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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0346

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Kreis Mühlhausen

er im Chore der Kirche begraben, wie ein dort noch vorhandener Denkstein be-
zeugt. — Aus dem J. 1814 erfahren wir von einer Messstiftung bei einem neben
dem Altäre des h. Kreuzes neu errichteten Altäre (Hercjuet Nr. 670), und aus
dem J. 1319 von einer argen Schlägerei, welche bei Gelegenheit eines Begräb-
nisses in der Kirche zwischen den Deutschordensbrüdern und den Prediger-
mönchen stattfand (Herquet, Kristan von Mühlh. S. 51). — Auf diese wenigen
geschichtlichen Notizen in Beziehung auf die Zeitstellung des auf uns ge-
kommenen Kirchengebäudes beschränkt, sehen wir uns im übrigen auf die aus der
Beschreibung desselben sich ergebenden Resultate angewiesen.
Zunächst ist aus geschichtlichen Gründen die Annahme berechtigt, dass die
jetzige Kirche nicht die erste auf dieser Stelle gewesen sein wird; es ist derselben,
wie die sachkundige Betrachtung ergiebt, eine kreuzförmige romanische Basilika
von wesentlich gleichen Plächenmaassen vorangegangen, deren Grundriss sich mit
grosser Wahrscheinlichkeit wie Big. 24 nach dem Netze des Würfels darstellte,

Fig 24.


mit westlicher Hinzufügung eines Quadrates zur üblichen Verlängerung des Schiffes.
Die halb so breiten Seitenschiffe setzten sich jenseits des Querhauses, wie aus
den zum Theil beibehaltenen Fundamenten zu entnehmen, neben dem Chore fort und
waren wie dieses östlich mit einer Absis geschlossen. Westlich legte sich ein Rechteck
vor, welches mit dem Hauptportale im mittleren Drittel eine quadratische Vor-
halle bildete und über den Seitenquadraten zweien Thürmen als Unterbau diente.
Dieser kastenartige, 14,4m hohe Westbau, der oben unter dem Kranzgesims mit
dem Rnndbogenfries besäumt ist, erscheint als der einzige noch vorhandene Ueber-
rest. der voraussetzlichen früheren romanischen Basilika,1 wenn derselbe nicht

1 An der Südseite des Unterbaues befinden sich zwei Rundbogenfenster über einander, die
hei Putt rieh Bl. 11 g und f im grösseren Maasstabe abgebildet sind. Das untere ist einfach
im Uebergangsstil mit Ringsäulen am Gewände; das obere ist zweigetheilt mit einer freien
Mittelsäule und den entsprechenden Wandsäulen. Diese Architektur liegt ganz vorn, wie vor-
geblendet, in der Mauerfläche, und hinter der Mittelsäule steht noch mitten auf der Fenstersohl-
bank eine stärkere kürzere Theilungssäule unter einem niedrigeren Kuppelfenster (vergl. Fig. 25),
das von einem älteren Bau beibehalten sein könnte, da sich kaum annehmen lässt, dass eine
solche Doppelanlage gleicher Zeit angehören sollte. Ganz dieselbe Bewandtniss hat es. mit
dem auf der Nordseite des Unterbaues in gleicher Höhe angeordneten zweigeteilten Fenstern
 
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