Baumeister: das Architektur-Magazin (9.1911)

DER BAUMEISTER • 1911, SEPTEMBER . BEILAGE.

B 191

und Architekt M. C. Walther. 54 Tafeln, davon 4 farbig,
nebst 24 Abbildungen im Text. Verlag von Otto Baumgärtei,
Berlin W. 30. Preis 18 Mk.
Der rührige Verlag, dem wir schon manches schöne Buch
verdanken, zeigt hier eine besonders glückliche Hand, indem
er den höchst verdienstvollen Anregungen der Herausgeber
folgte. Lieber die vielen Veröffentlichungen, die uns die Werke
der Baukunst vor 100 Jahren wieder näher bringen, hebt
sich die vorliegende prächtige Sammlung und zwar aus dem
einfachen Grunde, weil hier die sichere Hand und der geschulte
Blick des Künstlers und Praktikers zu spüren ist. Nicht zu-
frieden damit, uns die Werke im Bilde vorzuführen, unter-
zogen sie sich der grossen Mühe, dieselben massstäblich
aufzuzeichnen und für den Zeichentisch fertig zu machen.
Im Vorworte betonte Mac Lean, einer unserer feinsinnigsten
Kenner der Baukunst vor 100 Jahren und als langjähriger
Mitarbeiter Alfred Messels, des unbestrittenen Meisters des
Details, in hohem Masse berufen, gerade aus den Bauwerken
jener Zeit eine Auswahl zu treffen, ausdrücklich, dass gerade
diese massstäblichen Aufnahmen dem praktisch tätigen Bau-
künstler den unmittelbaren Weg zu den Arbeiten dieser Kunst-
periode erschliessen, an die in den Bauformen wieder anzu-
knüpfen weite Kreise sich zur Aufgabe gestellt haben —
nicht zum wenigsten unter anregender und selbstbetätigender
Mitarbeit unserer tüchtigsten Architekten. Aus der Fülle des
Stoffes des von altersher vorhandenen für die vorliegenden
Aufgaben nicht engbrüstige Kopien zu nehmen, sondern in
eklektischer Selbstschulung die eigene Hand, das eigene
Auge zu erziehen an der Kraft und Besonnenheit vorbild-
licher historischer Behandlungsweise ist unsere Aufgabe für
die Praxis. Der Sucht der Stilwählerei des vergangenen
Jahrhunderts, die bis zur Abneigung aller schöpferischen
Elemente getrieben wurde, verfallen alle unreifen Kräfte. Ihrer
Förderung und Fortsetzung entgegenzutreten, diene die
Beschäftigung mit den werkkünstlerischen Erzeugnissen der
in der Technik wie in der Formengebung einer Gesundung
zustrebenden Folgezeit des vom Formenaufwand gesättigten
Barock und Rokoko. Die hier dargestellten Werke stammen
aus der Entwicklungsperiode heimatlicher Kunsttradition, die

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