14
Kreis Weissenfels.
Auf dem Thurme befinden sich 3 Glocken von 1,05, 0,81 und 0,63111 Durch-
messer. Die grosse Glocke hat oben herum folgende Minuskelinschrift:
anno . iuti . m . rare . iii . il|s . fflitcta . niuta . faitctit* iitidjad .
frtiirtuö fclmliiitnus . fttictus autljaniuö.
Die mittlere Glocke ist ohne Schrift, und die kleine lässt auf die beiden Majuskeln
RS eine rings umlaufende Reihe von zum Th eil auf dem Kopfe stehenden Minuskeln
a-aGmnuiiJjJjJcctjü*)
folgen, deren Deutung nicht gelingen will. Die drei auf einander folgenden X,
die vier t hinter einander, sowie die drei C könnten wohl auf eine Jahreszahl deuten,
wenn nicht die 4 f und die 3 f dem Ganzen einen lediglich decorativen Charakter
zu geben schienen.
(Ober -) Greislau.
Kirchdorf, 3 Km. südlich von Weissenfels am oberen Ende einer Bergschlucht
gelegen, und zwar neben dem Dorfe Untergreislau (s. d.), dessen Flur bei grossem
Wasser der Ueberschwemmung des sehr reissend werdenden Greiseibaches aus-
gesetzt ist.
Die Kirche war im Mittelalter unter dem Patronat der Können zu Langen-
dorf, sie hatte früher einen eigenen Pfarrer und wurde erst 1758 Filial von Unter-
greislau; ihr Titelheiliger soll der h. Cyriacus gewesen sein. Als Ueberrest eines
früheren romanischen Baues erscheint die auf der Südseite befindliche Kundbogen-
thür (Fig. 4 siehe nebenstehend). Sowohl die Capitäle der Säulen (b. c.) in den
abgetreppten Gewänden (besonders die Diamantverzierung auf den Palmettenrippen),
wie auch die Gliederung des halbkreisförmigen Deckbogens sprechen für die Ent-
stehung im 12. Jahrhundert, womit auch die reiche Ausstattung des Tympanums (a.)
üb er ein stimmt. Letzteres ist mit einem breiten Arabeskenfries umzogen, dessen
stilgemässes Blattwerk sich an Weintraubenranken ansetzt, die oben unsymmetrisch
angebrachte Bestiengruppen umschlingen. Das Bogenfeld wird von diesem Fries
durch ein cordonnirtes Rundstäbchen getrennt und zeigt en relief in der Mitte
das von den geflügelten Evangelisten Zeichen umgebene, auf Bergen wandelnde
und rückwärts bückende nimbirte Gotteslamm, welches mit dem rechten Yorder-
fusse ein senkrecht aufsteigendes nimbirtes Triumphkreuz emporhält und mit dem
linken, wie auch die Evangelistenzeichen, ein Buch trägt. Die Ausführung ist
leidlich ungeschickt. Im Innern der Kirche deuten nur einige Kämpfer (d. e.) im
Altarraume auf die Entstehung in der romanischen Periode, während die Ueber-
wölbung selbst wohl nicht mehr die ursprüngliche ist. Der westlich stehende
Thurm mit seiner Eselsrückenthür rührt erst aus dem Spätmittelalter her. Fig. 5
(siehe nebenstehend) zeigt das Profil des Gewändes und die wiederholt an der
Thür vorkommenden Steinmetzzeichen; in Fig. 4f. ist der Schlussstein und g. das
Rippenprofil der inneren Thurmhalle skizzirt.
*) Die von dieser Inschrift im Anzeiger des German. Museums 186?» Nr. 9 p. 324 gegebene
Abbildung ist unvollständig; sie lässt die Majuskeln ganz weg und giebt von den 21 Minuskeln
nur 18 wieder, weil die Glocke in einem dunklen Kaum bängt, und ein Abdruck der ganzen
Inschrift erst später genommen werden konnte.
Kreis Weissenfels.
Auf dem Thurme befinden sich 3 Glocken von 1,05, 0,81 und 0,63111 Durch-
messer. Die grosse Glocke hat oben herum folgende Minuskelinschrift:
anno . iuti . m . rare . iii . il|s . fflitcta . niuta . faitctit* iitidjad .
frtiirtuö fclmliiitnus . fttictus autljaniuö.
Die mittlere Glocke ist ohne Schrift, und die kleine lässt auf die beiden Majuskeln
RS eine rings umlaufende Reihe von zum Th eil auf dem Kopfe stehenden Minuskeln
a-aGmnuiiJjJjJcctjü*)
folgen, deren Deutung nicht gelingen will. Die drei auf einander folgenden X,
die vier t hinter einander, sowie die drei C könnten wohl auf eine Jahreszahl deuten,
wenn nicht die 4 f und die 3 f dem Ganzen einen lediglich decorativen Charakter
zu geben schienen.
(Ober -) Greislau.
Kirchdorf, 3 Km. südlich von Weissenfels am oberen Ende einer Bergschlucht
gelegen, und zwar neben dem Dorfe Untergreislau (s. d.), dessen Flur bei grossem
Wasser der Ueberschwemmung des sehr reissend werdenden Greiseibaches aus-
gesetzt ist.
Die Kirche war im Mittelalter unter dem Patronat der Können zu Langen-
dorf, sie hatte früher einen eigenen Pfarrer und wurde erst 1758 Filial von Unter-
greislau; ihr Titelheiliger soll der h. Cyriacus gewesen sein. Als Ueberrest eines
früheren romanischen Baues erscheint die auf der Südseite befindliche Kundbogen-
thür (Fig. 4 siehe nebenstehend). Sowohl die Capitäle der Säulen (b. c.) in den
abgetreppten Gewänden (besonders die Diamantverzierung auf den Palmettenrippen),
wie auch die Gliederung des halbkreisförmigen Deckbogens sprechen für die Ent-
stehung im 12. Jahrhundert, womit auch die reiche Ausstattung des Tympanums (a.)
üb er ein stimmt. Letzteres ist mit einem breiten Arabeskenfries umzogen, dessen
stilgemässes Blattwerk sich an Weintraubenranken ansetzt, die oben unsymmetrisch
angebrachte Bestiengruppen umschlingen. Das Bogenfeld wird von diesem Fries
durch ein cordonnirtes Rundstäbchen getrennt und zeigt en relief in der Mitte
das von den geflügelten Evangelisten Zeichen umgebene, auf Bergen wandelnde
und rückwärts bückende nimbirte Gotteslamm, welches mit dem rechten Yorder-
fusse ein senkrecht aufsteigendes nimbirtes Triumphkreuz emporhält und mit dem
linken, wie auch die Evangelistenzeichen, ein Buch trägt. Die Ausführung ist
leidlich ungeschickt. Im Innern der Kirche deuten nur einige Kämpfer (d. e.) im
Altarraume auf die Entstehung in der romanischen Periode, während die Ueber-
wölbung selbst wohl nicht mehr die ursprüngliche ist. Der westlich stehende
Thurm mit seiner Eselsrückenthür rührt erst aus dem Spätmittelalter her. Fig. 5
(siehe nebenstehend) zeigt das Profil des Gewändes und die wiederholt an der
Thür vorkommenden Steinmetzzeichen; in Fig. 4f. ist der Schlussstein und g. das
Rippenprofil der inneren Thurmhalle skizzirt.
*) Die von dieser Inschrift im Anzeiger des German. Museums 186?» Nr. 9 p. 324 gegebene
Abbildung ist unvollständig; sie lässt die Majuskeln ganz weg und giebt von den 21 Minuskeln
nur 18 wieder, weil die Glocke in einem dunklen Kaum bängt, und ein Abdruck der ganzen
Inschrift erst später genommen werden konnte.