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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Luschin von Ebengreuth, Arnold: Die Siegel der steierischen Abteien und Convente des Mittelalters, [3]
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241

Die Siegel der steierischen Abteien und Convente des Mittelalters.
Von Dr. Arnold Lusehin.
Mit 47 Holzschnitten. (Schluss.)

18. S. Lambrecht.
Benedictiner, s. Lambrecht.
Marian Wendt, VI, 93. — Pangerl Studien z. Ge-
schichte des JDosters s. Lambrecht, 1. über die Reihe
der Äbte im XII. und XIII. Jahrhundert, 2. über die Zeit
der Gründung und Ausstattung in den Beiträgen zur
Kunde steierm. Geschichtsquellen, II, S. 114, III, 50.
Es wird wohl kaum ein Kloster in Österreich geben,
über dessen Ursprung, was die Zeit der Gründung
betrifft, mehr widersprechende Ansichten geherrscht
haben, als das ehrwürdige BenedictinerstiftS. Lambrecht.
Nicht weniger als 27 verschiedene Angaben, welche
zwischen den Jahren 762 — 1104 schwanken, sind uns
von ebensoviel Schriftstellern überliefert worden, und
es war wahrlich keine geringe Leistung für die Lan-
desgeschichte, als Pangerls im Eingänge angeführte
kritischen Studien Licht in dieses Chaos brachten.
Demnach kann als sicher ermitteltes Resultat das
Jahr 1103 als das Gründungsjahr angenommen werden.
Zwar hat es schon um das 1060 eine S. Lambertskirche
mit beschränkten pfarrlichen Rechten imThajagraben ge-
geben und etwa ein Jahrzehnt später trug sich Marquard
aus dem Geschlechte der Eppensteinen mit dem Ge-
danken eineriKlosterstiftung, verwirklicht wurde jedoch
derselbe erst durch dessen Sohn Heinrich den Kärntner
Herzog , im obgedachten Jahre 1103. — Grosse Besitz-
ungen wurden der neuen Stiftung zu Ehren des H. Lam-
bert sogleich zugewandt und vom Herzoge Heinrich im
Jahre 1114 bestätigt, wogegen das kaiserliche Diplom
vom gleichen Datum neuestens als Fälschung nachge-
wiesen worden ist. Schon vorher (25. März 1109) war
vom Papste Paschal n. jene wichtige Urkunde ausge-
wirkt worden , auf Grund deren sich nach und nach die
exemte Stellung herausgebildet hatte, welche das Stift S.
Lambrecht wenige Jahre nach seiner Gründung gegen-
über den Erzbischöfen von Salzburg sofort eingenommen
und erfolgreich vertheidigt hat. Das Stift, dessen Äbte
sich zumal im XIV. Jahrhunderte von ihren Grundholden
gerne „Fürsten“ nennen liessen, wurde zwar im Jahre
1786aufgehoben,!aber bald darauf (1802) wieder her-
gestellt und blüht noch gegenwärtig.
29. XII. Jahrhundert. Lapidarschrift zwischen
P SANGT VS • BERGDICTVS %
Im Siegelfelde die Büste des Heiligen mit Buch und Stab.
Rund.
Erhalten an Urkunde ddo. 4. Sept. 1232, in welcher
die Herzogin Theodora von Österreich die Beilegung von

1 Ausführliche Nachrichten über die Umstände, unter 'welchen dies ge-
schah, sind in Adam Wolfs Aufhebung der Klöster in Innerösterreich S. 128
ff. nachzusehen, einer erschöpfenden Arbeit, welche ich im vorliegenden Auf-
sätze, so weit bei einem steirischen Kloster die Jahre 1782—1790 als Zeit der
Aufhebung in Frage kommen, durchwegs benützt habe.

Streitigkeiten zwischeo dem Abte Wolfker von S. Lam-
brecht und den Gebrüdern Ulrich und Dietmar von
Lichtenstein bezeugt.
Beschreibung bei Copie dieser Urkunde Nr. 487 a.
im steierm. Landes Archive.
30. XIV. Jahrhundert, Lapidarschrift zwischen
Perlenlinien:
■PS o GONVHNTUSoHÖMLSSIK STÜNffTI LÄMBKRTI.
Innere durch eine vorgelegte einfache Linie vom Perlen-
kreise getrennte Schrift:
o SÄMT’ - L7TM.BHRT ’
Im Siegelfelde der sitzende Heilige in Bischofs-
kleidung rechts segnend, links den Krummstab.
Kommt an Urkunden des Stiftsarchivs seit dem
XIV. Jahrhundert vor. Rund, G. 73. Mm. Fig. 21.


Fig. 21.

31 XV. Jahrhundert. Minuskel zwischen einfachen
Linien.
* cenucntm? * mona&Uvy * fattefi * lambtvti
cremti*. # (S Zierrath, bcntPicti Zierrath.)
Auf zwei Säulen ruht ein von Spitzbogen getragener mit
Giebeln verzierter Baldachin, unter welchem der h. Lam-
brecht in Bischofskleidung mit Krummstab und Lanze
und der h. Benedict im Ordenskleide erscheinen. Letz-
terer hält in der Rechten einen Becher, aus welchem
Schlangen hervorkriechen — Anspielung auf die That
der Mönche von Vicovaro bei Tivoli, welche den wegen
seiner Strenge verhassten Ordensstifter zu vergiften
 
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