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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 7
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Hirsch, Fritz: Das Fürst Stirum-Krankenhaus in Bruchsal: Altes und Neues
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0086

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DER BAUMEISTER . 1911 APRIL.

unter der doppelten Bedrängnis der äussersten Dürftigkeit und
körperlichen Gebrechen zugleich seufzen“ war der Gegenstand
seiner Fürsorge, als er im Jahre 1776 acht Geistliche des bekannten
Ordens des Heiligen Johannes de Deo nach Bruchsal berief.
Während die Fratres interimistisch „in dem ehemaligen Jesuiter-
Residenz-Haus, dem sogenannten Bürgerspital“ (jetzt Kaiser-
strasse Nr. 65, am Türsturz die Jahreszahl 1717) ihre verdienst-
volle Tätigkeit am 10. Dezember 1776 aufnahmen, wurde sofort
nach dem von Hauptmann Schwarz (über Schwarz cf. Hirsch:
das Bruchsaler Schloss im 19. Jahrhundert, Heidelberg 1906 und
Hirsch: das Bruchsaler Schloss, Heidelberg 1910) gefertigten und
am 4. Januar 1777 genehmigten Plan unter Leitung des Ober-
balliers Braun der Umbau des für diesen Zweck ausersehenen
alten Schulgebäudes in Angriff genommen. Im Erdgeschoss wurden
vorgesehen: die Portenstube, 5 Zimmer für Religiösen, Kapelle
und Sakristei, Refektorium und Küche, im Obergeschoss: der
grosse Krankensaal für 34 Bettstatten, ein Extrakrankenzimmer,
2 weitere Religiosen-Zimmer, 2 Fremdenzimmer, 2 Zimmer für
den Pater Prior und 2 Zimmer für den Pater Provinzial. Am
13. Juli schon konnte Celsissimus die barmherzigen Brüder samt
denen ihrer Verpflegung anvertrauten Kranken in feierlicher Pro-
zession, bei welcher er das Sanctissimum trug, in das neue Spital
einführen und dem Provinzialen Hieraclius Dangler die Schlüssel


♦Heizkörper Verkleidung.


Arch. Franz Roeckle, Frankfurt a. M.

Westend-Synagoge, Frankfurt a. M. Hauptraum.

der Anstalt überreichen. „Einem
Bürgersohn von Forst haben bei
diesem Anlass Ihre Hochfürstlichen
Gnaden selbsten die Füsse ge-
waschen.“ Am 10. September 1797
wurde die von einem unbekannten
Freund von Frankfurt a. M. über-
schickte, von Glockengiesser Johann
Schneidewindt zu Frankfurt ge-
gossene Glocke „zu Ehren des hei-
ligen Lazari“ geweiht, nachdem zur
Aufhängung „ein türmt in Fronti-
spicio“ über der ursprünglichen
Hauskapelle aufgebaut worden war.
Dieses Türmchen wurde hernach auf
das Dach der angebauten Kirche
gesetzt. Am 8. März 1780, „als am
Feste des heiligen Vaters Johannis
de Deo“ wurde der erste Stein zu
dieser Kirche gelegt. Auf der dem
Grundstein einverleibten zinnernen
Tafel war graviert: „Capitaneus
Architectus Joan: Nicolaus Amandus
Schwarz aedificium construxit.“ Am
21. Dezember 1781 wurde die Kirche
in honorem S. Lazari konsekriert.
Im Jahre 1827 gelangten die Glocken
samt allem Kirchengerät (3 Altäre,
mehrei e Kirchenparamente, Kir-
chenstühle, eine silberne vergoldete
Monstranz, mehrere Kelche, Par-
tikeln, silberne und zinnerne Mess-
käntlein, silberplattierte und mes-
singene Altarleuchter, Messgewän-
der, Messbücher und verschiedenes
Kirchenweisszeug) zur Versteige-
rung, nachdem die Kirche in ein
Magazin verwandelt war. Im Jahre
1850zahlte ein Hafnermeister 8fl 6 kr
Jahresmiete für die Kirche.
Die ärztliche Behandlung lag, so-
weit Leibesgebrechen oder äusser-
liche Schäden in Betracht kamen
dem P. Prior, soweit es sich um
innerliche Krankheiten handelte, dem
Stadt- und Landphysikus Dr. Birn-
stiel und bei chirurgischen Fällen
diesen beiden ob, denen, wenn sie
sich über die Behandlung nicht
 
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