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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 11
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Arbeiterwohnungen zu Nürnberg (Gibitzenhof)
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0135

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DER BAUMEISTER . 1911 AUGUST.

127

oder Garten mit Turn- und
Spielplätzen, in allen Win-
keln, von jedem Standpunkt
sah das geschickte Auge
des Architekten gleich das
Charakteristische, das Wirk-
same seiner Gebäudemasse,
deren Hauptverdienst die
wohlabgewogene Gliede-
rung ist, die nirgendwo den
Eindruck des Massenhaften,
des Monotonen oder gar
Aufdringlichen aufkommen
lässt, wozu nicht zum ge-
ringsten die Situierung der
Wohnungen beiträgt, die
derart erfolgte, dass die
eigentlichen Wohnräume
allenthalben nach der Son-
nenseite liegen, entweder
zur Strasse oder zum Hofe
hin. Die auf das Gemüt
des Arbeiters so stark wir-
kende Wohnlichkeit ist trotz
der stattlichen Höhenent-
wickelung, trotz der starken
Häufung von Kleinwohnun-
gen und trotz der beding-
ten Geländeausnutzung in
hohem Grade zum Aus-
druck gekommen. Nach
ihrem gänzlichen Ausbau
wird die Anlage die hohe
Zahl von 35 Wohngebäuden
mit insgesamt 330 Woh-
nungen enthalten, von
denen 10% äusser 1 Wohn-
küche und 1 Zimmer, 20 °/0
2 Zimmer, 52 % 3 Zimmer
und 13°/o deren 4 aufweisen.
Dazu kommen noch eine
gemeinsame Badeanstalt für
Brause- und Wannenbäder,
eine grosse Bierwirtschaft
mit Saal, eine Bibliothek
mit Lesezimmer, eine Klein-
kinderschule, die alle be-
rufen sind, die Summe der
Einzelbauten als geschlos-
sene Gesamtanlage deutlich
in die Erscheinung treten
zu lassen.
Für die Wohnungen sind
zwei Typen gewählt, eine
kleine bestehend aus Wohn-
küche und Schlafzimmer
(Mietpreis 150 Mk.) und
eine grössere Wohnung,
die ausserdem noch ein
geräumiges Wohnzimmer
und Kinderzimmer enthält
(Mietpreis 300 Mk.).
Die grosse Beliebtheit
dieser sehr glücklich ausge-
statteten Wohnungen lässt
hoffen, dass sich dieser
ersten Anlage bald wei-
tere anschliessen mögen
eventuell auch mit etwas
grösseren Wohnungen, die
für den Mittelstand berech-
net sind. Eine grössere
Zahl solcher Wohnquartiere
in jedem Stadtteil geschickt
verteilt, dürfte bald dazu
führen, die Oede und
Freudelosigkeit aus unse-
ren Neustädten und Vor-
orten wieder zu ver-
bannen und sie, wenn auch
mit veränderten Prinzipien,
den vielfach noch uner-
reichten Wirkungen histo-
rischer Strassenanlagen mit
Erfolg an die Seite zu
setzen.


Arch. Ludwig Ruff, Nürnberg. Kleinwohnungen in Nürnberg, Gibitzenhof.
 
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