Langensalza.
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Das Innere der Kirche ist sehr einfach. Die Stützen der breitleibigen
Scheidbögen der Schiffe sind schlicht achteckig; der Friss ist einfach ans Platte
und Schräge gebildet, und oben leitet eine karniesartige Gliederung zu ihren pris-
matischen Kämpfern über. Eine genauere Betrachtung leimt übrigens, dass
ursprünglich die drei Schiffe von gleicher Höhe gewesen sein müssen. Aus einem
jetzt vermauerten Gesimse am westlichen Giebel lässt sich nämlich schliessem
dass die Giebeldächer der Seitenschiffe früher nicht an die Sargmauern eines Hochbaues
stiessen, sondern gegen das Satteldach des Mittelschiffes ausliefen. Wie die Stich-
bögen der Oberlichter beweisen, dürfte .die Erhöhung des Mittelschiffes (welches
also ursprünglich mit den Seitenschiffen von gleicher Höhe war) frühestens gegen
Ende des 15. Jahrh. vorgenommen worden sein, also nach der Verlegung des
Collegiatstiftes von Dorla nach der Bergkirche, wodurch letzterer reichere Ein-
nahmen zugeflossen sein werden. Die Veranlassung zu diesem Umbau ist unbe-
kannt, wenn nicht etwa die Kirche bei dem Stadtbrande von 1506, mit vom Feuer
ergriffen, ihre alten Dächer verloren haben sollte. Die Erhöhung der Mittelschiff-
wände, die sich selbstverständlich auch auf die Umfassungsmauern des Altarraums
erstrecken musste, dessen drei östliche Fenster, wie im Innern deutlich zu erkennen
ist, ebenfalls eine Erhöhung erfuhren, betrug nur so viel, wie die Firste der
kleinen Giebeldächer erheischten, es konnten daher die Oberlichter, wie bei Basili-
kalbauten Regel ist, nicht lothrecht über den Seitenschifffenstern angebracht werden,
sondern wurden seltsamerweise zwischen die Giebeldächer gestellt. Obgleich nun
durch die Erhöhung das Innere des früher zu gedrückten Mittelschiffes gewonnen
hatte, und auch eine bessere Entwässerung der Bedachungen erreicht war, so ge-
rieth doch der Architect an der Westseite der Kirche, die deshalb etwas confus
erscheint, in Verlegenheit. Der Kirchengiebel ist halb abgewalmt und ein Stück
davon abgeschnitten, um das in Verbindung mit dem Thurm stehende Wendel-
stiegengehäuse sich frei entwickeln zu lassen. —Während die frühere Hallenkirche
sicherlich überwölbt gewesen war, wobei freilich der Mangel der Strebepfeiler am
Chore auffällig erscheint, so hat doch der jetzige Bau nur Iiolzdecken, die aus
Brettcassetten bestehen, welche auf die Balken genagelt sind, und gewiss erst zu-
gleich mit der im J. 1535 der nördlichen Chorseite angebauten Sacristei entstanden
sein werden.
Der Thurm (vergl. Fig. 20), dessen Besprechung noch erübrigt, schiebt sich
ohne organische Entwicklung in che südwestliche Ecke des Schiffes, fluchtrecht mit
der Aussenwand und durch offene Bögen nördlich mit dem Mittelschiffe und
östlich mit dem südlichen Seitenschiffe verbunden. Statt, wie man voraussetzen
sollte, nur ein Quadrat des Seitenschiffes einzunehmen, greift er nicht unbedeu-
tend über'dieses Maass und scheint deshalb der Rest eines älteren Baues zu sein,
an den das jetzige Schiff angesetzt ist. Der viereckige Unterbau des „Bergthurmes“,
wie er genannt wird, ist 32m hoch und zu vier Stockwerken angelegt, von denen
das untere als Würfel erscheint, jedes der 3 höheren, etwas gedrückt, in demVer-
hältniss von 3:4. Die Gurtgesimse der Etagen (vgl. Fig. 30, S. 47.) sind tief unter-
schnittene Wasserschrägen und von guter Wirkung; die unteren Geschosse sind nur
mit kleinen Lichtöffnungen versehen, das obere Stockwerk hat auf jeder Seite ein
grosses dreitheiliges, im Bogenfelde mit Vierpässen gefülltes Spitzbogenfenster, und
das einfach gegliederte Hauptgesims (Fig. 30.) ladet kräftig aus.
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Das Innere der Kirche ist sehr einfach. Die Stützen der breitleibigen
Scheidbögen der Schiffe sind schlicht achteckig; der Friss ist einfach ans Platte
und Schräge gebildet, und oben leitet eine karniesartige Gliederung zu ihren pris-
matischen Kämpfern über. Eine genauere Betrachtung leimt übrigens, dass
ursprünglich die drei Schiffe von gleicher Höhe gewesen sein müssen. Aus einem
jetzt vermauerten Gesimse am westlichen Giebel lässt sich nämlich schliessem
dass die Giebeldächer der Seitenschiffe früher nicht an die Sargmauern eines Hochbaues
stiessen, sondern gegen das Satteldach des Mittelschiffes ausliefen. Wie die Stich-
bögen der Oberlichter beweisen, dürfte .die Erhöhung des Mittelschiffes (welches
also ursprünglich mit den Seitenschiffen von gleicher Höhe war) frühestens gegen
Ende des 15. Jahrh. vorgenommen worden sein, also nach der Verlegung des
Collegiatstiftes von Dorla nach der Bergkirche, wodurch letzterer reichere Ein-
nahmen zugeflossen sein werden. Die Veranlassung zu diesem Umbau ist unbe-
kannt, wenn nicht etwa die Kirche bei dem Stadtbrande von 1506, mit vom Feuer
ergriffen, ihre alten Dächer verloren haben sollte. Die Erhöhung der Mittelschiff-
wände, die sich selbstverständlich auch auf die Umfassungsmauern des Altarraums
erstrecken musste, dessen drei östliche Fenster, wie im Innern deutlich zu erkennen
ist, ebenfalls eine Erhöhung erfuhren, betrug nur so viel, wie die Firste der
kleinen Giebeldächer erheischten, es konnten daher die Oberlichter, wie bei Basili-
kalbauten Regel ist, nicht lothrecht über den Seitenschifffenstern angebracht werden,
sondern wurden seltsamerweise zwischen die Giebeldächer gestellt. Obgleich nun
durch die Erhöhung das Innere des früher zu gedrückten Mittelschiffes gewonnen
hatte, und auch eine bessere Entwässerung der Bedachungen erreicht war, so ge-
rieth doch der Architect an der Westseite der Kirche, die deshalb etwas confus
erscheint, in Verlegenheit. Der Kirchengiebel ist halb abgewalmt und ein Stück
davon abgeschnitten, um das in Verbindung mit dem Thurm stehende Wendel-
stiegengehäuse sich frei entwickeln zu lassen. —Während die frühere Hallenkirche
sicherlich überwölbt gewesen war, wobei freilich der Mangel der Strebepfeiler am
Chore auffällig erscheint, so hat doch der jetzige Bau nur Iiolzdecken, die aus
Brettcassetten bestehen, welche auf die Balken genagelt sind, und gewiss erst zu-
gleich mit der im J. 1535 der nördlichen Chorseite angebauten Sacristei entstanden
sein werden.
Der Thurm (vergl. Fig. 20), dessen Besprechung noch erübrigt, schiebt sich
ohne organische Entwicklung in che südwestliche Ecke des Schiffes, fluchtrecht mit
der Aussenwand und durch offene Bögen nördlich mit dem Mittelschiffe und
östlich mit dem südlichen Seitenschiffe verbunden. Statt, wie man voraussetzen
sollte, nur ein Quadrat des Seitenschiffes einzunehmen, greift er nicht unbedeu-
tend über'dieses Maass und scheint deshalb der Rest eines älteren Baues zu sein,
an den das jetzige Schiff angesetzt ist. Der viereckige Unterbau des „Bergthurmes“,
wie er genannt wird, ist 32m hoch und zu vier Stockwerken angelegt, von denen
das untere als Würfel erscheint, jedes der 3 höheren, etwas gedrückt, in demVer-
hältniss von 3:4. Die Gurtgesimse der Etagen (vgl. Fig. 30, S. 47.) sind tief unter-
schnittene Wasserschrägen und von guter Wirkung; die unteren Geschosse sind nur
mit kleinen Lichtöffnungen versehen, das obere Stockwerk hat auf jeder Seite ein
grosses dreitheiliges, im Bogenfelde mit Vierpässen gefülltes Spitzbogenfenster, und
das einfach gegliederte Hauptgesims (Fig. 30.) ladet kräftig aus.