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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Votivstein, gefunden zu Tüffer
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Vom Altertrums-Vereine zu Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0114

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102

Votiv stein, gefunden zu Tüffer.

Die Grazer Zeitung von 7. Jänner d. J. bringt einen
Artikel aus der Feder des Dr. Fr. Pichler über den
Nymphenstein zu Römerbad, der neuestens im Sannthale,
an der steierisch-krainischen Grenze bei Steinbrück und
Markt-Tüffer, und zwar zu Römerbad-Tüffer gefunden
wurde. Die Inschrift lautet:
NYMPHIS
• AVG-SACR
APPVLEIVS
FINITI
VSLM
nämlich: Nymphis augustis sacrum. Appuleius, Finiti
(filius), votum solvit lubens merito. Den Quellgöttinen
widmet diesen Gelübdestein Appuleius, der Sohn des
Finitus.
Das neugefundene Denkmal aus Zeiten, welche
fast 17 Jahrhunderte vor uns liegen, hat die Form einer
Ara, ist 13 Zoll 3 Linien hoch, hat eine Basis von 6 Zoll
Breite, 2 Zoll 3 Linien Höhe, auf welcher durch Keh-
lungen der Inschriftsockel aufsitzt mit einer Breite von
4 Zoll 9 Linien, Höhe 5 Zoll 9 Linien, darauf eine
ausladende Platte mit einem Aufsatze von gleicher Breite
und 2 Zoll 6 Linien Höhe. Dieser Altarstein fand
sich im Hofe des Badegebäudes in unmittelbarer Nähe
des Quellendammes in einer Tiefe von circa 10 Schuh.
Die begleitenden Münzen , 60 an der Zahl, lagen
eben so tief im Badschlamme zerstreut, und zwar inner-
halb einer abgegrenzten Mauernische von etwa 7 Fuss
im Gevierte.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Quellgöttinen
in Steiermark durch einen Weihestein ausgezeichnet
erscheinen. Wie überhaupt die meisten der steirischen
Bäder auf die Römerzeiten zurückgehen und dies durch
Stein-und Metalldenkmale bekunden, z.B. Gleichenberg,
Rohitsch, Neuhaus, so sind auch von Römerbad bisher

schon vier römische Schriftsteine bekannt, deren
drei den Nymphis augustis gewidmet sind. Dieselbe
Weihformel zu Weitschach (Pettau), dann jene für Savus
und Adsalluta zu Sava bei Steinbrück, endlich für Nep-
tun selbst zu Klempas und Cilli sprechen für die ansehn-
liche Verehrung der Wassergottheiten in unseren Landen.
Was die übrigen Nymphensteine von Römerbad
betrifft, so stammt der eine von Fructus, dem Wirth-
schaftsverwalter des pannonischen Zolleinnehmers
Quintus Sabinus Veranus, und war schon vor 1769 be-
kannt ; der andere von Matius Finitus, der Stand nicht
angegeben; der dritte von Caius Veponius Phoebus
und dessen Sohn Felix, gefunden im Winter 1841. Der
vierte Stein ist eine Ara mit der Inschrift valeTvd, d. i.
der Gesundheit gewidmet.
Der Denkmalsetzer des neuesten Steines erinnert
mit seinem Gentilnamen an die Formen Venuleius Pro-
culeius zu Pettau (?), Septueius zu Wayer, Proculeia zu
Tannhausen. Der Beiname Finitus (hier des Vaters Na-
me) ist mehr im steierischen Unter- als im Oberlande zu
Hause; wir kennen einen Finitus, Sohn des Maximus zu
Rifingast bei Tüffer, einen T. Carmaeus Finitus zu Cilli,
einen Lucilius Finitus, Begünstigten des kais. Statt-
halters Flavius Titianus aus der Zeit um 160 n. Chr.
eben zu Cilli, einen Finitus, Sohn des Totion, zu
St. Jacob in Windischbücheln, endlich einen Finitus,
Sohn von Acceptus und einen Sacretius Finitus zu Hart-
berg. Es möchte eine müssige genealogische Spielerei
sein, unter diesen Finitus Genannten den Vater des
Denkmalsetzers Appuleius ausfindig zu machen. Indess
möchten wenigstens diese Behelfe nicht widersprechen,
den Weihstein später als in die Zeit 160 n. Chr. zu da-
tiren, etwa in die Zeiten des Commodus, womit die Mün-
zenreihe des Fundes zu schliessen scheint, etwa 192
n. Ch. Die Namenform Finita erscheint in Schriftdenk-
mälern zu Trifail, (Terentina Finita), zu Leibnitz (auch
Vibia Finita) und zu Kleinstübing.
1 Venuleius Mommsen c. i. r. IXT. 292, 406 ; Proeuleius, a 4235, 5494,
5597, 5701 ; Septuieus 4809, 5480, 5593.

Vom Alterthums-Vereine zu Wien.

Wir knüpfen an unsere im früheren Hefte dieser
Mittheilungen begonnenen Berichte an und bemerken,
dass in der Vereins-Versammlung am 16. Jänner 1874,
Dechant Dr. Kerschbaumer das Schulwesen in Nieder-
österreich im XVI. und XVII. Jahrhundert, mit beson-
derer Rücksichtnahme auf diessfällige Zustände inTuln;
in der Abendversammlung am 20. Februar 1874 Prof.
Dr. Karabacek in geistreicher Weise die bei den Sa-
razenen schon zu den Zeiten der Kreuzzüge gebräuch-
lichen Wappen besprach, deren manche möglicherweise
den heutigen Familienwappen zum Vorbilde dienten und
eine Erklärung für einige ältere Fürstenwappen geben.
Am 20. März fand der fünfte Vereinsabend statt. Der

k.k. Custos und Vorstand der Restaurirschule im Belve-
dere, Franz Schellein besprach das Wirken dieser An-
stalt und bezeichnete in einem mit lebhaften Beifalle der
Versammlung ausgezeichneten Vortrage die Gesichts-
punkte, von welchen aus eine tüchtige, aber richtige
Bilderrestauration eingerichtet werden muss. Ausge-
stellt war der von Prof. Klein ausgearbeitete Entwurf des
neuen Hochaltars für die Stiftskirche zu Heiligenkrenz,
dessen Ausführung wir freudig begrüssen würden. Zum
Präsidenten des Vereines wurde, da mit diesem Ver-
einsabende auch die Generalversammlung verbunden
war, Sr. Excellenz Freiherr von Conrad und in den
Ausschuss der k. k. Hofsecretär Segenschmid gewählt.

Redacteur: Dr. Karl Lind. Druck der k. k. Hof- uni Staatsdruckerei.
 
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