Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

DOI Artikel:
Heilligenkreuz
DOI Artikel:
Ilg, Albert: Temperagemälde aus Lienz
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0113

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
101

Heiligenkreuz.

Die Restauration der Stiftskirche zu Heiligenkreuz
schreitet rüstig vorwärts. Obwohl uns für die Mitthei-
lungen seiner Zeit ein eingehender Restaurations-Bericht
aus der Feder eines dabei Betheiligten in Aussicht
gestellt ist, so wollen wir für jetzt unseren Lesern über
die Fortschritte in Kürze einige Mittheilungen machen.
Die Restauration des Langhauses ist in so weit
vollendet, als nach Vollendung der Neugestaltung des
Chores nur noch einige der in den Pfeilern neu einge-
setzten Quadern ausgewechselt werden müssen, da sie
sich in ihrer Dauerhaftigkeit nicht bewährt haben. Im
Chor und dem damit vereinigten ehemaligen Querschiffe
sind die Mauern und Pfeiler der linkseitigen Joche von
Staub gereinigt, zum Theile abgeklopft und wo es
nöthig, im Gestein erneuert; dasselbe ist mit dem Mittel-
jochen der Fall. Die Fenster dieser Theile sind bis hin-
ab in ihrer ursprünglichen Grösse eröffnet und die
darin befindlichen prachtvollen Glasmosaiken, herrliche
Teppichmuster mit etlichen figuralen Darstellungen vor-
stellend, geputzt und durch den tüchtigen Glasmaler
Walzer ergänzt. Die unteren erst jetzt wieder eröffneten
Theile dieser Fenster sind vorläufig mit Milchglas aus-
gefüllt. Das neu eröffnete Mittelfenster prangt in reicher
Farbenpracht und bildet eine grosse Zierde des herr-
lichen Gebäudes. Der geistreiche und farbenprächtige
Entwurf dieses Fensters stammt aus der in diesem
Fache bewährten Künstlerhand des Prof. Klein. Die
Gläser wurden in Innsbruck bei Neuhauser angefertigt
Leider entspricht die Farbentiefe derselben nicht immer
demKlein’schen Entwürfe, die in richtiger Übereinstim-
mung mit den alten Fenstern viel intensiver und kräftiger
angegeben war. Wir sehen auf dem Fenster zahlreiche
Heilige dargestellt, die entsprechend der Widmung der
Kirche, als einer Marienkirche, mit der Mutter Gottes
als Königin der Märtyrer, Beichtiger und Bekenner in
Beziehung stehen. Es wäre zu wünschen, dass mit dieser
Auffassung auch der neu anzufertigende Altar in ent-
sprechende Verbindung gebracht würde
Die eigentliche Restaurations-Thätigkeit beschränkt
sich gegenwärtig auf die rechtseitigen Joche des Chores,
woselbst jetzt die Fenster auf ihre ursprüngliche Aus-

dehnung gebracht, die Mauern vom Verputze bloss
gelegt und die nothwendigen Stein-Auswechslungen
vorgenommen. In Folge der Reinigung der Wände fand
man im ersten Joche des Presbyteriums, jenem Theile,
der unzweifelhaft, während des alleinigen Bestandes
des romanischen Baues das rechtseitige Joch des Quer-
schiffes bildete, Reste eines Rundbogens und daneben ein
vermauertes, nach abwärts in einen Capellenraum neben
den Kreuzgang^führendes, ziemlich reich geschmück-
tes Portal im Übergangsstyle, darüber die doppel-
bogigen Ansätze einer kleinen Empore, die mittelst einer
schmalen Stiege, die im Innern der Mauer zu dem noch
erkennbaren kleinen Eingänge dieser Tribüne führte,
mit dem oberen Dormitorium in Verbindung stand,
und wahrscheinlich dazu diente, den Kranken, die sich
am Gottesdienste in der Kirche selbst nicht betheiligen
konnten, die Möglichkeit zu geben, demselben wenig-
stens vom Oratorium aus beizuwohnen.
Ob und in welcher Ausdehnung diese Tribüne
wieder herzustellen ist und ihre Verwendung , die zu
erbauenden Seitenaltäre und die damit zu verbindende
Benützung der vielen in der Mauer aufgefundenen
Spitzbogennischen als Credenz und Piscma, die Wie-
deraufstellung einer kleinen Orgel im Chor, die Aus-
schmückung des Fussbodens mit bunten Fliessen nach
Muster der hie und da unter den Kelilheimer-Platten
aufgefundenen alten, zierlichen, mosaikartig zusammen-
gefügten Fliesse, die Stellung des Hochaltars, und die
Wahl des darüber zu erbauenden Baldachins, endlich
die Ausführung einer einfachen und bescheidenen, aber
kaum entbehrlichen Polichromirung des ganzen Raumes,
sind Fragen , die in der nächsten Zeit gelöst werden
müssen, insoferne überhaupt die in Folge der neuen
kirchlichen Gesetzgebung jedenfalls in der Ziffer sich
minder günstig stellenden Mittel des Stiftes erlauben
werden , noch weiter an derlei im Interesse der Re-
ligion und des katholischen Cultus, wie auch des herr-
lichen Bauwerkes und der österreichischen Kunst und
Industrie wünschenswerthe Ausführungen gehen zu
können.
L.

Temperagemälde aus Lienz.

Eine seltene Darstellung der Dreifaltigkeit enthält
ein mittelalterliches Gemälde , welches sich bis vor
kurzem im k. k. österr. Museum für Kunst und Indu-
strie befand. Es ist auf Holz ä tempera auf Goldgrund
gemalt, von beinahe gleichschenklich dreieckiger Form,
auf der Rückseite mit einem stylisirten distelartigen Or-
nament in roth, weiss und grün, wie diess an den Riick-
flächen gothischer Spitzaltäre öfters vorkommt. (Vergl.
die Abbildung einer solchen ornamentirten Rückwand
von dem Zeitblom’schen Altar im Museum vaterländi-
scher Alterthümer in Stuttgart in Bücher und Gnauth’s

Kunsthandwerk L, Nr. 27.) Das erwähnte Gemälde,
jedenfalls Fragment eines solchen Altars stammt aus
der Gegend von Lienz in Tirol. Den Gegenstand bildet
die Krönung der Jungfrau durch die drei göttlichen
Personen , von denen die mittlere, der heilige Geist,
gleich den andern als Greis sitzend gemalt ist, mit
mächtigen Seraphinsschwingen an den Schultern. Gott
Vater schmückt die päbstliche Tiara. Das Bild an und
für sich wenig merkwürdig, dürfte der localen Tiroler-
schule des XV. Jahrhunders angehören.

Ä. Ilg.
 
Annotationen