Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

DOI issue:
Heft 1
DOI article:
Leixner, Othmar von: Die Stilwandlungen in der Architektur von 1750-1908
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0010

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
2

DER BAUMEISTER • 1910, OKTOBER.


steifen Grandezza des alten Regimes anzusehen ist. Der
Drang nach Freiheit, nach Persönlichkeit, der sich in der
Hofgesellschaft wie im gesellschaftlichen Leben überhaupt
deutlich fühlbar machte, musste auch in der Kunst vor allem
in der Raumkunst ihren Ausdruck finden. So sehen wir bald
die Innenkunst im Zeichen einer ungezügelten Freiheit, die
aller Fesseln der Tradition ledig dekorativen Zielen nachjagte,
voll aufgehend im zarten Linienspiel freiester Art, konsequenter-
weise bis zur vollen Asymetrie führend. In Messonier er-
scheint der klassische Vertreter dieser Zeit, als Maler steht
ihm der grosse Bouchers zur Seite, dessen Bilder so glänzend
diese anmutige, sinnbetörende Periode charakterisieren. In diesen
Tagen der ungezügelten Freiheit melden sich bereits die ersten
Zeichen einer neuen Zeit; das Verständnis für die grosse
Kunst der Antike erscheint langsam zu erwachen, sorgfältig
vorbereitet durch das Studium des Altertums. Mit dem ersten

Lageplan. Heimstätte in Blankenburg.

Drittel des XVIII. Jahrhunderts setzen bereits die grossen
Geschichtssammelwerke ein, 1719 die Arbeiten Jean Mabillons


und Bernard Montefaucon, 1752 be-
ginnt die Ausgabe der Recueils d’anti-
quitds des Grafen von Caylus, 1764
erscheint Winkelmanns Geschichte der
antiken Kunst, der bald Lessings Lao-
koon folgt. Von grosser Bedeutung
wird für die Folgezeit aber das Werk
des Venezianers Giov. Piranesi, eine
wahre Fundgrube für den neuklassi-
schcn Stil. Dazu kommt noch das
grosse Ereignis der Entdeckung von
Pompei und Herculanum um die Mitte
des XVIII. Jahrhunderts. Der Sammel-
eifer führte ebenfalls viele Persönlich-
keiten dem Studium der Antike zu, die
Marquise von Pompadour lernen wir

Grundriss. Heimstätte in Blankenburg.

ja als begeisterte Anhängerin der


Arch. Ludwig Hoffmann, Berlin.

Heimstätte in Blankenburg.
 
Annotationen