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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 11
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Die Architektur auf der Grossen Berliner Kunstausstellung 1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0137

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DER BAUMEISTER . 1911, AUGUST.

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die die benachbarten Miethausbauten
durch ihren gesteigerten Massstab er-
drücken würde, sondern einen offenen
Rundbau, einen über sechzehneckigem
Grundriss geschlossenen Kranz von
hochgewölbten Torbögen, die ein offenes
Feuermai umschliessen. Schmitz zeigt
ausserdem sein schönes Projekt für das
Stuttgarter Hoftheater und den Entwurf
zu einer grossen Oper für Berlin (am
Kurfürstendamm), bei dem in gross-
zügiger Weise die Schwierigkeiten des
Baugeländes überwunden sind. Daneben
vermag sich der Vorschlag von Oskar
Kaufmann, der sich durch den Bau des
Hebbel-Theaters in der Königgrätzer-
strasse als Theaterarchitekt in Berlin
einen Namen gemacht hat, nicht mit glei-
chem Erfolg zu behaupten. Seine Archi-
tektur scheint stark von kunstgewerb-
lichen Momenten durchsetzt, sodass sein
Achsensystem nicht zu fester, rhythmi-
scher Wirkung gelangt. Seiner starken
Begabung fehlt bis jetzt noch eine diszi-
plinierende Erziehung, wie sie nur die
Praxis zu vermitteln vermag. Nennt
man daneben noch William Müllers
schönes Krematorium für Dessau, ein
klar entwickelter Achteckbau mit wuch-
tig krönender Dachhaube, so ist mit die-
sen Arbeiten der Beurteilung ein Massstab
gegeben, neben dem sich das übrige
Ausstellungsgut nur schwer zu behaupten
vermag. Brurein, dem ebenfalls durch
eine umfassende praktische Tätigkeit
reichere Möglichkeiten zur Entwicklung
seines schönen Talentes zu wünschen
wären, zeigt die Früchte seiner fleissigen
Teilnahmean Preisausschreibungen: Pro-
jekte für die Stadt- und Ausstellungshalle
in Hannover, für ein Bismarckdenkmal
in Stettin und für ein Rathaus in Herne;
auch die Skizzen von Otto Kohtz (Ver-
waltungsgebäude für den Bund der Land-
wirte, Landtagsgebäude für Oldenburg)
sind als zeichnerische Beiträge zum
Monumentalgedanken nicht ohne Reize.
Die Sakralbaukunst findet in der Gegen-
wart nur selten grössere Aufträge. Sie
fristet in der Errichtung kleiner Stadt-
und Landkirchen ein kümmerliches Da-
sein. Bescheidene Mittel nur stehen ihr


Arch. Ludwig Ruff, Nürnberg.

‘Kleinwohnungen in Nürnberg, Gibitzenhof.
 
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