Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

DOI Artikel:
Aquileja
DOI Artikel:
Neumann, Wilhelm P.: Zweiter Bericht über die jetzige Kunstthätigkeit in Heiligenkreuz
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0117

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
103

Aquileja.

Aus einem der k. k. Central-Commission in neue-
ster Zeit vorgeleg'ten Berichte ist zu entnehmen, dass
in Folge der neuerlichen Grabungen manche nicht
unwesentliche Funde in Betreff der räumlichen Aus-
dehnung dieser Stadt gemacht wurden.
Von der Stadtmauer wurde die nordwestliche Ecke
mit grossen Unkosten und Zeitaufwand wieder festge-
stellt, da in Folge neuerer Zerstörungen die Spuren fast
verschwunden waren und von der Nordwest- und Süd-
westseite her der Punkt, wo die Stadtmauern zusammen-
trafen, aufgesucht werden musste; man war dabei ge-
nöthigt, meistens 10 bis 12 Fuss tief zu gehen und
konnte das ausgehobene Erdreich doch erst in einiger
Entfernung deponiren, um den umgebenden fruchtbaren
Boden möglichst zu schonen. Auch musste die Ge-
meindestrasse auf 122 Klafter umgelegt werden.
Nicht ohne Wichtigkeit ist das Ergebniss, dass an
der Südwestmauer und von vier Thürmen derselben
die Fundamente in Fragmenten noch vorgefunden
wurden und damit der betreffende Theil der seinerzeit
publicirten Baubella - Steinbücherschen Ichnograpliie
Bestätigung erhielt.
Von den Strassenzügen wurden drei neue Spuren
gefunden. In der Richtung der Strasse von Aquileja
nach Terzo vermuthete das Mitglied der k. k. Central-
Commission Herr Dr. Kenner in seiner Abhandlung
„Fundkarte von Aquileja“ (Mitth. der Cent.-Com. VIII.)
eine Römerstrasse; einen Rest derselben hat Herr
Baubella in der Tliat südlich an Monastero aufgegraben,
ohne von den Grundeigenthümern die Erlaubniss zu
erhalten , diese Ausgrabungen in den umliegenden
Weingärten weiter zu verfolgen.
Die zweite Spur ist nur eine Fortsetzung anderer
früher schon gefundener Spuren, aus denen Herr Dr.

Kenner in der Fundkarte die dort mit 7 — 0 bezeich-
nete Strasse reconstruirte.
Bedeutsamer ist die dritte Spur , welche wie die
pompejanisclien Strassen gebaut und gepflastert und
gut erhalten ist. Da man früher von der Existenz einer
Strasse an jener Stelle, wo man sie nun fand , keine
Kenntnis hatte, war es von Interesse, ihr Verhältniss zu
den anderen Strassen zu untersuchen. Es zeigte sich nun,
dass sie parallel zu der schon genannten römischen
Strasse (Aquileja—Terzo) lief und von dieser 65 Klaf-
ter entfernt ist. Genau dieselbe Entfernung von einander
zeigen die von Dr. Kenner nach einzelnen Spuren ver-
mutheten Strassen, die gleichfalls parallel zur neuge-
fundenen Strassenstrecke liefen. Dadurch gewinnt man
einen neuen Beleg für die Vermuthung, dass der Zug
der Strassen in Aquileja auf einer regelmässigen Anlage
beruhte und die Haupt- und Nebenstrassen in ganz be-
stimmten Distanzen von einander angelegt waren. Wür-
den sich noch einige weitere Belege für diese Ansicht
finden, so könnte man, ohne langwierige Versuchsgra-
bungen anzustellen, das gesammte Strassennetz sehr
leicht reconstruiren und die Winkel, in denen sie Zu-
sammentreffen, als die wichtigeren Punkte für weitere
Nachforschungen genau bezeichnen.
Doch müssten für diesen Zweck allerdings noch
neue Belege gefunden werden, um sicher zu gehen, da
selbst, wenn das vermuthete System bestand, die
geometrischen Linien nicht immer und nicht nothwendig
mit den thatsächlichen Zusammentreffen; es müsste sich
mit einer grösseren Wahrscheinlichkeit herausstellen,
dass die vermutheten Linien des Systems auch wirklich
rein und genau durchgeführt worden sein.
Die Wasserleitung endlich konnte bisher wegen
verweigerter Erlaubniss der Grundeigenthümer nicht
untersucht werden.

Zweiter Bericht über die jetzige Kunstthätigkeit in Heiligenkreuz.

Es erscheint aus vielen Gründen entschieden ver-
früht, jetzt, da noch nicht die Hälfte der eigentlichen
Restaurirungsarbeiten beendet ist, einen Bericht Uber
das Geleistete zu verfassen. Aber einem gewissen inne-
ren Drange und mehrseitiger Aufforderung kommt der
Berichterstatter nach und gibt hiemit nicht allein einen
Überblick Uber das, was bisher für die Wiederherstel-
lung geschehen ist, sondern auch überdas, was im Plane
liegt und in nächster Zukunft zur Ausführung kommt;
denn was über die allernächste Zeit hinausliegt, davon
kann man sagen:
3-ecöv iv yovvaai xsZtou (es liegt auf den Knien der Götter).
Es braucht nicht erst genauer angedeutet zu werden,
wo diese Lenkung der Geschicke der kirchlichen Kunst
und Wissenschaft in Österreich zu suchen sein wird, da
dies von der Verfügung über den nothwendigen Ner-
vus rer um gerendarum ganz allein abhängt.
XIX.

Um schnell Uber diese düsteren Gedanken hin-
über zu kommen , sei kurz ein Überblick geboten
über das, was bis zum heutigen Tage (Fest des heil.
Joseph) geschehen ist: sämmtliche Wände sind von
der Tünche und dem schlecht gewordenenVerputze be-
freit bis in die Gewölbe-Kappen; — sämmtliche Zopf-
altäre sind entfernt und nur einige Nothaltäre im nörd-
lichen Schiffe der gothischen Halle aufgestellt, weil
dasselbe in seinem Mauerwerk und Glasschmuck als
durchaus restaurirt betrachtet werden darf; — sämmt-
liche Fenster der Nord- und Ostwand dieses Schiffes
sind restaurirt und ergänzt bis zur Hälfte, wo das im
ersten Berichte angedeutete Provisorium der matten
Tafeln in der unteren Hälfte der hohen Fenster ge-
schaffen ist; das Riesenfenster in der Ostwand, welches
das Mittelschiff erleuchtet und ziert, steht in voller
Pracht da.

14
 
Annotationen