DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:Die Architektur auf der Grossen Berliner Kunstausstellung 1911
DOI Artikel:Oettingen, Wolfgang von: Vom spanischen Wohnhause
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0140
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DER BAUMEISTER . 1911, AUGUST.
doch namentlich bei
den einfachen Bauten,
den Amtsgerichten,
Lehrerseminarien, länd-
lichen Schulgebäuden,
sehr ansprechende Lö-
sungen, die der Bau-
aufgabe durch bewusste
Beschränkung auf das
Wesentliche gerecht zu
werden versuchen.
Diese Enthaltung von
allen Kunstformen,
diese sachliche Gestal-
tung aus dem Nutz-
zweck herausentspricht
am ehesten den beschei-
denen Mitteln, die in
der Regel hier zur Ver-
fügung stehen, und die
Bauten gewinnen so an
Grösse und Ausdrucks-
kraft durch die Ehrlich-
keit der Gesinnung, die
sich in ihnen ausspricht,
mehr als durch äusser-
lich angefügte Deko-
rationen. In diesem
Sinne sind als beson-
ders gelungen zu nen-
nen das Zentralgefäng-
nis in Freiendiez an der Lahn,
das von Regierungsbaumeister
(jetzt Professor an derTechnischen
Hochschule in Charlottenburg)
Caesar entworfen und ausgeführt
wurde, ferner das Lehrerseminar
in Spandau, die Gerichtsbauten
in Paiskretscham und Nordenburg.
Die Palme gebührt der grosszügi-
gen Anlage des Joachimstalschen
Gymnasiums fürTemplin, die unter
Oberleitung des Geheimen Ober-
baurats Delius von dem Regie-
rungsbaumeister Fritz Braeuning
entworfen wurde. Hier wird, wenn
die Ausführung hält, was das
schöne Modell verspricht, ein Bau-
werk entstehen, das einmal fest
mit dem Boden der Mark ver-
wachsen wird, weil es aus ihrem
Geiste empfunden ist und ganz
erfüllt ist von preussisch-märki-
scher Gesinnung. Äusser dieser
charaktervoll durchgebildeten An-
lage sind insbesondere lobend zu
erwähnen das in norddeutscher
Renaissance gehaltene Gymnasium
zu Wesel und eine Anzahl Gerichts-
bauten. Gerade bei letzterer Be-
hörde sind wir stets gewohnt,
ein höheres künstlerisches Niveau
begrüssen zu können. Bemerkens-
wert sind das Landgericht zu
Halberstadt, in seiner Ausbildung
anklingend an die bekannten
Giebelformen des dortigen Rat-
hauses, ferner das Wohngebäude
für den Landgerichtspräsidenten
zu Düsseldorf, das sich endlich
von dem konventionellen, steifen
Amtswohnungstyp loslöst.
W. C. B.
Vom
spanischen Wohnhause.
Von Prof. Dr. Wolfg. von Oettingen.
(Schluss aus Heft 10.)
Da nun aber die altnationalen
Wohnhäuser nur wenige der Be-
quemlichkeiten gewähren, die in
andern Ländern, auch des Südens,
seit zwei Jahrhunderten als Haupt-
bedürfnisse gelten, so ist es vom
Standpunkte des Hygienikers aus
Kleinwohnungen in Nürnberg, Gibitzenhoi.
Arch. Ludwig Ruff, Nürnberg.
Kleinwohnungen in Nürnberg, Gibitzenhoi,
DER BAUMEISTER . 1911, AUGUST.
doch namentlich bei
den einfachen Bauten,
den Amtsgerichten,
Lehrerseminarien, länd-
lichen Schulgebäuden,
sehr ansprechende Lö-
sungen, die der Bau-
aufgabe durch bewusste
Beschränkung auf das
Wesentliche gerecht zu
werden versuchen.
Diese Enthaltung von
allen Kunstformen,
diese sachliche Gestal-
tung aus dem Nutz-
zweck herausentspricht
am ehesten den beschei-
denen Mitteln, die in
der Regel hier zur Ver-
fügung stehen, und die
Bauten gewinnen so an
Grösse und Ausdrucks-
kraft durch die Ehrlich-
keit der Gesinnung, die
sich in ihnen ausspricht,
mehr als durch äusser-
lich angefügte Deko-
rationen. In diesem
Sinne sind als beson-
ders gelungen zu nen-
nen das Zentralgefäng-
nis in Freiendiez an der Lahn,
das von Regierungsbaumeister
(jetzt Professor an derTechnischen
Hochschule in Charlottenburg)
Caesar entworfen und ausgeführt
wurde, ferner das Lehrerseminar
in Spandau, die Gerichtsbauten
in Paiskretscham und Nordenburg.
Die Palme gebührt der grosszügi-
gen Anlage des Joachimstalschen
Gymnasiums fürTemplin, die unter
Oberleitung des Geheimen Ober-
baurats Delius von dem Regie-
rungsbaumeister Fritz Braeuning
entworfen wurde. Hier wird, wenn
die Ausführung hält, was das
schöne Modell verspricht, ein Bau-
werk entstehen, das einmal fest
mit dem Boden der Mark ver-
wachsen wird, weil es aus ihrem
Geiste empfunden ist und ganz
erfüllt ist von preussisch-märki-
scher Gesinnung. Äusser dieser
charaktervoll durchgebildeten An-
lage sind insbesondere lobend zu
erwähnen das in norddeutscher
Renaissance gehaltene Gymnasium
zu Wesel und eine Anzahl Gerichts-
bauten. Gerade bei letzterer Be-
hörde sind wir stets gewohnt,
ein höheres künstlerisches Niveau
begrüssen zu können. Bemerkens-
wert sind das Landgericht zu
Halberstadt, in seiner Ausbildung
anklingend an die bekannten
Giebelformen des dortigen Rat-
hauses, ferner das Wohngebäude
für den Landgerichtspräsidenten
zu Düsseldorf, das sich endlich
von dem konventionellen, steifen
Amtswohnungstyp loslöst.
W. C. B.
Vom
spanischen Wohnhause.
Von Prof. Dr. Wolfg. von Oettingen.
(Schluss aus Heft 10.)
Da nun aber die altnationalen
Wohnhäuser nur wenige der Be-
quemlichkeiten gewähren, die in
andern Ländern, auch des Südens,
seit zwei Jahrhunderten als Haupt-
bedürfnisse gelten, so ist es vom
Standpunkte des Hygienikers aus
Kleinwohnungen in Nürnberg, Gibitzenhoi.
Arch. Ludwig Ruff, Nürnberg.
Kleinwohnungen in Nürnberg, Gibitzenhoi,