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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Miškovský, Viktor: Das Gefäss für die heiligen Öle und der Taufstein in der Pfarrkirche zu Wallendorf (Ober-Ungarn)
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Hartmann-Franzenshuld, Ernst von: Die Buchführerfamilie Alantsee in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0095

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hundert stammende ziemlich umfangreiche Glocke, die
in Neuendorf (Neudorf) gegossen wurde. Das Ornament
dieses Taufbeckens ist sehr eorrect ausgeführt, und
nachdem das Material hier Bronze ist, bekam die Ober-
fläche edlen Rost (Patina), welcher die Gegenstände

der alten Metall-Kunstindustrie so auszeichnet und
noch interessanter macht. Am oberen Rande des Tauf-
beckens sind diametral zwei Löwenköpfe mit offenem
Rachen angebracht; welche früher höchstwahrscheinlich
zur Befestigung des Deckels dienten.

Die Buchführerfamilie Alantsee in Wien.
Von Dr. Ernst Edler v. Hartmann-Franzenshuld.
(Mit 2 Holzschnitten.)

Der Name Alantsee erscheint im XVI. Jahrhundert
in Bayern, Österreich und Polen, und ist stets von einem
redenden Wappen begleitet; denn „Alant“ ist eine Kar-
pfenart (Cyprinus jeses und C. dobula). Das Geschlecht
war ursprünglich in Augsburg einheimisch, und aus
demselben sind mehrere bedeutende Verleger und Buch-
führer (Buchhändler) entsprossen. 1 Im Jahre 1504
druckte Ambrosius Alantsee einen Tractat de
Fcedere Christianonun zu Augsburg. Eben daselbst lebte
um 1519 J o h a n n I. A1 a n t s e e, welcher genannt wird:
V. J.2 insignibus decoratus, Vicarius Episcopi August,
et Prsepositus S. Gertrudis Augustse.
Schon anno 1505 Hessen sich die Brüder Lienhart
und Lucas Al ants e e bleibend in Wien niederund be-
gründeten hier eine bedeutende und angesehene Buch-
handlung, deren Local sich neben dem ehemaligen Heil-
tliumstuhl,3 in dem noch jetzt alterthümlieh aussehenden
Hause Nr. 632 (neu Nr. 6), auf der Brandstatt befand. Sie
unterhielten einen lebhaften Verkehr mit namhaften Ge-
lehrten jener Zeit und mit dem Auslande, besonders mit
Venedig, wohin sie Reisen unternahmen, um literarische
Einkäufe zu machen. Das erste Werk, welches sie selbst
verlegten, hat den Titel: „De fienda Cruce Baptistse
Rhegiensis Episcopi Carmen“ und erschien 1511. Auf
ihren Büchern nennen sie sich selbst Bürger und Buch-
führer zu Wien, und das schönste und vollständigste
der von ihnen geführten Buchhändlerzeichen ist in
Fig. 1 wiedergegeben. Es stellt eine auf dem Erdboden
ruhende Tartsche vor, in welcher ein Kreuz und die
Buchstaben L und A sinnreich zu einer Hausmarke ver-
einigt sind. Die Schildfessel der Tartsche ist an einen
hinter ihr stehenden Baum mit gefiederten Blättern ge-
hängt, tiberdiess halten zwei Greifen iii halb sitzender
Stellung den Schild, der demnach von 4 Seiten gestützt
wird. Unterhalb ist eine Schrifttafel angebracht, auf wel-
cher der Name Lucas Alantse steht. Das Ganze wird
von einem aus Baumstämmen und Zweigen gebildeten
und mit Blättern, Früchten und Schnecken besetzten
Rahmen eingefasst, auf dem jederseits 3 genienartige
Kinder herumklettern. Leonhard Alantsee „puch-
fürer“besass seit 1510dasHaus Nr. 617 (neu Nr. 2) auf
der Brandstatt4 5, und kommt urkundlich anno 1511, 1512
und 1525 mit einem Haus in der „Pekchenstrasse“ vor s.
Seine Frau hiess Margareth; er selbst starb den
1 Michael Denis, Wien’s Buchdruckergeschicht, Eingang, p. XIX his
XXIII und Nachtrag, Eingang p. 5; ferner die typografische Zeichentafel.
3 I. e. juris utriusque.
3 Einem Schwibbogen am Eingang der Bischofgasse, worin die Reliquien
und Kleinodien des Domes von St. Stefan aufbewahrt wurden.
4 Berichte und Mittheilungen des Wiener Alterthums-Vereines XIII. An-
hang p. XCV. Wien und seine Bewohner während der zweiten Türkenbelagerung
1683 von Albert Camesina.
5 Ibid. III. p.237, Josef Feil, Wiens ältere Kunst- und Gewerbsthätigkeit.

7. Jänner 1518, und sein leider längst verschwundener
Grabstein auf dem einstigen St. Stephansfreithof zeigte
sein Wappen mit folgender Inschrift: „Anno 1518 den
7. Tag Jenners ist gestorben der erber Lienhardt
Alandtsee, Burger vnd Buechfuehrer zu Wienn.“ Durch
sein am 24. Juli i 1517 abgefasstes Geschäft (Testament)
theilte er sein beträchliches Vermögen mit Einschluss
seines Hauses auf der Brandstatt zwischen seiner Gattin
und seinem Bruder Lucas — ein Beweis, dass er kinder-
los war, und bedachte 10 arme Priester mit Breviren und
eben so viele mit Missalen aus seinem Verlage.


Fig. 1.

Sein durch Studien gebildeter Bruder Lucas setzte
das Geschäft fort und führte den Beinamen Tegniphilus,
und bisweilen auch „omnium litteratorum Parens.“
Wenn von ihm geschrieben wird: „Mitunter wird er auch
Nobilis genannt, allein vielleicht wegen einem obrigkeit-
lichen Befehl, oder aber aus eigener Bescheidenheit ist
auf einem darüber geklebten Fleckchen : Providus ge-
druckt.“ so ist dieser Umstand sehr erklärlich; er war
1 In Moritz Bermann’s sehr verdienstlichem Artikel „Ailantsee“ Öster-
reichisches Biographisches Bexicon , (p. 100 lind 101 heisst es durch einen
Druckfehler den 14. Juli.
 
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