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Die römische Villa zu ßeznei in Steiermark,
Von Prof. Dr. Friedrich Pichler.
Mit 1 Tafel.
Es gehört zu den eigenthümlichen Erscheinungen
der Alpenländer, dass deren Römerstätten, obwohl dem
italischen Heimatlande näher, zumeist ärger zerstört
und in ihren Grundlagen verwischt sind, als die ferner
gelegenen rheinischen und gallischen. Aus diesem, auf
die hieriands sich kreuzenden Völkerwanderzüge beru-
henden Umstande ist es auch zu erklären, dass die
älteste historische Landeskunde sich vorweg in die
Gebiete der Münzen- und Steinschriftkunde zersplitterte
und selten den Drang fühlte, das Hausleben der Landes-
eroberer im ganzen Umfange in Betracht zu ziehen.
Die Steiermark besitzt auf einer Fläche von
408 Quadratmeilen nicht weniger als drei Römerstädte
und 460 Fundorte für römische Münzen, Schrift- und
Reliefsteine oder andere Anticaglien. An den weitaus
meisten ist jedoch die Kunde römischer Ansiedelungen
verloren gegangen und jetzt müssen uns dürftige Grab-
hügel, Aschendeckplatten, im besten Falle ausdrückliche
Todtenschriftsteine an den zahlreichsten Stellen in der
Phantasie jene Villen aufbauen helfen, die seit 18 bis
14 Jahrhunderten durch fast alle Hauptthäler des Landes
thatsächlich verstreut gewesen sein müssen. Wie viel
auf der Grundlage der drei Städte noch unmittelbar auf-
gebaut, wie manche älteste Kirche auf die Bruchsteine
des gestürzten Heidenthums gestützt, wie viele unserer
Bauernhäuser aus gelegentlichen Baufunden renovirt
sind, wer wollte das mehr zu ergründen hoffen? Ist doch
alles, was in dieser Beziehung Uber 400 Jahre zurück-
liegt, wegen Nachrichtlosigkeit so gut als gar nicht
geschehen.
Daher kommt es, dass man in Betreff der drei Städte
eben nicht weiter orientirt ist, als dass man ihre bei-
läufige Umgränzung anzugeben versucht hat; um von der
vielgesuchten Noreja zu geschweigen, die icli auf steieri-
schem Boden nicht vermuthe. Zu einen Stadtplan hat
man es noch nirgend gebracht. Ja über die Art und Weise
des Stein-, Ziegel- und Mörtelbaues im allgemeinen und
für besondere Bestimmungen liegen nirgends zusammen-
hängende Berichte vor. (Vgl. Muchar Steiermk. Gesch.
I. 129 und theilweise Mamertinus Panegyr. vol. II 142,
148, 378.) Wenn gleich die Stätten zu Cili, Pettau,
Leibnitz seit alten Zeiten in Bezug auf Ausgrabungen
reichlich ausgebeutet waren, so hat man doch, aus eitel
Separatismus in der Disciplin, versäumt, über Bau-
anlagen und Bauweise sowohl als über gemeinsame
Hausfunde Belehrendes zusammenzutragen. *
Die nachfolgende Übersicht führt alphabetisch in
fast alle diesfalls bekannten Orte:
Cili, Stadtausdehnung gegen Hoheneck, Centrum
an Sann-Vogleina. Erste bekannte Mosaikboden-Aus-
grabung, 1572 Schuttgasse, Haus des Jorgen Gaiks-
berg , andere 1826, 1834 in Haus Nr. 45, 59. Canäle
1 Durch dieses Verzeichniss ist richtig gestellt, was die „Deutsche
Kunstzeitung“, „Anzeiger für Kunde deutscher Neuzeit (1873, S. 247, 373)
und auswärtiger Blätter über den rezneier Fund berichteten.
Much I. 371. Mauerwerk (in der Sammlung des Joan-
neums), Farbwände, Joann. (1 blassroth mit gelben
Linien, 1 schwärzlichroth), Bautrümmer. Mitth. hist.
Ver. für Steierm. IV. 187. Dereanischer Mosaikboden,
schwarzweiss mit geometrischen Figuren , Arabesken,
Vase (Abbildg. Mitth. V. 124, das Quadrat je 15' 9")
Farbenwände ausschliesslich roth. Thongeschirre roth,
gelb, grün. Tempelbauten Mitth. IX. 176 Marstempel,
CanäleMuch. I. 130, 15, 92.
Donatiberg Sonnentempel,Much. I. 130.
Friedberg Mauerwerk, Much. I. 378.
St. Georgen a. d. Stiefing, Mauer- und Hohlziegel.
Mitth. VIII. 133.
Gleichenberg, Quaderbau, Zeit um 286 nach Christi,
Much. II. 339.
Grätz, Mauerwerk, Schlossberg , Schörgelgasse,
Venustempel. Much. I. 385.
Grossflorian, Mosaikboden. Mitth. V. 110. Farb-
wand. Joann.
Hofmanngrund, Mauerwerk. Mitth. IV. 219.
Kaindorf, Lassnitzfluss, Steinbautrümmer. Mitth.
XIV. 186. Mauer, Wandmalerei, Columbarium. Mitth.
XV. 196.
Kalsdorf, Wreg nach Abtissendorf. Mitth. IV. 240.
Kikenheim bei Radigund, Ziegel. Mitth. V. 114.
Landscha, Heizrohre, Joann. Farbwand im Mautli-
haushof, Joann.
Lassenberg bei Deutschlandsberg,Mauerwerk, Joa.
Wall, Mauerwerk, Bausteine, Ziegel, Canäle, Farbwand
seit 1804 Steierm. Zeitschr. Nr. I. 128.
Leibnitz. Ganze unterirdische Gewölbe, gespannte
erkennbare Bögen. Mayer, Alterthümer 152. Farbwand,
Joann. 1 Stück mit Ornament und Halbbogen (Schriften
d. hist. Ver. für J.-Österreich I. 102. vergl. Fig. 256 da-
selbst. Mosaikboden, Teufelsgraben - Mauer. Steierm.
Zeitschr. Nr. f. I. 135. Mauerwerk im Fuchsschweif-
acker. Mitth. IV. 172, Heizrohre. Joann.
Leitring. März 1846, Zimmermauer mit glänzen-
der Malerei; Hohlziegel für Beheizung, lang 2 Fuss,
weit 9 Zoll, dick */4 Zoll, auf Bogenreihen aufsitzend,
schiefe Fläche, unter dem Boden freier Raum, Mosaik-
boden, Wttrfelung mit Rahmen. Mitth. I. 94 Abbildg.
Leoben, Steinbau. Mitth. VIII. 161.
Lind bei Neumarkt. Mauerwerk, lang 20 Klafter,
breit 12 Klafter und kleinerer Raum , Gesimsstücke.
Mitth. IX. 89, 280.
Mariahof, Mauerwerk. Joann.
Mariarast, Mauerwerk. Mitth. IX. 281.
Mureck, Mauergrund. Mitth. IV. 240.
Oberbirnbaum bei Cili. Bedeutendes Mauerwerk.
Ziegel leg. II ita. Mitth. V. 118.
Obergralla, Mauerwerk, Ziegel, Farbwand. Mitth.
XV. 199, roth, gelb. Joann.
Obertillmitsch bei Leibnitz. Bausteine St. Z. I. 135.
Oswaldqraben, Steinmetzwerkstätte, Estrich. Mitth.
VI. 149.
Die römische Villa zu ßeznei in Steiermark,
Von Prof. Dr. Friedrich Pichler.
Mit 1 Tafel.
Es gehört zu den eigenthümlichen Erscheinungen
der Alpenländer, dass deren Römerstätten, obwohl dem
italischen Heimatlande näher, zumeist ärger zerstört
und in ihren Grundlagen verwischt sind, als die ferner
gelegenen rheinischen und gallischen. Aus diesem, auf
die hieriands sich kreuzenden Völkerwanderzüge beru-
henden Umstande ist es auch zu erklären, dass die
älteste historische Landeskunde sich vorweg in die
Gebiete der Münzen- und Steinschriftkunde zersplitterte
und selten den Drang fühlte, das Hausleben der Landes-
eroberer im ganzen Umfange in Betracht zu ziehen.
Die Steiermark besitzt auf einer Fläche von
408 Quadratmeilen nicht weniger als drei Römerstädte
und 460 Fundorte für römische Münzen, Schrift- und
Reliefsteine oder andere Anticaglien. An den weitaus
meisten ist jedoch die Kunde römischer Ansiedelungen
verloren gegangen und jetzt müssen uns dürftige Grab-
hügel, Aschendeckplatten, im besten Falle ausdrückliche
Todtenschriftsteine an den zahlreichsten Stellen in der
Phantasie jene Villen aufbauen helfen, die seit 18 bis
14 Jahrhunderten durch fast alle Hauptthäler des Landes
thatsächlich verstreut gewesen sein müssen. Wie viel
auf der Grundlage der drei Städte noch unmittelbar auf-
gebaut, wie manche älteste Kirche auf die Bruchsteine
des gestürzten Heidenthums gestützt, wie viele unserer
Bauernhäuser aus gelegentlichen Baufunden renovirt
sind, wer wollte das mehr zu ergründen hoffen? Ist doch
alles, was in dieser Beziehung Uber 400 Jahre zurück-
liegt, wegen Nachrichtlosigkeit so gut als gar nicht
geschehen.
Daher kommt es, dass man in Betreff der drei Städte
eben nicht weiter orientirt ist, als dass man ihre bei-
läufige Umgränzung anzugeben versucht hat; um von der
vielgesuchten Noreja zu geschweigen, die icli auf steieri-
schem Boden nicht vermuthe. Zu einen Stadtplan hat
man es noch nirgend gebracht. Ja über die Art und Weise
des Stein-, Ziegel- und Mörtelbaues im allgemeinen und
für besondere Bestimmungen liegen nirgends zusammen-
hängende Berichte vor. (Vgl. Muchar Steiermk. Gesch.
I. 129 und theilweise Mamertinus Panegyr. vol. II 142,
148, 378.) Wenn gleich die Stätten zu Cili, Pettau,
Leibnitz seit alten Zeiten in Bezug auf Ausgrabungen
reichlich ausgebeutet waren, so hat man doch, aus eitel
Separatismus in der Disciplin, versäumt, über Bau-
anlagen und Bauweise sowohl als über gemeinsame
Hausfunde Belehrendes zusammenzutragen. *
Die nachfolgende Übersicht führt alphabetisch in
fast alle diesfalls bekannten Orte:
Cili, Stadtausdehnung gegen Hoheneck, Centrum
an Sann-Vogleina. Erste bekannte Mosaikboden-Aus-
grabung, 1572 Schuttgasse, Haus des Jorgen Gaiks-
berg , andere 1826, 1834 in Haus Nr. 45, 59. Canäle
1 Durch dieses Verzeichniss ist richtig gestellt, was die „Deutsche
Kunstzeitung“, „Anzeiger für Kunde deutscher Neuzeit (1873, S. 247, 373)
und auswärtiger Blätter über den rezneier Fund berichteten.
Much I. 371. Mauerwerk (in der Sammlung des Joan-
neums), Farbwände, Joann. (1 blassroth mit gelben
Linien, 1 schwärzlichroth), Bautrümmer. Mitth. hist.
Ver. für Steierm. IV. 187. Dereanischer Mosaikboden,
schwarzweiss mit geometrischen Figuren , Arabesken,
Vase (Abbildg. Mitth. V. 124, das Quadrat je 15' 9")
Farbenwände ausschliesslich roth. Thongeschirre roth,
gelb, grün. Tempelbauten Mitth. IX. 176 Marstempel,
CanäleMuch. I. 130, 15, 92.
Donatiberg Sonnentempel,Much. I. 130.
Friedberg Mauerwerk, Much. I. 378.
St. Georgen a. d. Stiefing, Mauer- und Hohlziegel.
Mitth. VIII. 133.
Gleichenberg, Quaderbau, Zeit um 286 nach Christi,
Much. II. 339.
Grätz, Mauerwerk, Schlossberg , Schörgelgasse,
Venustempel. Much. I. 385.
Grossflorian, Mosaikboden. Mitth. V. 110. Farb-
wand. Joann.
Hofmanngrund, Mauerwerk. Mitth. IV. 219.
Kaindorf, Lassnitzfluss, Steinbautrümmer. Mitth.
XIV. 186. Mauer, Wandmalerei, Columbarium. Mitth.
XV. 196.
Kalsdorf, Wreg nach Abtissendorf. Mitth. IV. 240.
Kikenheim bei Radigund, Ziegel. Mitth. V. 114.
Landscha, Heizrohre, Joann. Farbwand im Mautli-
haushof, Joann.
Lassenberg bei Deutschlandsberg,Mauerwerk, Joa.
Wall, Mauerwerk, Bausteine, Ziegel, Canäle, Farbwand
seit 1804 Steierm. Zeitschr. Nr. I. 128.
Leibnitz. Ganze unterirdische Gewölbe, gespannte
erkennbare Bögen. Mayer, Alterthümer 152. Farbwand,
Joann. 1 Stück mit Ornament und Halbbogen (Schriften
d. hist. Ver. für J.-Österreich I. 102. vergl. Fig. 256 da-
selbst. Mosaikboden, Teufelsgraben - Mauer. Steierm.
Zeitschr. Nr. f. I. 135. Mauerwerk im Fuchsschweif-
acker. Mitth. IV. 172, Heizrohre. Joann.
Leitring. März 1846, Zimmermauer mit glänzen-
der Malerei; Hohlziegel für Beheizung, lang 2 Fuss,
weit 9 Zoll, dick */4 Zoll, auf Bogenreihen aufsitzend,
schiefe Fläche, unter dem Boden freier Raum, Mosaik-
boden, Wttrfelung mit Rahmen. Mitth. I. 94 Abbildg.
Leoben, Steinbau. Mitth. VIII. 161.
Lind bei Neumarkt. Mauerwerk, lang 20 Klafter,
breit 12 Klafter und kleinerer Raum , Gesimsstücke.
Mitth. IX. 89, 280.
Mariahof, Mauerwerk. Joann.
Mariarast, Mauerwerk. Mitth. IX. 281.
Mureck, Mauergrund. Mitth. IV. 240.
Oberbirnbaum bei Cili. Bedeutendes Mauerwerk.
Ziegel leg. II ita. Mitth. V. 118.
Obergralla, Mauerwerk, Ziegel, Farbwand. Mitth.
XV. 199, roth, gelb. Joann.
Obertillmitsch bei Leibnitz. Bausteine St. Z. I. 135.
Oswaldqraben, Steinmetzwerkstätte, Estrich. Mitth.
VI. 149.