Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

DOI Artikel:
Beckh-Widmanstetter, Leopold von: Ein Windischgrätz-Wolfsthaler'scher Denkstein im Franciscanerkloster zu Grätz
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0226

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
200

das nun fürstliche Geschlecht der Windischgrätz » ent-
heben uns der Aufgabe hierauf näher einzugehen,
dagegen ist es nöthig, die Vergangenheit der Wolfs-
thal er zu erörtern, um den Zusammenhang dieses Ge-
schlechtes mit den Windischgrätzern zu finden. In dieser
Beziehung folge ich ganz der mir vom Herrn Oberstabs-
arzt Dr. Hönisch giitigst überlassenen genealogischen
Zusammenstellung.
Die Wolfsthal waren ein steirisches Rittergeschlecht,
welches das im Marburgerkreise gelegene gleichnamige
Gut, dann in Grätz den adeligen Hof im Münzgraben
besass.
Ein Edler von Wolfsthal, welcher 1320 lebte, hin-
terlies die Söhne Pilgrim und Johann, von denen der
letztere für seine Aufnahme in das Kloster Reun 1364
dem Stifte zum lebenslänglichen Herrengenusse zwei
Huben zu Stübing und zu Semriach mit jährlich 2 Mark
Rente übergab.
Pilgrim setzte den Stamm fort, er kaufte wie wir
vordem sahen, 1368 den Tragaunern ihr Wappen ab
und tritt in demselben Jahre als Zeuge in einem Güter-
verkaufe Alberts von Vritzendorf an das Stift Lienfeld
(wohl Lilienfeld) auf.
Mit seiner Gemahlin, deren Abstammung unbekannt
ist, erzeugte er nebst der Tochter Anna , die Söhne
Wülfing und Johann.
Der Umstand, dass Pilgrims Gemahlin, durch seinen
Tod Witwe geworden, dann den Otto von Graben ehe-
lichte, dürfte den Anstoss gegeben haben, dass ihr
jüngerer Sohn Johann Wolfsthaler, c. 1428 seine nun-
mehrige Stiefschwester Veronica, Tochter Otto’s von
Graben aus seiner früheren Ehe mit Adelheid Hofer
ehelichte , während die Anna sich mit dem Hanns
Tastler verband.
Wülfing , Pilgrams von Wolfsthal Erstgeborner
verkaufte 1425 an Jörg von der Dörr, einen Hof zu
Wolfsthal dann 159 Joch und ein Viertel Acker da-
selbst. a
Wülfings Bruder Hanns und seine Schwester Anna
beurkunden ddo. Mittich am St. Johannestag 1413 den
Verzicht auf alle Forderungen an ihren Stiefvater Otto
von Graben und seine Tochter Veronica. Sigler Irg.
Gradner.
Am Samstage nach dem heiligen Kreuztage 1422,
kauften Hanns und seine Schwester Anna, Hanns Tast-
lers Ehefrau, vom Otto von Graben um 132 Pfund guter
Wiener Pfennige einen Tlieil des Hofes am Münzgraben
sammt Zugehör und Zehenten in den Pfarren Grätz, St.
Peter und Hausmannsstetten. Sigler: Leopold Aspach
Hubmeister, Hanns Tastler und Niklas der Soyel, Käst-
ner des Marchfutteramtes zu Grätz. s
Den 26. Juli 1427 veräusserte Hanns an das Stift
Reun um 16 Gulden einen Weingarten in der Freschar
zu Algersdorf bei Grätz, mit dem Bergrechte nach Gö-
sting in das Haus dienstbar.
Hanns der Wolfstaller ertheilte hierauf ddo. Montag
nach St. Gilgentag 1459, im Namen Hansens von Win-
den, obersten Erbkämmerers in Kärnthen und Landes-

1 Siehe Mittheilungen des historischen Vereines für Steiermark XII.
rnd XIII. Heft. — Tang], XIX. Gebhard wider Tangl,. — Kneschke deutsches
Adeislexicon IX., S. 580 mit vollständiger Literaturangabe.
3 Notizenbiatt 1838. p. 417.
3 Stadl’s Ehrenspiegei, II. 411.

Hauptmannes in Steyer, Andrä dem Galler einen Ge-
richts- und Schirmbrief über seine Güter. *
Später (1436) zog er mit Herzog Friedrich von
Österreich und Steyer, nachmaligen römischen Kaiser,
nach Palästina und erhielt sammt den zahlreichen Reise-
gefährten am Grabe des Erlösers den Ritterschlag. 3
Nachdem Hannsens erste Gemahlin Veronica von
Graben gestorben war, ehelichte er die Barbara, Tochter
des Dietrich von Teuffenbach zu Mayerhofen und der
Anna von Eberstein. Dieser Ehe entsprossen nebst der
Tochter Alhait, die Söhne Pantaleon und Thomas.
Der erstere, welcher 1460 in Briefen genannt wird,
starb 1470, der letztere beschloss nach dem Zeugnisse
unseres Denksteines 1474 mit seinem Tode den Namen 3
und erledigte das Wappen, welches, wie ein Gnaden brief
des Kaisers Maximilian I. vom Jahre 1496 bestätigen
soll, der Sohn Kolmanns I. von Windischgrätz, Ruprecht
aufnahm, nachdem er 1461 die letzte Wolfstaller Alheit
oder Adelheit ehelichte und mit ihr (wie gesagt)
der Stammvater aller späteren Wi ndischgrät-
zer wurde. Ruprecht theilte 1443 mit seinem Bruder
Sigmund die Erbgüter im Thal, kaufte 1468 die Herr-
schaft Waldstein und behauptete am Hofe Kaiser Fried-
richs grosses Ansehen.
Den diesen Aufsatz veranlassenden Denkstein mit
dem Todesjahre des letzten Wolfsthalers, liess Rupert
wahrscheinlich erst nach der 1496 erfolgten Ge-
nehmigung zur Wappenvereinigung setzen, das wäre
etwa drei Jahre vor seinem 1499 am Quatemberfreitage
vor Weihnachten erfolgten Tode.
An dem Grabsteine des Christof Windischgrätz in
der Jacobs-Capelle, Franciscanerkirche in Grätz 1 * 3 4, prangt
der Schild desselben Wappens, nur sind die Felder 2
und 3 gegenseitig verwechselt, so dass das Wolfsthaler’-
sche Stammschildeszeichen dem erkauften Tragauner’-
sdien vorgestellt ist, welches letztere übrigens die Fahne
verdeckt, die der vor dem Kreuze des Erlösers knieende
Ritterhält. Die drei Hämmer im vierten Felde
behaupten sich noch, kamen aber in Abfall und
wurden im äusseren Schilde durch den Wolfskopf des
ersten Feldes ersetzt, als 1557 die Windischgrätzer um
die „Regulirung “ ihres Wappens beim Kaiser Ferdinand I.
baten. Die Veranlassung zu derselben war das Streben,
spätere Irrungen zu verhindern, weil sie durch die von
mehreren befreundeten und nun abgestorbenen Ge-
schlechtern deren Wappen ererbten und mit landesfürst-
licher Bewilligung aufnahmen, nun sich aber im Ge-
brauche der Wappen nicht immer der Gleichheit beflissen
haben.
Diese „Regulirung“ erhielt mit dem Diplom Kaisers
Ferdinand I. ddo. Wien 21. November 1557 (Wiener
Adelsarchiv) die Sanction, und noch heute führt das
Geschlecht ganz dasselbe Wappen, um welches sich nun
noch der Fürstenmantel breitet.

Durch die von Hönisch mitgetheilten Grabinschrif-
ten aus der Jacobs-Capelle sind eine Anzahl von Bestat-
tungen der Windischgrätzer constatirt, eine weitere da-

1 Stadl’s Ehrenspiegei IT. 415.
2Aquil. Julius Caesar3.
3 Nach Stadl’s Ehrenspiegel soll nach 1439 ein Andrä Wolfsthaller als
lebend in einer Urkunde genannt worden sein.
* Mitth. d. Centr. Comm. XII. 1867, S. VIII.
 
Annotationen