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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0317

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Eigenrieden. Eigenrode. Falken.

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Ton dem im Schiffe aufgestellten plumpen und wohl sehr alten Taufstein
dürfte ebenfalls die über den Ursprung des Altarschreins ausgesprochene Yer-
muthung gelten.
Yon den beiden auf dem Thurme befindlichen Glocken ist die grosse von
0,70m Durchmesser 1860 von C. F. Ulrich in Apolda gegossen, die kleine von
0,53m Durchmesser von Johannes Ulrich in Hersfelt 1681; auf letzterer ist der
Ortsname „Engenried“ geschrieben.
Nördlich vom Dorfe, am Landgraben, zwischen Eigenrode und Hüpstedt,
steht eine noch erhaltene Warte (s. oben S. 1 Anm. 2).
Falken.
Kirchdorf, 17 Km. südwestlich von Mühlhansen in der Ganerbschaft Trefurt
am rechten Ufer der Werra, 1104 Falchanaha, 1243 Yalkene. Der Platz, auf dem
Kirche, Pfarre und Schule stehen, wird „das güldene Stift“ genannt, und der
örtlichen Sage zufolge befand sich hier ein Collegiatstift, das aber sonst ganz un-
bekannt ist; es steht nur fest, dass Erzb. Ruthardt von Mainz 1104 bei oder in
„Folchanaha“ eine von ihm damals gegründete Kapelle mit 3 Hufen Landes vor
Schnellmannshausen ausstattete, in welchem Orte die Falkener Pfarrei noch gegen-
wärtig mehrere Realberechtigungen geniesst. Wegen seiner Betheiligung an dem
Bauernaufruhr musste Falken 1525 200 Gulden Busse zahlen, und hatte nach
Einführung der Kirchenverbesserung im J. 1527 bald einen lutherischen, bald
wieder einen refonnirten Pfarrer, da die verschiedenen Confessionen angehörigen Gan-
erben (Kurmainz, Kursachsen und Hessen) über das Besetzungsrecht im heftigen
Kampfe mit einander lagen. 1863 äscherte ein Brand fast das ganze Dorf ein.
Die dem h. Martin geweihte Kirche besteht aus dem frühgothischen Chor
und dem zufolge der eingehauenen Jahreszahl UtCCCfC nebst Thurm im J. 1500 er-
bauten spätgothischen Schiff. Der Chor ist fast quadratisch, bei 9,75m Länge und
9,50m Breite, das Schiff ist 18m lang und nur. 7,50m breit. Der Thurm steigt
über einer quadratischen Grundfläche von 8m Seitenlänge in Mauern bis 32m auf
und ist mit einer etwa 18m hohen, schlanken, sich zwischen vier ähnlichen Eck-
thürmchen erhebenden Mittelspitze gekrönt. (Yergl. Bickenriede S. 9). Haupt-
reparaturen der Kirche fanden 1845 46 statt.
Auf dem Altar befindet sich ein geschnitzter Schrein mit Christi Grablegung
zwischen der Yerkündigung und der Auferstehung. Die gemalten Seitenklappen
sind nicht ganz passend restaurirt.
Auf dem Thurme hängen vier Glocken von 1,31 1,03 0,76 und 0,35ra Durch-
messer. Die grosse Glocke ist neu und erst 1877 von Ulrich in Apolda gegossen;
auf der zweiten steht in Minuskeln:
reiFum öontint manet in etermtm anno bni m pc bi qo* nt e t.
Yon den letzten Buchstaben wird nt = mich heissen sollen, e und i aber dürften
dann als die Initialen des Giessernamens zu deuten sein. Die dritte Glocke hat
folgende deutsche Inschrift in auf den Kopf gestellten Majuskeln:
BOA ° 410001319 ° Hmmmro * eibeex ° eibehi +
d. i. Maria (3 mal) aller Gnaden voll.
Auf der kleinen Glocke steht nichts.

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