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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 10
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Westheim, Paul: Der Stadtbaumeister
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Oettingen, Wolfgang von: Vom spanischen Wohnhause
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0130

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122

DER BAUMEISTER . 1911, JULI.

Hände etwas freier macht, indem man
ihm die Möglichkeit gibt, aller-
lei Dinge an den geeigneten
P r i v a t a r c h i t e k t e n abzugeben.
Wenn ich mich nicht irre, ist in Lübeck
bereits vor einigen Monaten ein dahin
gehender Beschluss gefasst worden.
Selbstverständlfch muss der leitende
Stadtarchitekt für alles, was innerhalb
seines Arbeitsbereiches geschieht, nach
wie vor — besonders was das Künstle-
rische anbelangt — verantwortlich
bleiben. Die Durchführung im einzelnen
mag er anderen überlassen. Ein Ver-
fahren, das sich übrigens bei den Ber-
liner Brückenbauten — die allerdings
in den Bereich des Tiefbauamts fallen —
bewährt hat. Damit könnte voraussicht-
lich der gegenwärtigen Ueberlastung und
Ueberhastung einigermassen gesteuert
werden, die schöpferische Kraft,
die wir in so manchem Rathaus ver-
missen, könnte sich freier entfalten
und endlich wieder die Initiative er-
greifen. Grosszügige Initiative
aber bei einer weitgehenden Ver-
antwortlichkeit ist die Forderung,
die die Allgemeinheit an den Verweser
eines solchen wichtigen städtischen Amtes
zu stellen hat. Paul Westheim.


Arch. Heinr. Metzendorf, Bensheim.

Arbeiterwohnhaus in^Bensheim für Kommerzienrat W. Euler.

Vom spanischen Wohnhause.
Von Prof. Dr. Wolfgang von Oettingen.
(Fortsetzung aus Heft 6.)

eines Wohnhauses setzt immerhin eine gewisse Geräumigkeit
voraus: er ist deshalb in den Haupt- und Geschäftsstrassen
grösserer betriebsamer Städte seltener zu finden als der andere,





Blumenarrangements, wo-
möglich kleine Brunnen,
bequeme Stühle finden sich
überall und sind oft auch
schon von der Strasse her,
wenn die grossen Ein-
gangstüren geöffnet sind,
zu überschauen. Das
obere Stockwerk umgibt
in der Regel eine Galerie,
offen oder geschlossen,
und die Pfeiler oder Säu-

Orundriss zu einem Arbeiterhaus. len, auf denen sie ruht,
sowie die nicht selten frei
hinaufgeführten Treppen geben solchen Anlagen einen grossen
Reiz, der noch erhöht wird, wenn im Sommer ein Sonnen-
segel ganz oder teilweise den Hofraum überdeckt. Die orna-


ebenfalls für den ganzen Süden charakteristische, der dort
wohl schon zu den Zeiten der Römer das Mietshaus mit Kauf-
läden im Erdgeschoss darstellte. Wir wissen, dass in den engen
Strassen des alten Rom Wohnkasernen von vier, fünf Stock-
werken standen: mit Ausnahme der jetzt üblichen reichlichen

mentale Ausstattung dieser Stadt-
häuser, selbst der besseren unter
ihnen, ist sehr einfach: die Fassa-
den sind meist glatt verputzt und
weiss oder sonstwie hellfarbig ge-
tüncht; höchstens, dass die Türen
und die im Erdgeschoss meist
vergitterten Fenster eine irgendwie
stilisierte Einfassung zeigen. Jalou-
sien und Läden fehlen fast nie, ein
schmaler Balkon mit Eisengitter
gehört ebenfalls zu jeder Fassade.
Die Fussböden sind betoniert oder
mit roten Tonfliesen, auch mit
glasierten Mustern, belegt. Oefen
findet man fast nur da, wo Fremde
hinkommen, selbst Kamine sind
nicht häufig; in den Küchen
herrscht noch vielfach das freie
Herdfeuer unter grossem Rauch-
fang, und auch die übrigen Ein-
richtungen, die zur Bequemlichkeit
und Gesundheit des Hauses ge-
hören, sind nach unseren Begriffen
überaus primitiv. Das Beste an
ihnen dürfte noch sein, dass Zug-
luft überall den freiesten Zutritt
hat und dass man die Sonne im
Winter und Herbst in einige Räume
möglichst ungehindert scheinen
lässt, in der heissen Zeit sie aber
vollständig ausschliesst.
Der hier geschilderte Typus


Arch. L. Mahr und Gg. Markwort, Darmstadt.

Arbeiterhaus. (Darmstadt, Ausstellung 1908.)
 
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