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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 5
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Schur, Ernst: Die Dänische Ausstellung in Berlin: Raumkunst - Kunstgewerbe - Baukunst - Buchkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0317

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74 B

DER BAUMEISTER ■> 1911, FEBRUAR . BEILAGE.

wandelt, bis sie ihre sachlich einwandfreie Eigenschönheit
gewonnen haben, so dass auch das Auge schon die Ober-
fläche mit Sorgsamkeit und Freude abtastet. Hier ist eine
vollendete Kultur in der Materialgestaltung, eine Disziplin in I
der exakten Ausführung und wie von selbst könnten die I
Künstler, wie die Industriellen von hier aus zu einem ele-
ganten Sachlichkeitsstil kommen. Es ist in der Maschine das '
Handwerk wieder auferstanden, dessen Schönheit damit in !
die moderne Zeit hinübergerettet wird. Wie die Kunst, so ;
hat auch die Industrie hier ihre Tradition; sie hat sie vom
Handwerk übernommen: Und damit könnten diese Arbeiten
auch für die, die im Suchen nach einem eigenen Andruck
der Gegenwartskultur weiter vorgeschritten sind, vorbildlich !
sein.
Damit ist das Wesen des dänischen Kunstcharakters, seine
Eigenart und seine Entwicklungsmöglichkeiten eigentlich um-
schrieben. Die besonderen Gebiete geben nur die Spie-
gelungen dieses Einheitswillens. Am schärfsten kommt diese
Note heraus in den Porzellanen der Kopenhagener Manu-
faktur, deren weiche Schönheit bekannt ist. Die Behandlung
des Silbers erweist in vielen Geräten einen feinen Reiz ele-
ganter Materialbehandlung. Die Bucheinbände zeugen von
einer reizvollen Kultur im Buchgewerbe, wie auch die Druck-
kunst, die dekorative Graphik in der Behandlung der Fläche,
in Linie und Farbe einen sicheren Geschmack bekunden.
Das wird man überall finden, dieses Schmuckempfinden, das
unterstützt wird von solider, ebenso gediegener, wie raffinier-
ter Arbeit und das dazu zwingt, auch da seinen Beifall nicht I
zu versagen, wo wir heutzutage mehr Eigenart der Form |
verlangen. Ein unleugbarer, durchgebildeter Geschmack, der
in seiner Ausbildung nach Paris weist, ist vorhanden.
Man kann aber nun nicht sagen, dass diese weiblich-an-
schmiegsame Robe das alleinige Signum dänischer Kunst sei.
Man findet ebenso einen männlich-kraftvollen Willen, einen
germanisch-nordischen Einschlag, wie er in den wuchtigen,
strengen Schöpfungen Bindesbölls, der hier eine eigene Koje
hat, zum Ausdruck kommt, und wie er, um einen neueren
Künstler zu nennen, in den formstrengen, schönen Möbeln j
von Rhode lebt, der aber auch Silberbestecke von gleicher 1
Formvollendung, die man fast grosszügig nennen könnte,
geschaffen hat.
All dies macht, dass wir Dänemark eine Entwicklung, die
ihm noch bevorsteht, Vorhersagen können. Es scheint in-
stinktiv zu fühlen, dass seine Kunst an einem Wendepunkt
steht. Wenn die dänischen Künstler Anschluss an Deutschland
suchen, das den neuen Stil der Gegenwart am energischsten
vertritt, so liegt darin vielleicht, ohne dass man sich dessen
klar ist, ein Programm, und zugleich vielleicht eine Absage
an Frankreichs Kunst, an die Kunst von Paris, die bisher für
Dänemark vorbildlich war.
Ebenso aber ist uns diese Ausstellung lehrreich. Sie zeigt
uns eine Eleganz der Formen, eine Schönheit der Behand-
lung, eine Disziplin und Unterordnung unter die allgemein
gültigen Werte dessen, was wir Stil nennen, ein äusserst
feines Schmuckempfinden und die Achtung vor der Tra-
dition; von all dem können gerade wir, die wir schon viel
weiter auf dem Wege sind, lernen. Auch wir stehen an einem
Scheidewege. Und so bereichern wir uns, indem wir fremdes
Beispiel sehen; indem wir geben, empfangen wir Gegenwerte,
die uns ebenso nützlich sind. Austausch und Ausgleich sind
speziell der Kunst immer förderlich. Sie steigern die Qualität
und stecken das Ziel immer höher. Gemeinsames Ringen
um das Ideal, das in den Künsten über den Nationen steht,
steigert die Kräfte und das ist der schönste, zukunftsreichste
Austausch im geistigen Leben der Völker.
Ernst Schur.
Wir bitten unsere Leser, bei Anfragen und Bestellungen auf
Grund der hierin enthaltenen Anzeigen sich stets ausdrücklich
auf den „Baumeister“ zu beziehen.

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