den Verfasser der Schrift über
das römische Pantheon speciell fesseln und dass aus
dessen Untersuchung ein belehrendes Facit sich ergeben
werde, konnte mit Bestimmtheit sich erwarten lassen.
Damit ist auch der Versuch Fergusson’s und Unger’s,
die Heilig-Grabkirche an die Stelle der jetzigen Omar-
Moschee auf Moriah zu versetzen, vollkommen vernichtet,
nachdem Tobler und Andere die topographische Un-
möglichkeit dieser Hypothese sattsam dargethan hatten.
Da diese werthvolle Studie ohnehin in Aller Händen ist,
so dürften weitere Worte überflüssig sein. Doch mag
die Bemerkung noch erlaubt werden, dass jeder Leser
der beiden zuletzt besprochenen Schriften einsehen
kann, welche Bedeutung technisch sorgsame Unter-
suchungen solcher Männer für die Wissenschaft haben,
die im Besitze der ganzen Bildung der Zeit sind, welche
bei der Beurtheilung solcher Denkmale erforderlich ist.

S scriptum super apocalypsim cum imaginibus

(Wenceslai Doctoris).

Codex Bibliothecae Capituli Semper Fidelis Metropolitani Pragensis,
arte phototypica editus A. S. F. capitulo metropolitano. Redactore A. F R I N D. Pragae 1872.

Für den wissenschaftlichen Forscher ist und bleibt
es ein unabweisliehes Bedürfnis, die Quellenw'erke der
Vor zeit in ihren Originalien oder wenigstens in ihren
best beglaubigten Abschriften kennen zu lernen, und es
ist dies eben der Grund, weshalb die berühmten Bib-
lioth eken aller Länder des fleissigsten Zuspruchs der
Gele hrten sich erfreuen. Doch wird es dem Unbemittel-

teren oft so schwer, in weiter Ferne die nothwendigen
Hilfmittel seiner Studien aufzusuchen! Allerdings fehlt
es heutzutage nicht mehr an verlässlichen Editionen.
Man denke namentlich an die verdienstvollen Textaus-
gaben eines Pertz, Tischendorf und Anderer. Doch
auch hier macht zumeist der bedeutende Preis nur den
gutdotirten Bibliotheken die Anschaffung möglich, und
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