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Kreis Mühlhausen.
schmückt, die beiden anderen Felder.mit eingehauenen Inschriften in Versal-
buchstaben. Links steht in 7 Zeilen:
Heinrich Hesse Jacob Wvrstschmit Andreas Jacob Christoph Dress
Allen Gefallen | bedarf Kunst. | MDCIX.
Rechts ist zu lesen:
V(erbum). D(omini) . M(anet) . I(n). ZE(terniun) . | Anacharsis dixit.1 Primum
poculum quod infunditur | sanitatis bibi alterum I ebrietatis tertium insaniae
nihil enim similius j insano quam ebrius | Allein Gott die Ehre. |
Unter dem Wappen steht nochmals die Jahreszahl: Anno domini | 1609
und daneben die Rainen: Christof Saltzmann Christian Mornwig Johann Rinck.
In dem Zimmer der Stadtverordneten befindet sich ein schöner alter Tisch,
welcher an den die beiden schmalen Seiten der rechteckigen Tafel senkrecht ab-
schliessenden schweren eichenen Platten dicht mit eingeschnittenen vortrefflichen
Ornamenten bedeckt ist. Rach dem Muster dieses für die Stadtverordneten noch
im Gebrauche befindlichen Tisches hat der Grossherzog von Sachsen einen Tisch
für die Wartburg anfertigen lassen.
Yergl. Hochbaum, Bericht über die Verwaltung etc. der Stadt Treffurt
(Mühlh. 1861), wo sich S. 88—60 eine ..Chronologische Uebersicht der Geschichte
Treffurts“ findet
Wachstedt.
Pfarrkirchdorf im Eichsfelde, 17,5 Km. westuordwestlich von Mühlhausen, 1134
Wachsteti; 1162 kommt ein Budolpus miles de Wachstete (Wolf, Polit. Gesell. I. Urk.
Rr. 9) vor, und 1334 die vüla Wachstete (Herquet Rr. 860); doch gab es noch
ein anderes Dorf dieses Ramens, welches aber schon im 16. Jahrh. nur als Wüstung
erwähnt wird (Wolf, a. a. 0. S. 138). Wachstedt wurde im 30jährigen Kriege
völlig zerstört. — Die Kirche ist 1840 — 1845 neu erbaut. Auf dem Thurme der-
selben sind zwei Glocken von 0,82 und 0,70m Durchmesser, die grössere 1821 von
Christoph See, die kleinere 1856 von den Gebr. See (in Kreuzburg) gegossen.
Pilial von Wachstedt ist das am Fusse des Gleichensteins in tiefer Wald-
einsamkeit belegene Wallfahrtskirchlein, Kapelle Hagis, gewöhnlich „das
Klitschen“ genannt (Abbild, bei Duval zu S. 273). Die Kapelle, im Osten drei-
seitig geschlossen und mit einem westlich aus dem Dache aufsteigenden niedrigen
Spitzthurme versehen, ist erst im vorigen Jahrh. erbaut. Die Hauptwallfahrten
finden am Tage Mariae Heimsuchung statt.
1 Ungeachtet aller Bemühung von berufener Seite ist es nicht gelungen, die Quelle zu
ermitteln, aus welcher der gelehrte Verfasser der obigen sjmkretistischen Inschrift zu Nutz und
Frommen der Bathskellergäste sein Dictum des scytbischen Weisen entnommen haben mag.
Herr Oberbibliothekar , Hofrath Dr. Förstemann in Dresden, hat mir gütigst zwei ähnliche
Aussprüche des Anacharsis mitgetheilt; Diogenes Laertius I. VIII, 103, in der lateinischen
Uebersetzung: Dixit, vitern uvas tres ferre, primam voluptatis, secundam ebrietatis, tertiam
moeroris. — Claus Celsius, Diss. de Anacbarside Scytha (Upsal. 1712) pag. 14: Docuit,
primum votum poculum sanitatis esse, alterum voluptatis, tertium contvmeliae, ultimum vero
insaniae. H. 0.
Kreis Mühlhausen.
schmückt, die beiden anderen Felder.mit eingehauenen Inschriften in Versal-
buchstaben. Links steht in 7 Zeilen:
Heinrich Hesse Jacob Wvrstschmit Andreas Jacob Christoph Dress
Allen Gefallen | bedarf Kunst. | MDCIX.
Rechts ist zu lesen:
V(erbum). D(omini) . M(anet) . I(n). ZE(terniun) . | Anacharsis dixit.1 Primum
poculum quod infunditur | sanitatis bibi alterum I ebrietatis tertium insaniae
nihil enim similius j insano quam ebrius | Allein Gott die Ehre. |
Unter dem Wappen steht nochmals die Jahreszahl: Anno domini | 1609
und daneben die Rainen: Christof Saltzmann Christian Mornwig Johann Rinck.
In dem Zimmer der Stadtverordneten befindet sich ein schöner alter Tisch,
welcher an den die beiden schmalen Seiten der rechteckigen Tafel senkrecht ab-
schliessenden schweren eichenen Platten dicht mit eingeschnittenen vortrefflichen
Ornamenten bedeckt ist. Rach dem Muster dieses für die Stadtverordneten noch
im Gebrauche befindlichen Tisches hat der Grossherzog von Sachsen einen Tisch
für die Wartburg anfertigen lassen.
Yergl. Hochbaum, Bericht über die Verwaltung etc. der Stadt Treffurt
(Mühlh. 1861), wo sich S. 88—60 eine ..Chronologische Uebersicht der Geschichte
Treffurts“ findet
Wachstedt.
Pfarrkirchdorf im Eichsfelde, 17,5 Km. westuordwestlich von Mühlhausen, 1134
Wachsteti; 1162 kommt ein Budolpus miles de Wachstete (Wolf, Polit. Gesell. I. Urk.
Rr. 9) vor, und 1334 die vüla Wachstete (Herquet Rr. 860); doch gab es noch
ein anderes Dorf dieses Ramens, welches aber schon im 16. Jahrh. nur als Wüstung
erwähnt wird (Wolf, a. a. 0. S. 138). Wachstedt wurde im 30jährigen Kriege
völlig zerstört. — Die Kirche ist 1840 — 1845 neu erbaut. Auf dem Thurme der-
selben sind zwei Glocken von 0,82 und 0,70m Durchmesser, die grössere 1821 von
Christoph See, die kleinere 1856 von den Gebr. See (in Kreuzburg) gegossen.
Pilial von Wachstedt ist das am Fusse des Gleichensteins in tiefer Wald-
einsamkeit belegene Wallfahrtskirchlein, Kapelle Hagis, gewöhnlich „das
Klitschen“ genannt (Abbild, bei Duval zu S. 273). Die Kapelle, im Osten drei-
seitig geschlossen und mit einem westlich aus dem Dache aufsteigenden niedrigen
Spitzthurme versehen, ist erst im vorigen Jahrh. erbaut. Die Hauptwallfahrten
finden am Tage Mariae Heimsuchung statt.
1 Ungeachtet aller Bemühung von berufener Seite ist es nicht gelungen, die Quelle zu
ermitteln, aus welcher der gelehrte Verfasser der obigen sjmkretistischen Inschrift zu Nutz und
Frommen der Bathskellergäste sein Dictum des scytbischen Weisen entnommen haben mag.
Herr Oberbibliothekar , Hofrath Dr. Förstemann in Dresden, hat mir gütigst zwei ähnliche
Aussprüche des Anacharsis mitgetheilt; Diogenes Laertius I. VIII, 103, in der lateinischen
Uebersetzung: Dixit, vitern uvas tres ferre, primam voluptatis, secundam ebrietatis, tertiam
moeroris. — Claus Celsius, Diss. de Anacbarside Scytha (Upsal. 1712) pag. 14: Docuit,
primum votum poculum sanitatis esse, alterum voluptatis, tertium contvmeliae, ultimum vero
insaniae. H. 0.