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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Hartmann-Franzenshuld, Ernst von: Die Eglauer und ihre Grabsteine
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Semper, Hans: Donatello, seine Zeit und Schule, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0132

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thurmes beschäftigt war. Anno 1593 verkaufte er das
väterliche Haus; 1596 wurde er kaiserlicher Zeugwart
zu Wien und erhielt für sein Amt unter dem 1. April
d. J. eine besondere Instruction. In dieser Eigenschaft
legte er dem Kaiser einen Entwurf über die demnächst
in Angriff zu nehmenden Befestigungen Wiens vor,
welcher im VIII. Bande des Wiener Alterthums-Vereines
wörtlich abgedruckt ist. *
Aller Wahrscheinlichkeit nach war seine Frau jene
Maria Eglauerin, Tochter des Matthias Baranitsch
R. K. M. Dieners und Eisenhändlers , und seiner Haus-
frau Ursula Hemd, welche erbweise kurze Zeit das
Haus Nr. 624 am Stock im Eisen „zur blauen Flasche“
besass, es jedoch 1602 an den Seiler Hans Renner ver-
kaufte. s
Matthias Eglauer, kaiserlicher Fuederschrei-
ber, welcher im XVII. Jahrhundert Grund und Boden
im untern Werd besass, s dürfte wohl ein Sohn Wolf-
gang des III. und der Maria gewesen sein.
Thomas Eglauer, der jüngste Bruder des bei
St. Stephan begrabenen Wolfgang senior, hatte einen
Sohn Namens Christoph (II.), welcher, von Kaiser Fer-
1 Siehe dort pag. CXXXIII bis CXLIX. Wien und seine Bewohner
während der zweiten Türkenbelagerung 1683, yon Alb. Camesina.
2 Berichte des Wiener Alterthums-Vereins, X. Band, Dr. Ernst Birk,
Materialien zur Topographie der Stadt Wien 1563—1587, pag. 158 und 159,
und XI. Band, die Maria Magdalena-Capelle am St. Stefansfreithof zu Wien
und dessen Umgebung, von Albert Camesina Kitter von Sanvittore, III. Die
Häuser am St. Stefansplatze pag. 257.
3 Wes che 1, die Leopoldstadt, pag. 284.

dinand II. s. d. 6. März 1630 in den rittermässigen
Adelsstand erhoben wurde.1 Er erhält statt des ge-
krönten Stechhelmes einen offenen Turnierhelm und
statt der Kleinod-Büffelhörner einen offenen, abwech-
selnd von Schwarz-Gold und Gold-Schwarz getheilten
Flug mit dem wachsenden Einhorn inzwischen. Der
Schild bleibt unverändert. Aus dem Document ergibt
sich, dass sein Vater Thomas durch 54 Jahre dem Hause
Österreich in unterschiedlichen Verrichtungen gedient
und sich besonders um die Kaiser Maximilian II.,
Rudolf II. und Mathias verdient gemacht, schliesslich
als kaiserlicher Zehenthandler gestorben sei. Christoph
Eglauer selbst diente anfänglich als „Zeugdiener(Zeug-
wart) der Arthollerie“ dann seit dem Regierungsantritt
Kaiser Ferdinande II. 1619, ebenfalls als kaiserlicher
Zehenthandler.
Am 14. Juli 1630 erwarb derselbe Christoph vom
nämlichen Kaiser einen weiteren Gnadenbrief, wodurch
ihm die Befreiung von bürgerlichen Ämtern, Bewilligung
Landgüter zu besitzen, rothe Wachs-Freiheit, Schutz,
Schirm und salva guardia, sowie das Prädicat Eglauer
von Egelau zugestanden wird.
Hielier gehört gewiss auch noch jener bürgerliche
Tuchhändler Aloys Eglauer, welcher auf dem Fried-
hofe zu Döbling begraben wurde. 2
1 Reichsacten des k. k. Adelsarchivs zu Wien.
2 L. M. Weschel, Kurze Geschichte des Ortes und der Kirche zu
Döbling, pag. 100-

Donatello, seine Zeit und Schule.
Von Dr. Hans Semper.
Schluss der I. Abtheilung.

Styl-Entwicklung der decorativen Sculptur
und Klein-Architektur im Mittelalter.
Wenn wir im Vorigen sahen, wie in technischer
Hinsicht das Mittelalter sich an die Antike anschloss,
so werden wir jetzt dasselbe Verhältniss in stylistischer
und formeller Hinsicht in Bezug auf Italiens Klein-
Architektur und decorative Sculptur im Mittelalter
nachzuweisen suchen. In der That schloss sich auch in
diesem Sinne die Kunst Italiens nicht bloss an das
verfallende Heidenthum an, sondern ging geradezu
aus derselben hervor.
Um so weniger vermochte das Christenthum sich
von antiken Formen fernzuhalten, als es gerade in einer
Zeit tiefen Verfalles des Menschengeistes auftaucht, in
welche die Bauwerke und Monumente einer der glän-
zendsten Culturepochen beschämend hereinragen. Ja
man kann sogar sagen, was in altchristlicher Zeit von
neuen Motiven und Typen der antiken Formenwelt zu-
gefügt wurde, das wurde wohl allerdings zunächst durch
die neuen Bedürfnisse eines neuen Ritus und neuer
religiöser Anschauungen veranlasst, die Kraft aber,
diesen neuen Bedürfnissen künstlerischen Ausdruck zu
leihen, war ein Erbtheil und Überrest antiken Könnens.
Es ist bekannt, wie die Basilika zwar in der Haupt-
anlage aus der antiken Gerichtshalle hervorging, wie

aber in Folge der rituellen Bedürfnisse ein Vorhof mit
dem Weihbecken, eine Vorhalle für die Büssenden,
eine Emporkirche für die Frauen, eine Confession für
das Grab des Heiligen, ein Ciborium als Baldachin über
dem Altartisch, Chorschranken, Ambonen, Bischofs-
stühle etc. dem antiken Schema zugefügt wurden.
Ebenso lassen sich für die altchristlichen Rund-
und Achteckbauten antike Vorbilder nachweisen.
Auch die Kuppel emancipirt sich erst allmählich con-
structiv und formell aus der antiken hemispherischen,
in den Widerlagern halb eingeschlossenen Kuppel, wie
sie am Pantheon sichtbar. Hierauf kommen wir später
zurück. Eine entschiedene Neuerung tritt bloss an den
geschlossenen Fagaden der altchristlichen Kirchen
gegenüber den antiken Facaden ein. Während letztere
bloss eine mit Mauerwerk ausgefüllte offene Facade
mit Halbsäulen und Blend-Arckitraven darstellten, so
wird bei den altchristlichen Facaden die Mauer ver-
dünnt und durch Lesenen und Streben gegliedert und
gestützt. Solche Facaden finden wir an St. Lo-
renzo in Mailand, sowie der Grab-Capelle der Galla
Placidia in Ravenna. Eine weitere Abweichung der
altchristlichen von der antiken Construction äussert
sich früher z. B. darin, dass man es vorzieht, die oberen
Wände der Mittelschiffe vermittelst Bögen statt der
Architrave auf den Säulen ruhen zu lassen; diese letz-
 
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