DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:Die Architektur auf der Grossen Berliner Kunstausstellung 1911
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0136
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DER BAUMEISTER • 1911, AUGUST.
Die Architektur
auf der
Grossen
Berliner Kunst-
ausstellung 1911.
Die Architekturabtei-
lung der grossen Kunst-
schau am Lehrter Bahn-
hof hat in diesem Jahre
durch eine reichhaltige
undwirkungsvolle Son-
derausstellung, in des
Professor Wilh. Kreir
seine neueren Arbeiten
zeigt, wesentlich an An-
ziehungskraft gewon-
nen. Um es vorweg
zu sagen: der Saal mit
den schon in der Dar-
stellung glänzenden
Kohlezeichnungen von
Kreis hinterlässt dem
Beschauer einen sehr
starken und nachhalti-
gen Eindruck, der selbst
dann, wenn die Bedingt-
heit und Problematik
der Gesamtleistung zu-
gegeben wird, an In-
tensität nichts einbüs-
sen kann. Eine ganz ur-
sprüngliche Begabung zur
Monumentalarchitektur
zeichnet dieses unzweifel-
haft stärkste Talent aus dem
Kreise der Wallotschüler
aus und befähigt ihn, ele-
mentare Gefühls-und Stim-
mungswerte in die gewal-
tig gesteigerten Rhythmen
zwecklos aufgetürmter Bau-
massen zu übersetzen. Wir
können uns heute in
Deutschland nach einem
Architekten umsehen, der,
wie Kreis, die Fähigkeit
besitzt, pathetisch zu sein
ohne phrasenhaft zu wirken
und der, wie er, wahr und
echt bleibt, wenn er die
Ewigkeitsideen derMensch-
heit in architektonische
Symbole fasst. Diese Eigen-
schaften hätten genügt, um
ihn zum designierten Archi-
tekten eines deutschen
Bismarck-Nationaldenk-
mals zu machen, auch ohne
jeden Wettbewerb. Das Pro-
jekt, das er zu dieser Kon-
kurrenz gesandt hat und
das nun den Mittelpunkt
seiner Sonderausstellung
bildet, ein gewaltiger, den
Baugedanken des Pantheon
in glücklichster Weise fort
bildender Rundbau, muss
als eine der ernstesten
Leistungen moderner deut-
scher Monumentalarchitek-
tur gelten.
Neben Kreis hat auch
Bruno Schmitz die Gabe
der grossen Monumental-
form. Sem Wettbewerbs-
entwurf für eine Bismarck-
warte auf Westend bei Char-
lottenburg gibt mit weiser
Berücksichtigung der lo-
kalen Situation — es han-
delt sich um einen Bauplatz
auf flacher Anhöhe — keine
geschlossene Baumasse,
Arch. Ludwig Ruff, Nürnberg. »Kleinwohnungen in Nürnberg, Gibitzenhof.
DER BAUMEISTER • 1911, AUGUST.
Die Architektur
auf der
Grossen
Berliner Kunst-
ausstellung 1911.
Die Architekturabtei-
lung der grossen Kunst-
schau am Lehrter Bahn-
hof hat in diesem Jahre
durch eine reichhaltige
undwirkungsvolle Son-
derausstellung, in des
Professor Wilh. Kreir
seine neueren Arbeiten
zeigt, wesentlich an An-
ziehungskraft gewon-
nen. Um es vorweg
zu sagen: der Saal mit
den schon in der Dar-
stellung glänzenden
Kohlezeichnungen von
Kreis hinterlässt dem
Beschauer einen sehr
starken und nachhalti-
gen Eindruck, der selbst
dann, wenn die Bedingt-
heit und Problematik
der Gesamtleistung zu-
gegeben wird, an In-
tensität nichts einbüs-
sen kann. Eine ganz ur-
sprüngliche Begabung zur
Monumentalarchitektur
zeichnet dieses unzweifel-
haft stärkste Talent aus dem
Kreise der Wallotschüler
aus und befähigt ihn, ele-
mentare Gefühls-und Stim-
mungswerte in die gewal-
tig gesteigerten Rhythmen
zwecklos aufgetürmter Bau-
massen zu übersetzen. Wir
können uns heute in
Deutschland nach einem
Architekten umsehen, der,
wie Kreis, die Fähigkeit
besitzt, pathetisch zu sein
ohne phrasenhaft zu wirken
und der, wie er, wahr und
echt bleibt, wenn er die
Ewigkeitsideen derMensch-
heit in architektonische
Symbole fasst. Diese Eigen-
schaften hätten genügt, um
ihn zum designierten Archi-
tekten eines deutschen
Bismarck-Nationaldenk-
mals zu machen, auch ohne
jeden Wettbewerb. Das Pro-
jekt, das er zu dieser Kon-
kurrenz gesandt hat und
das nun den Mittelpunkt
seiner Sonderausstellung
bildet, ein gewaltiger, den
Baugedanken des Pantheon
in glücklichster Weise fort
bildender Rundbau, muss
als eine der ernstesten
Leistungen moderner deut-
scher Monumentalarchitek-
tur gelten.
Neben Kreis hat auch
Bruno Schmitz die Gabe
der grossen Monumental-
form. Sem Wettbewerbs-
entwurf für eine Bismarck-
warte auf Westend bei Char-
lottenburg gibt mit weiser
Berücksichtigung der lo-
kalen Situation — es han-
delt sich um einen Bauplatz
auf flacher Anhöhe — keine
geschlossene Baumasse,
Arch. Ludwig Ruff, Nürnberg. »Kleinwohnungen in Nürnberg, Gibitzenhof.