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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Ilg, Albert: Untersuchungen über Werke der Renaissance- und Barokkekunst in Grätz
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Beckh-Widmanstetter, Leopold von: Ein Windischgrätz-Wolfsthaler'scher Denkstein im Franciscanerkloster zu Grätz
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0224

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198

theilweise Bemalung und Vergoldung- auszeichnet. Die
Inschrift besagt, dass Johann Bapt. Riz das Epitaph für
sich und seine Familie, Frau und Kinder, im Jahre 1652
habe errichten lassen. Das Relief stellt das Crucifix dar,
zu dessen beiden Seiten die Familienglieder knieen.
nämlich zur rechten der Mann in Gesellschaft zweier

Knaben, links aber die Frau mit einem Wickelkinde.
Oben neben demKreuze sind Medaillons mit demNamen
Christi in Strahlen angebracht, über den Häuptern der
Verstorbenen kleine Kreuze. Die Farben sind an den
Figuren die natürlichen, doch kommt überhaupt nur
Weiss, Gold, Braun und Schwarz vor.

Ein Wmclischgrätz-WolMlialer’scher Denkstein im Franciscanerkloster
zu Grätz.
Von Leopold Beekh-Widmanstetter.

Der unermüdet fleissige verdienstliche Genealoge,
Herr Oberstabsarzt Dr. Hönisch gab im XV. Jahrgange,
der Mittheilungen mehrere schätzenswerthe Nachrich-
ten „zur Geschichte der fürstlichen Familie Windisch-
grätz“ mit Daten über verschollene Grabsteine dieses
Geschlechtes in ihrem Erbbegräbnis, der Jacobs-Capelle
des Minoriten- nunFranciscanerklosterszu Grätz. Ebenso
schon vorher (XII. Jahrgang 1867, S. VIII) die Beschrei-
bung des einzigen in dieser Capelle noch übrig geblie-
gebliebenen, diesem Geschlechte zugehörigen Grabma-
les gewidmet dem 1549 verstorbenen Christoph von
Windischgrätz und seiner Gemahlin Anna, geb. von
Lichten stein-Murau.
Nun fand sich noch ein zweites, wenn auch stark
abgenütztes vor.
Knapp an dem vom linken Seitenschiffe in den
Kreuzgang führenden Ausgange war ein rothmarmorner
7i/2—8*/8" dicker Stein von 66" Länge und 32" Breite
am- Boden derart gelagert, dass jedermann , welcher
diesen Ausgang benützte (und er wird es sehr oft, ja
sogar von vielen namentlich bei Regenwetter nur als
Durchgang) den oberen inschriftlichen Tlieil an der
linken Seite betrat. Es ist daher nur zu natürlich, dass
die Inschrift an dieser Stelle völlig abgeschliffen und
selbe nur auf der anderen, der Wand zugekehrten Seite
leidlich erhalten war. Das Wappen darunter, wenn
auch stark beschädigt, liess keinen Zweifel aufkonnnen,
dass das Denkmal in Beziehungen zum Geschlechte der
Windischgrätzer stehe.
Der historische Verein für Steiermark intercedirte
diessfalls beim fürstlichen Hause , welches sich gern
herbeilies die Kosten der Umstellung des Steines zu
tragen. Diese erfolgte nun, und weil in der Jacobs-Capelle
selbst kein passender Raum gefunden werden konnte,
wurde das Denkmal ausserhalb derselben im Kreuz-
gange in die Wand eingemautert.
Nachdem die Schrift in ihrer vorgeschrittenen Zer-
störung zur Bestimmung der Zugehörigkeit keine Hilfe
bieten konnte, musste vorerst das Wappen allein Auf-
klärung geben.
Der quartierte Schild zeigt im ersten Felde einen
Wolfskopf, im zweiten einen Sparren dessen Spitze den
oberen Schildrand berührt, im dritten drei (2 über 1)
Mühlräder oder Ringe, im vierten drei (2 über 1) Berg-
hämmer; der Schild ist von zwei einwärts gekehrten
Helmen bedeckt, von welchen den rechten der Wolfs-

kopf des Schildes, den linken eine Herme (der Rumpf
eines bärtigen Mannes) krönt.
Dieses Wappen ist ein combinirtes und zwar ge-
hört das erste Feld mit dem Wolfskopfe und der dazu-
gehörige rechte Helm den Windischgrätzern als ihr
Stamm Wappen, das zweite und dritte Feld mit dem
linksseitigen Helme der Familie Wolfsthal an.
DieWolfsthaler führten nach Stadl’s steierm. Ehren-
spiegel in ihrem Stammwappen in schwarz drei goldene
Mühlsteine (manche blasoniren Ringe), auf dem unge-
krönten Helme dasselbe Emblem in einem Schirmbrette.
Die Decken fallen schwarzgelb ab.
Hanthaler beschreibt hingegen das Wappen im
Recensus, III., 268 folgend: „Aurea tabula cum sex
annulis nigris. Interdum vero Wolfstlialii etiam illius
loco hermen virilis fascia tortili capite redimitam sub-
stituunt, quam tarnen a Windischgratziis nunquam assum-
tam fuise constat.“
Dieses ihr Wappen mehrten die Wolfsthaler noch
in eigentliiimlicher Weise durch den Ankauf desTra-
gauner’schen Kleinods 13. April 1368, so dass sie von
da ab ihr Wappen mit einem quatirteu Schilde führen,
u. z. enthält das erste und vierte Feld das Stammwappen
das zweite und dritte den gekauften Tragauer’schen
Schild; dieser, wie aus der Verkaufs-Urkunde zu ent-
nehmen, quergetheilt das obere schwarze Feld mit einem
silbernen Sparren oder Winkelmass belegt, das untere
leere silberfarb, den Helmschmuck bildete die Herme.
Diese Urkunde ist so interessant, dass wir sie als
eine diplomatische Curiosität wörtlich mittlieilen, umso-
mehr als seit dem Jahre 1847 das Original aus dem
niederösterreichischen Landes-Archive , wo es bisher
verwahrt war, abhanden kam.
„Ich Jans der Tragauner, und alle mein erben,
wier verjehen und tun chund offenleich an den brieff,
allen den die in selient und hörent lesen, die jetzt
lebent, und hernach chünfftig sind, dass, wir ver-
chaufft haben unseren wappen schilt und heim , der
schilt ist also gevar(bt) , unden weiss und oben
schwartz und durch das velde an dem schilt get ein
weisser sparre, und hat die sparr die oerter auffge-
cheret, und die flüg auf dem Helm derselben varib. Di
vargenannten unsren wappen, schilt und heim, und das
insigel dorzue bah wier recht und redlaichen verchaufft,
und geben dem erbarn riter herrn Pilgreim von Wolffs-
tal und all seinen erben, also dass wier diseiben wappen
 
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