Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:
Die Architektur auf der Grossen Berliner Kunstausstellung 1911
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0139

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DER BAUMEISTER = 1911 AUGUST.

131


Kleinwohnungen in Nürnberg, Gibitzenhof.

müssen hier die beiden Werke des Münchener Architekten Franz
Zell genannt werden; die Modelle für das Jagdhaus Pappenheim
und für das Landhaus Tautphöus in Schliersee verdienen schon,
rein technisch betrachtet, wegen der subtilen Art, mit der sie
hergestellt und ausgeführt sind, die Aufmerksamkeit des Fach-
mannes. Zell versteht es, sich ganz in den Geist der handwerklich-
volkstümlichen Baukunst seiner Heimat zu versetzen und es ge-


Kleinwohnungen in Nürnberg, Gibitzenhof.

lingt ihm fast immer, etwas von
der treuen, einfach-biederen Ge-
sinnung dieser schlichten ländlichen
Bauten in seine eigenen Arbeiten
zu übertragen. Sie reproduzieren
mit Glück und Erfolg den Stim-
mungscharakter dieser naiven Bau-
weise des Tiroler Bauern, der die
geweissten Mauern seines Hauses,
die Fensterläden und Verbrette-
rungen mit lustig-bunten Malereien
bedeckt. Aehnliche Ziele hat William
Müller bei der Anlage eines Jagd-
hauses zu Koschentin für den Prin-
zen Hohenlohe verfolgt. Wilhelm
Freiherr von Tettau zeigt das Mo-
dell einer grossentwickelten Land-
hausanlage für das Siebengebirge,
Paul Karchow ein einfaches, der
Tradition „um 1800“ folgendes
Wohnhaus mit behäbig-bürger-
lichem Charakter. Einfache Grund-
formen suchte Rudolf Zahn bei
seinem Schloss Niederleschen,
während Rossius vom Rhyn bei
seinem Sanatoriums-Projekt für
Schwarzeck durch eine reiche Glie-
derung der Baumassen eine ge-
fällige Gruppierung der verschiede-
nen, durch das Programm gefor-
derten Bauteile anstrebte. Farbige
Darstellungen von interessant durch-
geführten Innenräumen sandten
Wilhelm Brurein (Kircheninterieur),
Otto Kohtz (Saalarchitektur) und
Rohde und Beschoren, die zwei
Ansichten eines von ihnen aus-
gebauten Weinhauses in Posen
zeigen.
Ein erfreuliches Bild bietet alles
in allem die Architekturausstellung
des Arbeitsministeriums, das in die-
sem Jahre wieder der Oeffentlich-
keit mit einer grossen Kollektion
von seiner umfassenden Tätigkeit
Bericht erstattet. Fehlt es auch
hier nicht an ledernen Stilarchitek-
turen und leiden namentlich die
grossen Repräsentationsbauten nach
wie vor unter den Mängeln eines
bureaukratischen Systems, das sei-
nen ganzen Charakter nach der
freien Entfaltung künstlerischer
Kräfte ungünstig ist, so finden sich


Arch. Ludwig Ruff, Nürnberg.

Kleinwohnungen in Nürnberg, Gibitzenhof.
 
Annotationen