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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 6
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Oettingen, Wolfgang von: Vom spanischen Wohnhause
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0079

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DER BAUMEISTER • 1911 MÄRZ

71


♦Gesamtanlage.

Aus allen diesen Elementen er-
geben sich die Haupttypen der spa-
nischen Wohnhausarchitektur. In
den südlichen Provinzen, beson-
dersin Andalusien, Granada, Murcia,
Alicante, Valencia und den Balearen,
finden wir die meisten Anklänge
an das maurisch-arabische Haus,
das mit dem griechisch-römischen
verwandt ist, insofern es die Wohn-
räume um einen Hof gruppiert, die
Strassenseite möglichst geschlossen
und einfach hält und sich, wenn
es angeht, mit einem Erdgeschoss
und einem Stockwerk begnügt; das
Dach ist meist flach und zum Auf-
enthalt eingerichtet oder, falls es

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♦Obergeschoss.


gehaltenen Befestigungen den Baugrund aufs
äusserste ausnutzten. Für Spanien insbesondere
ist daran zu erinnern, dass die jahrhundertlange
Herrschaft der Mauren in einem grossen Teile
der Halbinsel manche orientalische Eigenheiten,
die gewissermassen Steigerungen der südeuropäi-

wiegend arm und anspruchslos, wenigstens im
Vergleich zu Deutschland und den anderen ger-
manischen Ländern, und die Kirche, sowie die
verhältnismässig geringe Zahl der Reichen und
Mächtigen sind prunkliebend und haben Verständ-
nis für Grossartiges und imposante Wirkungen.
Es kommt ferner in Betracht, dass die meisten
im Altertum oder im Mittelalter gegründeten
Städte, oft auf Anhöhen liegend, sehr eng ge-
bautwurden und innerhalb möglichst zusammen-



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sehen sind, eingeführt und zurückgelassen hat.

♦Erdgeschoss.


mit Pfannen gedeckt ist, wenigstens
nicht steil; einen Giebel sieht man
fast nie. Auf direkte Beleuchtung
der Zimmer wird kein besonderer
Wert gelegt; in jeder grösseren
Wohnung erhält eine ganze Anzahl
der Räume das Licht bloss durch
Türen, die auf einen Vorraum, der
vielleicht auch nur am dämmerigen
Hofe liegt, führen. Gelesen und
geschrieben wird nicht viel in die-
sen Häusern, wenigstens in denen
der kleinen Landstädte, und das
Leben spielt sich grossenteils im
Hofe, am kühlen Abend auch auf
dem Dache ab, wo die Familien,
die Frauen mit Handarbeiten be-
schäftigt, behaglich beisammen
sitzen. Die Höfe und die im Erd-
geschoss an sie stossenden Hallen
sind natürlich entsprechend aus-
gestattet.
(Fortsetzung folgt.)

Arch. Pfeifer & Grossmann, Karlsruhe.

♦Erholungsheim in Langensteinbach. Hauptgebäude mit Betsaal.
 
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