Questenberg.
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Schloss und Amt nicht versetzt, so liess er beides durch einen Amtmann ver-
walten. Sein Sohn Friedrich versetzte das Amt anderweitig an Heinrich von Ge-
hofen, dann 1424 an Dietrich von Witzleben, Amtmann zu Sangerhausen, dem er
die Verpflichtung auflegte, die Burg mit 16 reissigen Pferden und mit „wohl ge-
zeugten Weppnern und Schlitzen“ besetzt zu halten. Im Jahre 1436 verkaufte er
Schloss und Amt an Graf Bodo AH. von Stolberg, vorläufig auf AYiederkauf. Der-
selbe versetzte beides 1453 auf 12 Jahre an Hans Knut. Erst 1465 ging Questen-
berg in den dauernden Besitz der Grafen von Stolberg, in welchem es sich jetzt noch
befindet, über jedoch unter sächsischer'Lehnsoberhoheit, wie eine Beihö von Lehn-
briefen bezeugen. In die sich noch in gutem baulichen Zustande befindliche Burg
legte Herzog Wilhelm von Sachsen. 1633 eine Compagnie aufgebotener Landleute
unter dem früher Wallensteinschen Corporal, dem Mühlhäuser Valentin Bothmaler,
um daraus den Buschkleppern und Harzschützen, welche die Wirren des Krieges
zur AVegelagerei benutzten, zu -steuern. Bothmaler wurde 1645 gräflich Stol-
bergscher Forstmeister und Aufseher des Amts Questenberg, als welcher er auch
noch nach dem 30 jährigen Kriege die Burg bewohnte. An Stolberg-Bosla kam
dieselbe 1720. Das Baumaterial (derber Gips) beförderte sehr durch seine geringe
Festigkeit den Verfall der Gebäude, von deren jetzigem Zustande untenstehendes
Bildchen eine Ansicht giebt.
Fig. 50.
Die Erdzunge, auf der die Burg steht, fällt nach drei Seiten steil ab und
hing nur in Nordwesten mit dem sogenannten Klauskopf zusammen, von dem sie
aber durch einen tiefen Graben getrennt wurde. Auf der Südseite, gegen das
Dorf, ist der Abhang mehrfach terrassirt. Spuren von Mauerwerk lassen hier er-
kennen, dass Vorwerke (Thorzwinger oder Vorporten genannt) den auf dieser
Seite befindlichen einzigen Eingang, das in unserm Bildchen sichtbare Thor von
später Thurmform, vertheidigten. Am Bande des zum Theil künstlich gebildeten
Plateau’s läuft die Bingmauer hin, zwischen sich und den Burggebäuden einen
schmalen Zwinger lassend, wie besonders auf der Nordseite noch sehr deutlich
in die Augen fällt. Auf dieser Seite in einer Entfernung von 40® -vom gegen-
überliegenden Thore steht am Bande des Grabens auf zweckentsprechendster Stelle
der runde Bergfried, dessen noch erhaltenes Verliess wie gewöhnlich nur von
oben durch eine Oeffnung im zum Theil noch vorhandenen Kuppelgewölbe zu-
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Schloss und Amt nicht versetzt, so liess er beides durch einen Amtmann ver-
walten. Sein Sohn Friedrich versetzte das Amt anderweitig an Heinrich von Ge-
hofen, dann 1424 an Dietrich von Witzleben, Amtmann zu Sangerhausen, dem er
die Verpflichtung auflegte, die Burg mit 16 reissigen Pferden und mit „wohl ge-
zeugten Weppnern und Schlitzen“ besetzt zu halten. Im Jahre 1436 verkaufte er
Schloss und Amt an Graf Bodo AH. von Stolberg, vorläufig auf AYiederkauf. Der-
selbe versetzte beides 1453 auf 12 Jahre an Hans Knut. Erst 1465 ging Questen-
berg in den dauernden Besitz der Grafen von Stolberg, in welchem es sich jetzt noch
befindet, über jedoch unter sächsischer'Lehnsoberhoheit, wie eine Beihö von Lehn-
briefen bezeugen. In die sich noch in gutem baulichen Zustande befindliche Burg
legte Herzog Wilhelm von Sachsen. 1633 eine Compagnie aufgebotener Landleute
unter dem früher Wallensteinschen Corporal, dem Mühlhäuser Valentin Bothmaler,
um daraus den Buschkleppern und Harzschützen, welche die Wirren des Krieges
zur AVegelagerei benutzten, zu -steuern. Bothmaler wurde 1645 gräflich Stol-
bergscher Forstmeister und Aufseher des Amts Questenberg, als welcher er auch
noch nach dem 30 jährigen Kriege die Burg bewohnte. An Stolberg-Bosla kam
dieselbe 1720. Das Baumaterial (derber Gips) beförderte sehr durch seine geringe
Festigkeit den Verfall der Gebäude, von deren jetzigem Zustande untenstehendes
Bildchen eine Ansicht giebt.
Fig. 50.
Die Erdzunge, auf der die Burg steht, fällt nach drei Seiten steil ab und
hing nur in Nordwesten mit dem sogenannten Klauskopf zusammen, von dem sie
aber durch einen tiefen Graben getrennt wurde. Auf der Südseite, gegen das
Dorf, ist der Abhang mehrfach terrassirt. Spuren von Mauerwerk lassen hier er-
kennen, dass Vorwerke (Thorzwinger oder Vorporten genannt) den auf dieser
Seite befindlichen einzigen Eingang, das in unserm Bildchen sichtbare Thor von
später Thurmform, vertheidigten. Am Bande des zum Theil künstlich gebildeten
Plateau’s läuft die Bingmauer hin, zwischen sich und den Burggebäuden einen
schmalen Zwinger lassend, wie besonders auf der Nordseite noch sehr deutlich
in die Augen fällt. Auf dieser Seite in einer Entfernung von 40® -vom gegen-
überliegenden Thore steht am Bande des Grabens auf zweckentsprechendster Stelle
der runde Bergfried, dessen noch erhaltenes Verliess wie gewöhnlich nur von
oben durch eine Oeffnung im zum Theil noch vorhandenen Kuppelgewölbe zu-
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