DOI issue:
Heft 7
DOI article:Die Westend-Synagoge in Frankfurt a. M.
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0084
76
DER BAUMEISTER . 1911 APRIL.
höhen beibehalten, indem sich an das in der Hauptachse
gelegene Allerheiligste ein Trausaal angliedert, der in ent-
sprechender Drehung der Hauptachse um 90° seinen eigenen
Zugang von der Seitenstrasse erhält.
In dem grossen Zug des Gesamtentwurfs, in der Auf-
teilung und Gruppierung der Baumassen zeigt sich eine
selbständige Auffassung neuzeitiger Architekturgedanken,
deren Ausdruckskraft ohne Zweifel durch das in der durch-
gehenden Verwendung von Eisenbetonkonstruktionen begrün-
dete Vertikalstreben noch gesteigert wird. In der formalen
Durchbildung des Details namentlich des Innenraumes ist
eine starke Anknüpfung an ägyptisch-assyrische Vorbilder
gesucht worden, deren sinnfällige Wirkung durch die Farbe
noch wesentlich gesteigert ist.
Prächtig in seiner monumentalen schlichten Anlage ist der
Innenraum, dessen Kraft durch die Einzelmotive noch be-
deutend gesteigert würde, wenn vielleicht in der ruhigen,
ungesuchten Durcharbeitung der letzteren in Farbe und Form
eine kleine Einschränkung von Vorteil gewesen wäre. Die
Patina der Zeit, die treueste Freundin der Werke der Bau-
kunst, wird hier sicherlich zu Hilfe kommen und unsere
Freude an dem stattlichen, von sicherem Wurf zeugenden
Jugendwerke eines sehr begabten, aufstrebenden Baukünstlers
noch erhöhen.
Das Bauwerk ist in seinem Aeusseren durchwegs in Muschel-
kalkstein mit Backsteinhintermauerung ausgeführt. Die Dächer,
einschliesslich der äusseren und inneren Hauptkuppel, sind
in Eisenbimsbeton hergestellt, auf welche die Dacheindeckung,
braunrote Mönch- und Nonnenziegel, mittelst Nagelung in
den Beton befestigt wurden. Das Nebengebäude hat ein Holz-
sparrendach, auf dem die Mönch- und Nonnenziegel mittelst
gewöhnlicher Lattung verlegt sind. Sämtliche Dachverwah-
Arch. Franz Roeckle, Frankfurt a. M.
Westend-Synagoge, Frankfurt a. M. Hauptraum—Nordschiff.
DER BAUMEISTER . 1911 APRIL.
höhen beibehalten, indem sich an das in der Hauptachse
gelegene Allerheiligste ein Trausaal angliedert, der in ent-
sprechender Drehung der Hauptachse um 90° seinen eigenen
Zugang von der Seitenstrasse erhält.
In dem grossen Zug des Gesamtentwurfs, in der Auf-
teilung und Gruppierung der Baumassen zeigt sich eine
selbständige Auffassung neuzeitiger Architekturgedanken,
deren Ausdruckskraft ohne Zweifel durch das in der durch-
gehenden Verwendung von Eisenbetonkonstruktionen begrün-
dete Vertikalstreben noch gesteigert wird. In der formalen
Durchbildung des Details namentlich des Innenraumes ist
eine starke Anknüpfung an ägyptisch-assyrische Vorbilder
gesucht worden, deren sinnfällige Wirkung durch die Farbe
noch wesentlich gesteigert ist.
Prächtig in seiner monumentalen schlichten Anlage ist der
Innenraum, dessen Kraft durch die Einzelmotive noch be-
deutend gesteigert würde, wenn vielleicht in der ruhigen,
ungesuchten Durcharbeitung der letzteren in Farbe und Form
eine kleine Einschränkung von Vorteil gewesen wäre. Die
Patina der Zeit, die treueste Freundin der Werke der Bau-
kunst, wird hier sicherlich zu Hilfe kommen und unsere
Freude an dem stattlichen, von sicherem Wurf zeugenden
Jugendwerke eines sehr begabten, aufstrebenden Baukünstlers
noch erhöhen.
Das Bauwerk ist in seinem Aeusseren durchwegs in Muschel-
kalkstein mit Backsteinhintermauerung ausgeführt. Die Dächer,
einschliesslich der äusseren und inneren Hauptkuppel, sind
in Eisenbimsbeton hergestellt, auf welche die Dacheindeckung,
braunrote Mönch- und Nonnenziegel, mittelst Nagelung in
den Beton befestigt wurden. Das Nebengebäude hat ein Holz-
sparrendach, auf dem die Mönch- und Nonnenziegel mittelst
gewöhnlicher Lattung verlegt sind. Sämtliche Dachverwah-
Arch. Franz Roeckle, Frankfurt a. M.
Westend-Synagoge, Frankfurt a. M. Hauptraum—Nordschiff.