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Kreis Weissenfels.
ligen Gefässe derselben (vergl. das Yerzeichniss bei Hey den reich S. 129 —132)
aufbewahrt, unter denen sich durch Alter und Schönheit ein inschriftlich aus dem
J. 1488 herrührender Kelch auszeichnet. Zwei andere Kelche, deren Küsse aus
der Mitte des 16. Jahrh. stammen, rühren in ihren Obertheilen aus späterer Zeit
her. Ein Kelch von 1566 ist nicht werthvoll. Eine jüngere Hostienkapsel ist mit
einer spätmittelalterlichen Passionsgruppe geschmückt.
Die 4 Glocken der »Kirche haben 1,67, 1,41, 1,07 und 0,86m Durchmesser und
sind von J. Christoph Pi scher in Zeitz 1718 gegossen. Die auf bewahrten Inschriften
der beim Brande des Thurm es 1718 zu Grunde gegangenen alten Glocken sind bei
Heydenreich S. 121 ff. abgedruckt. Ebendaselbst S. 120 findet sich auch ein
Schreiben (Gevatterbrief) der Altarleute der Kirche von 1423, in welchem der
Merseburger Stadtrath gebeten wird, bei der Taufe der damals umgegossenen
grossen Glocke Pathe zu stehen.
Hauptquelle für die Geschichte der Stadtkirche, aus welcher Otto und Heyden-
reich ihre Angaben zumeist geschöpft haben, ist die selten gewordene, 5 Quartbogen
starke Jubelschrift des Superint. I). Job. Schieferdecker, Erneuertes Gedächtniss
des Weisscnfelsischen Zion , oder eigentliche Beschreibung der Pfarrk. zu U. 1. Fr. in
Weissenfels etc. Weissenfels 1704.
II. Die Klosterkirche und das St. Clarenkloster.
Nicht lange vor seinem 1285 erfolgten Tode gründete Markgraf Dietrich der
Weise von Landsberg, als Besitzer der Grafschaft Weissenfels, in Gemeinschaft mit
seiner Gemahlin Helene, einer brandenburgischen Prinzessin, deren Beichtiger ein
Franziskaner war, zu St. Nicolai ausserhalb der Stadt Weissenfels ein Kloster der
h. Clara für Nonnen dieses Ordens. Die Grundsteinlegung fand unter grossen
Feierlichkeiten unter persönlicher Betheiligung des Stifterpaares, ihrer Tochter
Sophie und des Erzb. Erich von Magdeburg (eines Bruders der Markgräfin Helene)
statt. Der Markgraf schenkte zum Bau 2000 Mark und rief Steinmetzen, Maurer
und Zimmerleute herbei, wobei ihm das Land zu Hilfe kommen musste mit
Heranfahren der Steine und des Bauholzes und mit Graben. Alles was die Werk-
leute bedurften, wurde ihnen freiwillig gegeben, und bei solchen Kräften und
Mitteln gelangte das Kloster rasch zur Tollen düng, die jedoch der Stifter, welcher
auf einer Reise plötzlich starb, nicht mehr erlebte, so dass die Einweihung erst
acht Monate nach seinem Tode, am 4. October 1285, als am Tage des h. Franz,
erfolgen konnte. Seine Gemahlin, die als Witwe fortwährend auf dem Weissen-
felser Schlosse residirte, begünstigte die Stiftung in jeder Weise, und sein Sohn
und Nachfolger Friedrich der Stammler, bestätigte die Privilegien des Klosters, in
welches seine Schwestern Sophie und Gertrud als Nönnen traten. Er selbst starb
1291 und wurde bei den Frauen zu S. Niclas in der Klosterkirche begraben. Bei
den nach seinem Ableben eingetretenen Streitigkeiten über die Erbfolge kam Land-
graf Dietrich der Jüngere (Dietzmann) in Streit mit der Markgräfin-Witwe Helene,
deren Feinde ihre Wutli an ihrer schutzlosen Lieblingsstiftung auszulassen suchten.
Das Kloster wurde mehrfach in Brand gesteckt, und die Nonnen mussten auf das
Schloss flüchten. Dies veranlasste die Markgräfin nach wiederhergestelltem Frieden
das Kloster aus der Vorstadt in die Stadt selbst zu verlegen. Ein Theil der Ge-
bäude des ersten Klosters wurde niedergerissen, und die Bewohnerinnen bezogen
Kreis Weissenfels.
ligen Gefässe derselben (vergl. das Yerzeichniss bei Hey den reich S. 129 —132)
aufbewahrt, unter denen sich durch Alter und Schönheit ein inschriftlich aus dem
J. 1488 herrührender Kelch auszeichnet. Zwei andere Kelche, deren Küsse aus
der Mitte des 16. Jahrh. stammen, rühren in ihren Obertheilen aus späterer Zeit
her. Ein Kelch von 1566 ist nicht werthvoll. Eine jüngere Hostienkapsel ist mit
einer spätmittelalterlichen Passionsgruppe geschmückt.
Die 4 Glocken der »Kirche haben 1,67, 1,41, 1,07 und 0,86m Durchmesser und
sind von J. Christoph Pi scher in Zeitz 1718 gegossen. Die auf bewahrten Inschriften
der beim Brande des Thurm es 1718 zu Grunde gegangenen alten Glocken sind bei
Heydenreich S. 121 ff. abgedruckt. Ebendaselbst S. 120 findet sich auch ein
Schreiben (Gevatterbrief) der Altarleute der Kirche von 1423, in welchem der
Merseburger Stadtrath gebeten wird, bei der Taufe der damals umgegossenen
grossen Glocke Pathe zu stehen.
Hauptquelle für die Geschichte der Stadtkirche, aus welcher Otto und Heyden-
reich ihre Angaben zumeist geschöpft haben, ist die selten gewordene, 5 Quartbogen
starke Jubelschrift des Superint. I). Job. Schieferdecker, Erneuertes Gedächtniss
des Weisscnfelsischen Zion , oder eigentliche Beschreibung der Pfarrk. zu U. 1. Fr. in
Weissenfels etc. Weissenfels 1704.
II. Die Klosterkirche und das St. Clarenkloster.
Nicht lange vor seinem 1285 erfolgten Tode gründete Markgraf Dietrich der
Weise von Landsberg, als Besitzer der Grafschaft Weissenfels, in Gemeinschaft mit
seiner Gemahlin Helene, einer brandenburgischen Prinzessin, deren Beichtiger ein
Franziskaner war, zu St. Nicolai ausserhalb der Stadt Weissenfels ein Kloster der
h. Clara für Nonnen dieses Ordens. Die Grundsteinlegung fand unter grossen
Feierlichkeiten unter persönlicher Betheiligung des Stifterpaares, ihrer Tochter
Sophie und des Erzb. Erich von Magdeburg (eines Bruders der Markgräfin Helene)
statt. Der Markgraf schenkte zum Bau 2000 Mark und rief Steinmetzen, Maurer
und Zimmerleute herbei, wobei ihm das Land zu Hilfe kommen musste mit
Heranfahren der Steine und des Bauholzes und mit Graben. Alles was die Werk-
leute bedurften, wurde ihnen freiwillig gegeben, und bei solchen Kräften und
Mitteln gelangte das Kloster rasch zur Tollen düng, die jedoch der Stifter, welcher
auf einer Reise plötzlich starb, nicht mehr erlebte, so dass die Einweihung erst
acht Monate nach seinem Tode, am 4. October 1285, als am Tage des h. Franz,
erfolgen konnte. Seine Gemahlin, die als Witwe fortwährend auf dem Weissen-
felser Schlosse residirte, begünstigte die Stiftung in jeder Weise, und sein Sohn
und Nachfolger Friedrich der Stammler, bestätigte die Privilegien des Klosters, in
welches seine Schwestern Sophie und Gertrud als Nönnen traten. Er selbst starb
1291 und wurde bei den Frauen zu S. Niclas in der Klosterkirche begraben. Bei
den nach seinem Ableben eingetretenen Streitigkeiten über die Erbfolge kam Land-
graf Dietrich der Jüngere (Dietzmann) in Streit mit der Markgräfin-Witwe Helene,
deren Feinde ihre Wutli an ihrer schutzlosen Lieblingsstiftung auszulassen suchten.
Das Kloster wurde mehrfach in Brand gesteckt, und die Nonnen mussten auf das
Schloss flüchten. Dies veranlasste die Markgräfin nach wiederhergestelltem Frieden
das Kloster aus der Vorstadt in die Stadt selbst zu verlegen. Ein Theil der Ge-
bäude des ersten Klosters wurde niedergerissen, und die Bewohnerinnen bezogen