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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Gradt, Johann: Ein romanisches Taufbecken in Bozen
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Hartmann-Franzenshuld, Ernst von: Die Eglauer und ihre Grabsteine
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0130

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112

Werthschätzung. Das Materiale ist ein weissgrauer
Kalkstein von grobkristallinischem Gefüge. Der
Diameter des kreisrunden, schalenförmigen Beckens be-
trägt 39i/a", seine Gesammthöhe 251/a/'. Da die Aus-
höhlung eine beträchtliche Tiefe und Ausdehnung er-
hielt, wodurch für die Wandstärke an den schwächsten
Stellen kaum 4" belassen wurden, so suchte man das
Gefäss durch zwei eiserne Beifen, wovon der erste un-
mittelbar unter dem Rundstabe des oberen Randes, der
zweite aber unmittelbar Uber dem unteren Rundstabe
angebracht ist, gegen zufällige Beschädigungen zu
schützen. An dem oberen Reifen ist ein T förmiges
Eisenstück bemerkbar, welches unter den Kreis der
Bogengallerie reicht, und zum Theil die Rosette be-
deckt, und das seiner Zeit die Bestimmung gehabt
haben dürfte, dem Deckel als Sperre zu dienen. Die
obere Hälfte ist durch eine von schlichten Säulen ge-
tragene Rundbogengallerie in zwölf Felder abgetheilt,
Capital und Fuss der Säulen sind unverziert und nur
angedeutet, in den Bogenfeldern selbst sind fünf-, sechs-
und achtblättrige einfache und Doppel - Rosetten in
Flachrelief gehauen ; in zwei Tlieilungsfeldern bemerkt

man ausserdem in unbeholfener Technik gehauen einen
Vogel (Taube ?) und einen Löwen, Anlauf nehmend znm
Sprunge, — zwei Symbole, deren sich die romanische
Plastik mit Bezug auf die Erlösung des Täuflings von
der Erbsünde (Taube) und die Befreiung von der Hölle
(Löwe) gern zu bedienen pflegte.
Die Säulenfüsse finden auf einem Rundstabe ihre
Unterstützung, durch welchen das Becken in zwei
ungleiche Hälften getheilt wird; in der unteren Hälfte
wurden Blätter vertheilt, die sich als Wasserpflanzen
charakterisiren. Das Postament aber, ferner die zwei
eisernen Schienen in der oberen Öffnung, sowie das
nebenan stehende trogähnliche Wasserbecken sind
neueren Datums.
Unstreitig stammt dieses Taufbecken aus dem
Marienmünster zu Bozen selbst, welches Baudenkmal
sich noch immer, obzwar in der spät-gothischen
Periode gänzlich umgestaltet, durch erhalten gebliebene
Überreste romanischer Kunstübung, namentlich durch
die beiden Portale als ein Werk des Romanismus er-
kennen lässt.

Die Eglauer und ihre Grabsteine.
Von Dr. Ernst Edler v. Hartmann-Franzenshuld.

(Mit 1 Holzschnitte.)

Das Wiener und Salzburger Geschlecht der Eg-
lauer, gehörte zuerst zur Wappengenossenschaft, wurde
jedoch in der Folge geadelt und in den Ritterstand er-
hoben.
Die Gebrüder Wolff (s enior), Colman, Chri-
stoff, Wolfgang junior und Thomas empfangen
vom Kaiser Ferdinand I. einenWappenbrief d. d. Wien
den 14. October 1559, worin ihnen ihr altes Wappen
confinnirt wird, nämlich Getheilt von Schwarz und Gold,
darin ein doppeltgeschwänztes Einhorn von verwech-
selten Farben. Kleinod: Auf dem Stechhelm das goldene
Einhorn wachsend zwischen zwei abwechselnd von

Gold-Schwarz und Schwarz - Gold getheilten Büffels-
hörnern. Decken: Schwarz-Gold, i
Dieser W o 1 f g a n g E g 1 a u e r senior war Bürger
und Gastwirth in Wien und besass das Haus zum
„Kliellnerhof“ anno 1559. An der Südseite des St. Ste-
fansdomes, vor dem Grabmal des Neithart, befindet sich
sein und seiner drei Frauen Epitaphium.2 Die In-
schrift lautet:
1 Hofkanzlei-Acten des k. k: Adelsarchivs in Wien und Wappenbuch
desselben Nr. I, pag. 90, mit dem Wappenproject des Wolff Eglauer senior.
Die Familie fehlt im Stammbuch des deutschen Adels.
2 Siehe auch AR.v. Perger: Der St. Stefansdomzu Wien, pag. 35.

Stammbaum der Eglauer 1559 — 1630.

Wolff Eglauer senior,
Burger und Gastwirth in Wien,
erhält am 14. October 1359 mit
seinen Brüdern einen Wappen-
brief; war dreimal verheiratet,
j 4. Juni 1573 , bei St. Stephan
begraben.

Colman,

Christoff,

Wolfgang junior,

Alois E.,
bürgerlicher Tuchhändler, zu Döbling begraben.

Zwei Sö'hne vor dem Vater f.

Andreas E.,
Burger zu Wien und Gutsbesitzer,
wird sammt seinem Bruder am
2. Dezember 1582 in den Reichs-
adelsstand erhoben, f als Burger
und Gastgeb zu Salzburg , den
6.April 1612; uxor Magdalena
Sturm in f am 2. März 1614,
beide auf St‘. Peter begraben.

Wolfgang III.
geb. 1566, kais. Zeugwart 1596,
lebt noch 1602; uxor Maria
Baranitsch.
/—■ --—v,
Matthias E.,
kais. Fuederschreiber , Grund-
besitzer im untern Werd, im
XVII. Jahrhundert.

Thomas,
dient durch 54 Jahre dem Hause
Österreich, f als kais. Zehent-
handler.
--*-s
Christoff II.,
Zeugwart, seit 1619 kais. Zehent-
handler, w-ird am 6. März 1630 in
den rittermässigen Adelsstand er-
hoben und erhält am 14. Juli 1630
das Prädioat von Egelau.
 
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