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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Lind, Karl: Beiträge zur mittelalterlichen Sphragistik
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Semper, Hans: Donatello, seine Zeit und Schule, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0103

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93

ihrem Unterhalte. Kaiser Friedrich ertheilte ihnen die
Erlaubniss, sich ein Kloster in der Stadt zu bauen. Bald
hatten sie sich von Georg* und Wilhelm von Losenstein


Fig. 23.
einen Bauplatz am Stadtplatze erworben und begannen
den Kirchen- und Klosterbau, der nach mancherlei
Hindernissen, die von Seite des benachbarten und juris-
dictionsberechtigten Stiftes Garsten gemacht wurden, erst
1478 beendet werden konnte. Die Kirche war der
Anuntiatio geweiht. 1522 brannten Kirche und Kloster

ab. Da der Convent nicht in der Lage war, die Kosten
für die Wiederherstellung der Gebäude zu bestreiten
und bei der Bevölkerung keine Unterstützung fand,
zog er aus Steier ab.
Kaiser Ferdinand I. übergab die Ruinen im Jahre
1559 der Bürgerschaft zum Zwecke der Errichtung einer
Schule oder eines Spitals mit dem Vorbehalte der Rück-
gabe an die Dominicaner gegen Rückersatz der darauf
verwendeten Kosten. Die Bürger errichteten eine Schule
mit protestantischen Lehrern und die Kirche war dem
protestantischen Gottesdienst gewidmet. 1572 erlitt das
Gebäude in Folge Überschwemmung einige Beschädi-
gung. Um 1626 zog wieder der Prediger-Orden ein,
um am 16. Juli 1785 es neuerdings zu verlassen, wor-
auf das Klostergebäude in eine Fabrik verwandelt
wurde, die Kirche blieb dem Gottesdienste erhalten.
Das Siegel, das in Fig. 23 abgebildet ist, stammt
aus der zweiten Periode der Existenz des Klosters. Es
ist spitz, oval von 2 Zoll Höhe bei 1 Zoll Breite und
zeigt im Siegelfelde die in schwungvoller Zeichnung aus-
geführte Darstellung der Verkündigung Mariens. Unten
und zugleich den Schriftrand durchbrechend ist das
Wappen von Steier, der steierische Panther, angebracht.
Die in Lapidaren ausgeführte Umschrift lautet: S.
eonventvs . styrensis . ordi | nis fratrvm praedi-
eatorvm ao 1629.

Donatello, seine Zeit und Schule.
Von Dr. Hans Semper.
(Fortsetzung'.)

G1 a s b e r e i t u n g.
Später spielten allerdings neben den anderen
Mitteln, Edelsteine zu fälschen, auch die Glaspasten
eine Hauptrolle. Auf die zahlreichen Arten, Edelsteine
durch Glaspasten nachzuahmen, können wir nicht ein-
gehen, sondern müssen uns mit einigen historischen
Andeutungen über deren Vorkommen im Alterthume
und Mittelalter begnügen. Nur so viel über die Technik
des Glases im allgemeinen, dass sie, in 3Haupt-Classen
zerfällt: 1. In das Schmelzen und Giessen,- 2. in
das Biegen, Hämmern, Dehnen, Spinnen und
Blasen; 3. in das Schneide n,Ciseliren, Gravi re n,
Schleifen und Drechseln desselben. Schon Plinius
bezeichnet einige dieser Hauptverfahren der Glas-
behandlung.
Bei den Hebräern war das Glas noch ein kostbarer
Artikel. Im Buch Hiob c. 28 wird es dem Golde gleich-
gestellt. Die Ägypter gossen sowohl Glaskugeln,
Amulete etc. zumSchmuck, als sie auch Gemmen aus Glas
schnitten und sehr schöne Gefässe davon herstellten.
Zu welch’ hoher Ausbildung die Glas-Fabrication in
Griechenland und Rom.gelangte, darüber geben uns so-
wohl die zahlreichen Überreste fein und künstlich her-
gestellter Glasgefässe, wie auch zahlreiche Notizen der
alten Schriftsteller hinreichende Auskunft.
Bei den Römern entwickelte sich eine so raffinirte
Glastechnik, dass die Glasgefässe oft diejenigen von
Krystall und anderen kostbaren Steinen an Werth über-

trafen. Unter Tiberius wusste ein Glaser so zähes Glas
zu bereiten, dass es ebenso unzerbrechlich wie Gold oder
Silber war. Als er dem Tiberius ein mit dem Hammer
geschmiedetes Glasgefäss überbrachte, warf dieser es
zornig zu Boden und Hess den Künstler hinrichten. Ein
Künstler Posidonius verstand es, durch Blasen Glas-
gefässe von den mannigfachsten Formen herzustellen.
Im Museum von Neapel befindet sich eine Schale von
dunkelblauem Glase mit eingravirtem Weinlaube.
Auch allerlei Thiere und andere Ornamente finden sich
in antiken Glasgefässen eingravirt. Oft wurden auch
Gefässe aus Glasfäden geflochfen. Heliogabalus setzte
seinen Parasyten einmal ein Gastmahl mit Speisen vor,
die aus Glas verfertigt waren etc.
Auch im früheren Christenthum dauerte die Bereitung
von Schmuck und kostbaren Gefässen aus Glas in mehr
oder weniger kümmerlicher Weise fort. Von einem kost-
baren Glasgefäss, das Kaiser Heinrich I. an S. Odilo
schenkte, berichtet uns Pier Damiano in seinem Lebendes
Heiligen: „Ein ganz aus Glas bereitetes, sehr kostbares
Gefäss, das nach a 1 e x a n d r i n i s c h e r Weise herge-
stellt war.“ Ausserdem, „mit Relief versehene, durch Guss
hergestellte Glasgefässe.“ Zu hohem Aufschwung ge-
langte in Italien die Glasbereitung besonders durch die
Venetianer. P. Dandini sah bei seiner Missionsreise zu
den Maroniten in Tripolis fünfzig bis sechzig mit Asche
gewisser Kräuter beladene Kameele, die nach
Venedig und dem übrigen Italien behufs der Glas-
bereitung bestimmt war. Besonders in Murano bei
 
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