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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 6
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Leixner, Othmar von: Die Stilwandelungen in der Architektur von 1750-1908, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0074

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06

Der BAUMEISTER ■ 1911 MÄRZ.

§

♦Physikalisches und Radiologisches Institut der Univeisität Heidelberg.



zur
zu-
Ein
der

Künstlern, die
strengen Geraden
rückkehrten. —
heisser Kampf,

mehr ganz verstanden werden konnte. Diese Gefühlslinie
trieb kurze Zeit ihr Unwesen in allen Gebieten der Kunst und
des Kunstgewerbes, besonders furchtbar wütete diese geistlose
Gefühlslinie in Deutschland, sie wurde ein Kennzeichen des
Jugendstiles. Die Wiener Künstler mit ihren impulsiven,
liebenswürdigen Wesen konnten noch eine Gefühlslinie brin-
gen, der Rhythmus, die Weichheit, vielleicht auch die mehr
oder weniger vorhandene Sensibilität brachten hier auch
überaus Interessantes; der kalte Norddeutsche konnte mit
dieser Linie nichts anfangen. Wie weit diese Gefühlslinie
Kreise zog, dafür ein französisches Beispiel „Castel Beranger“,
wo diese Linie als Leitmotiv durch die Aussen- und Innen-
dekoration durchzieht, begreiflicherweise aber bis zur Be-
wusstlosigkeit langweilig werden musste. Die Reaktion trat
bald ein, sehen wir im Anfang überreiches Ornament, so
treten jetzt die Künstler für eine vielleicht nüchterne Strenge
ein. Besonders im Interieur konnte man diese Reaktion
verfolgen. Professor Hoffmann in Wien war einer von jenen


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♦I. Obergeschoss.
überall geführt wurde und noch
geführt wird. So erscheint die
moderne da und dort zu persön-
liche Richtung nur als eine Reaktion
auf die vollkommen verflachende
historische Richtung, die bei den
minderbegabten Künstlern zum Ko-
pieren führen musste. In Deutsch-
land sehen wir drei überaus in-
teressante Kunstgebiete. Der Nor-
den mit Berlin als Mittelpunkt,
Darmstadt unter dem kunstsinni-
gen Grossherzog einen warmen
Förderer der Moderne und Mün-
chen, das ganz für sich betrachtet
werden muss. — Das mächtig
steigende Nationalbewusstsein, die
Erinnerung an die grossen Männer
des Einigungskrieges, brachten

♦Arch. Friedrich Ostendorf, Karlsruhe.
Physikalisches und Radiologisches Institut
der Universität Heidelberg.
 
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