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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 5
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Leixner, Othmar von: Die Stilwandlungen in der Architektur von 1750-1908, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0065

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DER BAUMEISTER . 1911 FEBRUAR.

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Renaissance als boden-
ständigere Kunst eine
weitere Pflege findet.
In Frankreich bildet
Meister Garnier, der
Erbauer der Pariser
Oper als den Aus-
gangspunkt der neuen
Richtung, französische
Kunst herrscht hier
vor, die grosse Publi-
kation Ragunet be-
herrscht auf lange
Zeit hinaus das Detail.
Betrachten wir die Pu-
blikationen der L’ecole
des baux arts in Paris,
heute noch herrscht
der Geist Garniers über
diese Arbeiten. In Eng-
land war die strenge
Renaissance in tradi-

Bildh. Jos. Wackerle, am Arco-Palais. tioneller Uebung, Pallo-
dio, der schon im XVII.
und XVIII. Jahrhundert tonangebend gewesen, sollte wieder



Arch. Georg Meister, und Osw. Ed. Bieber, München. Schloss Adldorf in Niederbayern.
Nordöstliche Eckansicht.

führend werden. In diesem Lande der kühlen Berechnung,
konnte das freie Streben des Barocks keinen Halt, keine Be-
deutung gewinnen.
Bevor wir uns den neuen Reformbestrebungen in der Archi-
tektur zuwenden, die zum Beginne der neunziger Jahre des
XIX. Jahrh. aufscheinen, müssen wir noch einmal Rundschau
halten. Wir haben gesehen, wie sich bereits nach Mitte des
vergangenen Jahrhunderts ein immer kräftiger auftretender
Realismus bemerkbar macht. In der Literatur sehen wir noch
längere Zeit die streng historische Richtung gepflegt durch


Gitter am Arco-Palais.
Wilbrandt, Dahn. Lingg u.a. Daneben gewinnt aber der Sozialis-
mus in kräftigster Form die Literatur zu beeinflussen, der
speziell in Frankreich zu einem ausgesprochenen Naturalis-
mus führt. In Zola steht der Hauptvertreter dieser streng
naturalistischen Richtung vor uns; überaus kräftig tönt er uns
auch in den Werken der älteren Russen entgegen. — Realismus
und Naturalismus strengster Art tritt uns bald auch in der
Malerei wie Plastik entgegen. — Auf geistigem, auf sozialem
und technischem Gebiete bereiteten sich Umwälzungen gross-
artigster Weise vor. Ein rücksichtsloses Vorwärtsdrängen auf
 
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