Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

DOI Artikel:
Beckh-Widmanstetter, Leopold von: Ein Windischgrätz-Wolfsthaler'scher Denkstein im Franciscanerkloster zu Grätz
DOI Artikel:
Romer, Franz Florian: Kirchliche Wandgenälde des XIII. und XIV. Jahrhundertes in der Eisenburger Gespanschaft
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0227

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
201

selbst belege ich durch das Fragment eines Grabsteines,
welches ich als aus den Ruinen von Katsch in Ober-
steier verschleppt, nächst dem Verweshause am Fusse
des Katschberges fand. 1
Das Bruchstück aus gelblichtem Kalkstein 29" lang,
24" hoch, zeigt die linke oder Frauenseite eines der da-
mals üblichen Denkmäler und darauf eine rechts gestellte
Edelfrau knieend in betender Haltung; ebenso vor ihr,
durch die Inschrift getrennt, ihre Tochter (nach dem
theilweise erhaltenen Namensbande „Feliei(tas)u ge-
heissen).
Die elfzeilige Legende in einer verzierten Umrah-
mung lautet:
DIE wohlgeborNE | frawfrawAnna | Maria van wind- |
ischgratz . ain | gebörne Welzer - | in . wecHE des |
.Jars in CHRIS | to selig ents | CHLaffen
ist | VND ligt . zv | Graz.
Ein zweites ebendaselbst liegendes Bruchstück eines
Denkmales, 40" lang, 23" hoch aus schönem weissen

1 Die Windischgrätzer -waren vom 17. April 1501 bis 27. Mai 1604 Be-
sitzer der Herrschaft Katsch, welche nun einen Bestandtheil des fürstlichen
Schwarzenberg’schen Gütercomplexes um Murau bildet.

Marmor weist unter dem Fries in verzierter Einfassung
den biblischen Spruch: So wir glauben, das Jesus ge- j
storbenondavferstandeNN | ist: alsowirdtGott auch- |
die da entschlaffen sindt- | dvrch Jesvm mit ihm fvren l
I . Thessal : IIII . |
Das verschiedene Materiale beider Fragmente führt
zu dem Schlüsse, dass sie zwei verschiedenen Denk-
mälern angehören, deren übrige Theile im Laufe der
Zeiten verloren gingen, wohl auch profane Verwendung
fanden. Im Schlosse Katsch selbst sind keine Denk-
mäler oder Reste solcher mehr vorhanden.
Die obige Anna Maria war die Tochter des Moriz
Welzer von Eberstein und der Maria Tänzlin von Tratz-
berg und hatte in ihrer ersten Ehe den Freiherrn
Christoph Khevenhüller zu Aichelberg zum Gemal und
mit ihm die vier Kinder Genovefa, Maria, Moriz, Chri-
stoph und Emerencia. Als Khevenhüller gestorben war,
ehelichte sie zum zweiten Male 1558 den Freiherrn
Jacob II. vonWindischgrätz (Enkel Jakobs I.), dem sie
die Tochter Felicitas, dann die Söhne Wilhelm, Victor,
Adam und Johannes gebar, dann aber ihren Gemal noch-
mals überlebt haben muss, weil ihr Todesjahr an dem
von ihr, ihrem Gemale gewidmeten Denkmale unausge-
füllt blieb. Nach den Mittheilungen des Herrn Canoni-
cus Gebhard starb Freiherr Jacob im Jahre 1577.

Kirchliche Wandgemälde des XIII. und XIV. Jahrhundertes in der Eisen-
burger Grespanschaft.
Entdeckt und besprochen von Dr. Franz Florian Römer.
(Mit 5 Tafeln und 1 Holzschnitte.)

Die Sorglosigkeit gegen alles , was nicht alt-
classisch ist, man könnte sagen, die Missachtung der
mittelalterlichen Kunst, war Jahrhunderte lang die
Ursache dessen , dass wir selbst die besseren Erzeug-
nisse religiöser Kunstthätigkeit nicht kannten, nicht
berücksichtigten. Die verwahrlosten, theilweise be-
schädigten Wandgemälde der Gotteshäuser wurden
grösstentheils übertüncht, weil sie für die Verehrer der
classischen Richtung ein Gräuel waren, da Verständniss
derselben gänzlich fehlte, oder niemand da war, der
das Mangelnde gehörig auszubessern verstanden hätte.
Der Gebrauch der Tafelgemälde wurde häufiger, ja all-
gemein, und so erreichte man mit einem Mittel, der
Tünche nämlich, zwei Zwecke, die für unschön, ja sogar
für sclieusslich gehaltenen Wandgemälde beleidigten
nicht mehr das Auge der Kunstfreunde, und die beweg-
lichen Tafelbilder erhielten wenigstens einen ruhigen,
den Effect nicht störenden Hintergrund.
Diese Sitte oder Unsitte wurde so verbreitet, dass
man es als ein Erforderniss des Zeitgeistes betrachtete,
die alte Kirche zu weissnen oder zu färbein, ja dass man
sogar in sich für competent haltenden Kreisen zu be-
haupten wagte: die älteren Kirchen dürfen nicht bemalt
werden, sondern man müsse bei stylgerechter Restau-
rirung auf den stein grauen Mauern blos die Fugen der
Quadern einritzen oder durch Linien bezeichnen.

So ist binnen einigen Jahrhunderten das Andenken
an die grossartigsten Gebilde gänzlich verwischt wor-
den. Dass es nicht blos eine Forderung der Refor-
mation, besonders des Calvinismus, war, alles zu besei-
tigen und zu vertilgen, was an die päpstliche Abgötterei
mahnen mochte, oder der reingeistigen Auffassung und
nüchternen Neuerung zuwider an das alte Treiben der
finstern Jahrhunderte des Mönchstlmms erinnern konnte,
sondern dass auch der katholische Clerus beinahe überall
dieser Vertilgungswuth blindlings folgte, beweisen zahl-
lose Kirchen, ja bischöfliche Dome, die nie in die Hände
der Bilderstürmer gelangten und dennoch ihres schön-
sten Schmuckes seitens ihrer geistlichen Verlobten be-
raubt wurden. Es war eben die allgemeine Strömung,
welche forderte , alles Alte mit Neuem, vermeintlich
Besserem und Schönerem zu ersetzen, und durch die
Entziehung des Alten und Hergebrachten, der neuen
Kunst selbst die Möglichkeit einer beeinflussenden Er-
innerung an die gering geschätzte Vergangenheit zu
nehmen.
Wie man im allgemeinen alterthlimliche Geräth-
schaften am häufigsten dort findet, wo die geringen
Mittel das Ankäufen des Neueren nicht gestatten, oder
die Berührung mit dem Weltmärkte nicht leicht möglich
ist, finden wir auch die alten, noch am meisten in ihrer
Ursprünglichkeit erhaltenen Kirchen abseits von den
 
Annotationen