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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 5
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Unsere Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0058

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50

DER BAUMEISTER » 1911 FEBRUAR.

Eigenartig reizvoll ist
auch die Ostfront. Eine
zweiarmige Freitreppe
mit Steinballustrade ver-
mittelt dort den Aus-
gang vom Salon nach
dem Garten. Schlanke
Säulenpaare tragen den
oberhalb des Garten-
ausganges vortretenden
mittleren Teil des im
ersten Obergeschoss
auf die ganze Breit-
seite des Hauses sich
erstreckenden Balkons
mit seinem gefälligen
schmiedeeisernen Brü-
stungsgeländer.
Eine oberhalb des
Gartenausganges im
Obergeschoss angeord-
nete grosse Wand-
nische mit Korbbogen-
abschluss und darüber
vortretendem elliptisch
geformten kleinen Bal-
kon bewirken eine leb-
hafte Bewegung im
architektonischen Li-
nienspiel. Das allseitig
sich bietende Gesamt-
bild, in dem die auf dem
hellen Kalkmörtelputz
der Mauerflächen vor-


teilhaft sich abhebenden
grünen Fensterläden als
ein ungemein belebendes Moment sich äussern, erhält durch
das ruhige hochansteigende Ziegeldach mit den Ventilations-
aufsätzen auf den beiden Firstenden eine wirkungsvolle Be-
grenzung. Mit dem im Aeussern des Hauses zum Ausdruck
kommenden herrschaftlichen Charakter durchaus überein-
stimmend ist auch die im Innern durchgeführte Raumausmittlung.
Um einen auf die Höhe der beiden unteren Geschosse er-
streckten Hallenraum sind im Erdgeschoss Musikzimmer, Salon,
Speisesaal, Herrenzimmer, Rauch- und Spielzimmer, Bibliothek
und Esszimmer, im Obergeschosse aber das Zimmer der Frau,
die Schlaf-, Ankleide-, Bade- und Garderoberäume und ein
grosses Kinderspielzimmer in zweckmässiger Anordnung

Südseite.
gruppiert. Das zweite Obergeschoss umfasst die Fremden-
zimmer und Dienerschaftsräume. Die Ausstattung der einzelnen
Räume ist eine ebenso gediegene wie vornehme.
Ohne Rücksicht auf die Verwendung erlesenen kostbaren
Materials zeichnet sich im besonderen die Halle durch eine
vorzügliche Raumwirkung aus. Von der dunkel gebeizten und
elfenbeinfarbig gefassten Fichtenholzdecke leitet ein hohes in
gleichmässige Felder geteiltes Fries vermittelnd zu den licht
getönten Wandflächen über, die nach unten bis auf die Fenster-
kämpferhöhe eine ringsumlaufende Marmorverkleidung — grau
mit schwarzgrünen Einlagen — deckt. Auch die Türen sind
durch Marmorumrahmungen begrenzt. Der Fussboden hat

*Schloss Hirschberg am Haarsee.


*Arch. Karl Hocheder, München.

Schloss Hirschberg am Haarsee bei Weilheim. Westseite mit Anfahrt.
 
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