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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Hartmann-Franzenshuld, Ernst von: Die Buchführerfamilie Alantsee in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0096

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nämlich nicht Nobilis, denndieAlantsee erhielten
vom Kaiser Maximilian blos einen Wappen-
brief, nicht den Adel.
Von Lncas Alantsee Burger zu Wien existirt noch
eine Urkunde 1 d. a. 1519, durch welche er dem Priester
Herrn Conrat Mair, Caplan der Messe, welche die „er-
sam vnd tugenthafft“ Margreth Alantseein, Bürgerin zu
Wien, des Lucas liebe Schwägerin im Kloster zu der
Himmelporten gestiftet hat — Burgrecht verkauft, und
woran er sein Siegel in grünem Wachs gehängt hat.
Dasselbe zeigt eine getheilte Tartsche, oben leer, unten
der Alant in einem fein gewellten Felde; auf dem Stech-
helm ein mit 5 Pfauenfedern besteckter Wulst mit zwei
Kleinod-Büffelhörnern. Auf einem fliegenden Zettel ist
der Name LVCAS ALANTXE angebracht. Durchmesser
1 Zoll, 1 Linie. (Siehe Fig. 2).


Fig. ‘2.
Dr. Mathias Cornax sagt in seiner merkwürdigen
Krankengeschichte von einer Mitburgerinn zu Wienn
(4. 1550, im Verlage des Urban Alantsee) über den Tod
des Lucas Folgendes: „Est ist vielen ehrlichen noch
lebendigen leuten wissend!, wi Lucas Alantsee ein nam-
hafftiger Burger allhie zu Wienn in Gott verschiden,
hat man dem nach seinem begern vnd der freundschafft
willen die prust geöffendt in jar des Herren Tausent
Fünffhundert vnd Zway vnd zwaintzig. Vnd befunden,
das das Herz (welches auch am Rande vorgestellt wird)
1 Wiener Stadt-Archiv, Urkunde Nr. 6/1519.

mehr dann halber verfault vnd aitrig gewesen. “ Auch
er wurde am St. Stephansfreithof gegenüber dem Zwettl-
liofe beigesetzt. Aus seinem im December 1522 abge-
fassten Testamente ergibt sich, dass er zu Ende dieses
Jahres gestorben, und noch vermöglicher war, als sein
Bruder.
Was aber Bermann 1 in seiner bekannten novelli-
stischen Manier von Heinrich und Hans von Pflug auf
Rabenstein, Vater und Sohn , von des Alantsee (wel-
ches ?) einziger Tochter Bertha und dem Unfall mit dem
Pferde, endlich von der Nobilitirung des Alantsee durch
Kaiser Maximilian gelegentlich seines Besuches im Buch-
laden erzählt, gehört natürlich in das Gebiet der roman-
tischen Erfindung. Dasselbe gilt von der ziemlich weit
hergeholten Deutung des Alantsee’ischen Wappens.
Nicht „zum Zeichen, dass die göttliche Kunst des
Bücherdruckes selbst den Stummen mehr wirken lassen
kann, als den, welcher stets mit vollem Munde seine
Weisheit ausposaunt“, haben die Alantsee den Fisch
in’s Wappen bekommen, sondern sie führten den Alant,
wie gleich Eingangs erwähnt, eine gewisse Karpfen-
gattung, als Namenwappen verrnuthlich schon lang, ehe
sie nach Österreich kamen.
Leonhart und Lucas hatten laut ihren Testamenten
noch mehrere Brüder: Gordian, Heinrich, Johann
und Peter. Johann ist wohl identisch mit dem schon
oben genannten Vicar und Probst in Augsburg.
Lucas hinterliess einen Sohn Urban, der den
Buchhandel fortsetzte, anfänglich seinem Namen auf den
Büchern die Bezeichnung „ingenuus et bome spei juve-
nis“, später aber bloss :„ erber Burger zu Wienn“ beisetzte,
ein Haus am Graben besass, 1551 starb2, zu seinem
Vater begraben wurde, und, da er keine Kinder hatte,
das Geschäft seinem Stiefbruder Christoph Wech
zuwendete.
Gleichzeitig mit Urban lebte in Wien Michel
Alantsee, ebenfalls Buchführer und Buchdrucker,
1 Moriz Bermann, Geschickte der Wiener-Stadt und Vorstädte, p. 202,
dann 204—207.
3 Nicht 1531, "wie es in Bermann’s Biograph. Lexicon durch einen Druck-
fehler lautet.

Zeittafel der Familie Alantsee von 1504 bis 1590.

Ambrosius Alantsee,
Buchdrucker zu Augsburg 1504.

Als Geschwister:

Lucas ,

Johann I.,
Vicar und Probst zu Augsburg
1519.

Johann II.,
Einwohner zu Plock in Polen, Ab-
kömmling derWiener Familie, wird
von Kaiser Karl V. den 1. August
1530 in den Reichsadelstand er-
hoben.

Lienhart I.,
Buchf.ührer zu Wien, 1505. Er-
hält zugleich mit Lucas von Kaiser
Max I. einen Wappenbrief, f 7.
Jänner 1518 uxor Margreth.

Michel,
Buchdrucker zu Wien 1525—1544.
uxor Otilia.

Buchführer zu Wien, f im De-
cember 1522, uxor N. heiratete
hernach einen gewissen Wech.

Urban A. — Christoph Wech,
Buchführer zu Wien. Urban
f 1551. Geschwister.

Gordian, Heinrich, Peter,
wahrscheinlich in Baiern.

Leonhard II.,
Priester zu Waltenhofen in Ober-
bayern. f 1545.

Simon Alendze,
Leibtrabant des Erzherzogs Fer-
dinand von Tirol 1590.
 
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