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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Romer, Franz Florian: Kirchliche Wandgenälde des XIII. und XIV. Jahrhundertes in der Eisenburger Gespanschaft
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Gradt, Johann: Schmiedeiserne Leuchter
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0251

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215

I. Bande Seite 136 erzählt wird, dass in der Kloster-
kirche von „Mariä Erscheinung“ auf Salamis
nicht weniger als 3724 Figuren , sämmtlich gemalt und
im Jahre 1735 von dem Archivare Georgios Markos und
seinen Schülern vollendet wurden.
Ebendaselbst wird das Erstaunen üidron’s erwähnt,
der in einem Kloster am Berge Athos selbst sah: dass
vor seinen Augen der Mönch Joseph mit 5 Gehilfen
binnen einer Stunde Christum und eilf
Apostel in Lebensgrösse und zwar ohne Cartons
und Durchzeichnungen an die Wand malte. Ein
Zögling trug nämlich den Mörtel auf die Mauer, der
Meister skizzirte, ein anderer strich die Farben auf und
vervollständigte die Umrisse, ein jüngerer vergoldete
die Heiligenscheine, malte die Ornamente, und schrieb
die Inschriften, welche ihm der Meister bei jeder Figur
aus dem Gedächtnisse dictirte; zwei Knaben endlich
waren mit Reiben und Anmachen der Farben vollauf be-
schäftigt. Es leuchtet ein, dass man bei einer solchen,
alle abendländische Praxis weit übertreffen-
den Thätigkeit in einigen Tagen eine ganze
Kirche aus malen konnte.
Bevor ich noch mit Dr. Henszlmann in die Tötsäg
reisete, um die entdeckten Wandgemälde theils noch-
mals zu sehen, theils diejenigen, auf deren Fährte man
durch meine Berichte und auf meine Aufforderung
gekommen ist, die ich aber nicht sogleich besichtigen
konnte, da mich das Ende der Schulferien zur eiligen
Rückkehr nöthigte, zu sehen und zu beschreiben,
wendete ich mich schriftlich an Herrn Joseph Schei-
ger, k. k. Conservator in Grätz, um über Aquila
Näheres zu erfahren. In seinem Briefe vom 1. Juni 1864
antwortete Herr Conservator in der liebenswürdigsten
Weise, und erwiederte bereitwilligst, dass der Maler
Aquila sowohl ihm, als auch dem k. k. Professor
Schreiner, einem tüchtigen Kunstkenner, vollständig
unbekannt ist, und dass er Grund habe, das Auffinden
der Gemälde desselben für eine eigentliche Ent-
deckung und zwar mit Rücksicht auf die angegebene
Periode, und die Armuth der Kunstgeschichte von
Steiermark in subjectiver und objectiver Richtung für
eine hochwichtige zu halten. „Es versteht sich von
selbst“ setzt Scheiger in seinem Schreiben fort „dass ich
alles, in meinen Kräften liegende aufbieten werde, um
Ihrem geschätzten Wunsche bald möglich zu entsprechen.
Leider besorge ich, dass diese Kräfte nicht ausreichen

werden, um Erhebliches an den Tag zu fördern. Die
Forschung am Joanneum übernehme ich selbst, eben so
setze ich mich mit Herrn Haas in das Einvernehmen
und mit dem Correspondenten der k. k. Central-Com-
mission in Radkersburg.“
Die Besorgniss, kaum etwas zu erfahren, wurde
durch einen zweiten Brief, den Herr Scheiger am
10. Februar desselben Jahres an mich richtete, bestätigt.
„Ich beeile mich mitzutheilen— so lautet der Bericht,—
dass meine, über den Maler xäquila angestellten For-
schungen im Archive des Joanneums bei Herrn Haas
und in Radkersburg selbst leider gleich erfolglos
waren.“ In den folgenden Zeilen werde ich ersucht, über
die Wandgemälde Aquila’s in einer Weise zu schreiben,
in welcher sie auch den Kunstgeschichtsfreunden
Steiermarks zugänglich werde, denn der Ausschuss des
historischen Vereines, besonders Herrn Scheiger selbst
sähen mit wahrer Sehnsucht näheren Mittheilungen
entgegen.
Umstände, deren ich nicht ganz Herr war, ver-
zögerten diese Publication um volle zehn Jahre. Ich
weiss nicht, da ich anderswo zu sehr in Anspruch
genommen war, ob während derZeit irgend etwas über
Aquila veröffentlicht wurde. Ich reisete mit Dr.
Henszlmann, in Begleitung unseres Freundes Joseph
Steinbeck von Bellatincz aus nach Radkersburg, um
an Ort und Stelle Näheres Uber diesen Künstler zu
erfahren. Auch diese Bemühung blieb fruchtlos, und
ich glaube seitdem fest, dass wir nirgends fertige Auf-
klärungen über Aquila, dessen Namen einer Maler-
familie zwar in Italien bekannt war, vorfinden werden;
aber dennoch ist noch nicht zu verzweifeln, denn es ist
sehr leicht möglich, dass an den Gränzen Steiermarks,
als dem Felde der grossen Thätigkeit dieses Malers
irgendwo in alten Kirchenbüchern, alten Stadtrech-
nungen, Stiftungen oder dergleichen seiner eine Erwäh-
nung geschieht; aber diesszueruiren werden sowohl die
Freunde von Archivstudien in Steiermark, wie die
Monographen des Eisenburger und Szalader Comitates
berufen sein. In dieser Hinsicht muss wissenschaftliche
Reciprocität herrschen, um dem Manne, der in Steiermark
das Licht der Welt erblickte, aber durch seine Schö-
pfungen in Ungarn so herrliches leistete, die volle Ehre
zu zollen und sein Andenken in unserer beiderseitigen
Kunstgeschichte zu verewigen.

Schmiedeiserne Leuchter.
Von J. Gradt.
Mit 3 Holzschnitten.

Die Mittheilungen der Centr. Comm. haben eine
Reihe interessanter schmiedeiserner Gegenstände , als:
Waffen, Brunnenhäuschen, Gitter, Thore, Beschläge,
Leuchter u. s. w. gebracht, welche aus dem Mittelalter
stammend, sowohl durch die eigenthiimliche Technik in
der Behandlung des Eisens, als auch durch die Formen-
gebung alle Beachtung verdienen. Es unterliegt wohl

keinem Zweifel, dass durch die im Mittelalter hoch ent-
entwickelte Waffenschmiedekunst die darin gewonnene
Fertigkeit auch auf andere aus Eisen zu erzeugende
Gegenstände überging und es wird dem Beobachter der
Umstand nicht entgangen sein, dass manche bei der
Waffenerzeugung beliebte Motive und Embleme, Ver-
bindungen und Kunstgriffe unmittelbar anf andere
 
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