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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0318

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Kreis Mühlhausen.

Die sehr alte romanische Bonifaciuskapelle auf dem Gottesacker ist leider,
nachdem sie bei dem Feuer von 18615 völlig ausgebrannt war und die Sandstein-
mauern sehr gelitten hatten, abgetragen worden, es könnte die oben erwähnte, von
Erzb. Ruthardt gegründete Kapelle gewesen sein. Einige conservirte Capitäle
wurden im J. 1871 noch auf bewahrt.1
Das Schlösschen“ ist das jetzt in Privatbesitz übergegangene ehemalige
Gerichtshaus der unweit Falken auf dem Keudelstein ansässigen Herren von
Kendel, die schon im 15. Jahrh. den Blutbann über Falken als thüringisches Lehn
besassen. Das Gebäude ist im Erdgeschoss massiv, im Oberstock Fachwerk, und
neben der Thür befinden sich zwei in Stein gehauene Wappen mit der Jahres-
zahl 1556. Ausserdem ist über der Thür eine Inschriftplatte aus dem J. 1756 an-
gebracht,, die einen damals das Schlösschen bewohnenden v. KeudeTschen Richter
namhaft macht. -— In dem an der „Junkerstrasse“ des Dorfes belegenen, ehemals
wahrscheinlich einem ritterbürtigen Geschlechte, jetzt einem Ackersmann gehörigen
„Junkerhause“ hat sich noch eine spitzbogige Sandsteinpforte erhalten, und unter
der Thorfahrt ein Stein mit der Jahreszahl 1528.
In dem zweistöckigen Fachwerkbau der am Anger belegenen Gemeinde-
schenke ist an der Giebelseite ein alter Balken mit der Jahreszahl 1600 verwendet,
als vielleicht einziger Ueberrest des ursprünglichen Baues.
Auf einem freien Platze im oberen Theil des Dorfes ragt ein altes Steinkreuz
noch etwa 0,60™ aus der durch Ueberschwemmungen angeschlemmten Erde her-
vor; die ganze Höhe desselben soll gegen 2™ betragen haben.
Fanlungen.
Kirchdorf, 15 Km. westlich von Mühlhausen, im Eichsfelde innerhalb einer
sehr engen, waldigen Schlucht gelegen, im Yolksmunde Fülungen, Filial von
Langenfeld im Kr. Heiligenstadt, kommt in einem Güterverzeichnisse des Schlosses
Bischofstein vom J. 1358 (Duval S. 364) vor und soll erst in späterer Zeit ent-
standen sein.
Die dem h. Martin «weihte Kirche ist 1753 umgebaut. In der Nähe der
Orgel sind einzelne geschnitzte Figuren (die zwölf Apostel und S. Ottilia) als Reste
eines Altarschreins aufgestellt. Der etwas baroke Taufstein zeigt den Geschmack
des 18. Jahrhunderts. Einige Oelbilder sind ganz werthlos.
Die beiden Glocken von 0,78 und 0,65™ Durchmesser sind erst aus den
Jahren 1832 und 1877.
Felchta.
Kirchdorf im Gebiete von Mühlhausen, 2 Km. südwestlich von dieser Stadt,
1001 Veliliede, um 1160 Felichi.de, 1253 Yeligede, 1268 Yelchede, 1293 Welchede,
1294 Yelchide, 1315 Yelchte geschrieben. Der Ort soll schon im 8. Jahrh. existirt
haben und wird. unter denen genannt, die im 9. Jahrh. als dem Kloster Fulda

1 Nach einer gütigen Mittheilung des Herrn Landarmen-Directors Freih. von Wintzinge-
roda-Knorr in Merseburg.
 
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