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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Ilg, Albert: Aus alten Reisetagebüchern
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0142

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Aus alten Reisetagebiicliern.
Von Albert Ilg.

Unter dem Titel: „E in T o n r i s t in Oesterreich
während der Schwe den zeit“ gab soeben Herr
Albin Czerny, regulirter Chorherr von St. Florian in
Oberösterreich, dessen gelehrte Feder die Freunde der
Culturgeschichte vor kurzem durch seine „Klosterschule
von St. Florian“ erfreut hat, ein kleines Büchlein her-
aus (Linz, F. J. Ebenhöch’sche Buchhandlung, 1874,
in 8°, 128 Seiten), dessen Inhalt eine köstliche Fund-
grube für die vaterländische Geschichte, Sittenkunde
und Topographie bildet. „Aus den Papieren des P. Re-
ginbald Möhn er, Benedictiners von St. Ulrich in Augs-
burg“ wird dem Leser hier derjenige Theil seiner Auf-
zeichnungen und tagebuchartigen Notizen im Wortlaute
des Originals mitgetheilt, welcher sich auf gegenwärtig
österreichische Territorien bezieht, während die nieder-
ländische Expedition desselben reiselustigen Feldcaplans
vom Gymnasialprofessor Dr. P. L. Brunner in Augsburg
bereits im Jahre 1872 im 35. Jahresbericht des histori-
schen Vereins für Schwaben und Neuburg herausge-
geben worden. P. Möhner, der ein ziemlich abenteuer-
liches ruheloses Leben führend als Feldpater im Gefolge
des vom Markgrafen Leopold Willi, v. Baden und andern
geführten deutschen Regimentes während der schweren
Zeiten des dreissigjährigen Krieges von 1635 bis 1639
und dann wieder von 1646 bis 1652 fast ununterbrochen
in den meisten Provinzen Deutschlands und der Nieder-
lande von der Woge des Kriegslebens bald hier-, bald
dorthin geworfen wurde, hat nach endlichem Eintreffen
in dem Hafen einer behaglicheren Existenz in seiner
Vaterstadt Augsburg in einem äusserst sorgfältig ge-
schriebenen und sonst auch mit sichtlicher Vorliebe für
den Gegenstand ausgestatteten Itinerarium per Bavariam,
Austriam, Moraviam, Bohemiam, Silesiam, Belgii Pro-
vineias, Olivam, Hannoviam, Artesiam die einzelnen
Notizen seines Reiselebens gesammelt. Dieses Manu-
skript ist jetzt Eigenthum der königl. Kreisbibliothek zu
Augsburg.
Der verdienstvollen Arbeit des hochw. Herrn P.
Czerny wird an dieser Stelle Erwähnung gethan, um
für die Zwecke der Kunstgeschichte und Denkmäler-
kunde des Landes die bezüglichen Angaben des Werk-
chens hier zu versammeln, indem dieselben unter sehr
verschiedenen anderweitigen Bemerkungen dort zerstreut
Vorkommen Ueber den ausserordentlichen Werth der
Möhner’sehen Aufzeichnungen in anderer Beziehung zu
sprechen, ist hier nicht die Aufgabe des Referenten.
Der Verfasser des Itinerar’s war selbst ein Dilettant
in der Kunst des Zeichnens und Malens, die er offenbar
in früheren Jahren bereits gleichwie die sonstigen aus-
gebreiteten Kenntnisse und Fähigkeiten sich angeeiguet
hatte, welche ihn später befähigten, als historischer
Schriftsteller, Sammler von Wappen, als Biograph, Pre-
diger und Seelsorger eine erfolgreiche Tliätigkeit zu
entfalten. Seine geschichtlichen Werke über die Augs-
burger Diöcese und seine Geschlechtergenealogien sind,
wie uns die Vorrede mittheilt, „von ihm mit vielen Tau-
senden von Wappenbildern versehen worden.® Dazu
kommen auch in dem hier zu besprechenden Werke

Trachtenbilder von Personen aller Gesellschaftsclassen,
wie der Reisende in die Lage kam, sie auf seinen Fahr-
ten zu skizziren. Der Herausgeber weiss den feinen
Beobachtungssinn des Malers zu rühmen, der aus diesen
72 Bildern entgegenspricht. Sowohl das Charakteristische
der Nationaltypen in der Wiedergabe der Gesichter als
die stets rege Aufmerksamkeit auf die kleinsten Details
machen diese Bildchen interessant, von denen ein Theil
Personen aus dem Volke in Oesterreich, Salzburg, Tyrol
(ans Wien viele Spanier, Ungarn und Croaten) sowie
aus den Niederlanden und andere Figuren in der
Hoftracht Ferdinand III. darstellen. Diese, so wie die
Abbildungen der österr. Officiere sind auch mit ihren
Wappen versehen. Unser Herausgeber geht natürlich
hierauf nicht weiter ein und auch Referent kann nur
den Wunsch aussprechen, dass dieser Schatz für die
Geschichte der Costiime und Moden, Kunst-Industrie und
Heraldik bald allgemein zugänglich, am besten durch
Reproductionen verbreitet werden möchte.
Die gelehrteGesellschaft des Neuburg’schen Kreises,
welche sich durch die Veröffentlichung eines Theil der
Möhner’schen Schriften bereits verdient gemacht hat,
sollte auch die andere Art durch Publicirung in Bild
und Wort in Angriff nehmen.
Im Folgenden theile ich die einzelnen Stellen des
merkwürdigen Reiseberichtes nach der Reihenfolge in
Czerny’s Arbeit mit, welche für die Denkmalkunde und
Kunstgeschichte in Oesterreich von Bedeutung sind, ohne
durch die gelegentlichen Anmerkungen, welche ich hinzu-
füge, den Gegenstand und seinen Werth erschöpfend be-
handeln zu wollen, denn hier bedürfte es eingehender
Vergleichungen des Erhaltenen mit dem Vorhandenen,
der übrigen gleichzeitigen Berichte und der kunstge-
schichtlichen Quellen, was am geeignetsten wohl für
eine spätere grössere Ausgabe der Schriften und Bild-
werke Vorbehalten bleiben dürfte. Somit beschränke ich
mich auf weniges, umsomehr als es hier bloss um die
Partien seiner Notizen sich handelt, welche die Reisen
in Oesterreich umfassen.
Am 17. Juli befand sich Möhner zu Ebersberg in
Bayern in dem Collegium, „welches vor wenig Jahren noch
ein Benedictinerkloster gewesen.“ Daselbst hat er den
Kirchenschatz besehen und „ex crano. s. Sebastiani ge-
trunken.“ (pag. 15.)
Zu Gmunden in der Pfarrkirche ist an der Wand
„ein gross gesclmitzetes S. Georgii Bildnus,“ an dem
Pappenheim seinen über die rebellischen Bauern sieg-
reichen Degen nach der Schlacht bei jenem Orte (am
13. Nov. 1626 aufgehangen hatte. Am 24. Juli. (pag. 17.)l
Am 13. August erzählt Möhner, dass er „eines Tags
naclier Neugebau (bei Wien), ein ser schönes Ihrer key-
serlichen Meystät Lusthaus vor der Stadt spaziert.“ „Hab
daselbsten den Herrn Steinmiller, welcher ein Altarstiickh
in der Augustiner Kürchen gemalet besueclit.“ Uber
dieses Neugebau werden wir unten auch noch aus einer
anderen, älteren und ebensowenig bekannten Quelle
einiges interessante vernehmen. Es stand damals in
* S. Berichte des Wiener-Alt.-Vereines.
 
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